Die mutmassliche Enthauptung eines weiteren amerikanischen Journalisten durch die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) löst weltweites Entsetzen aus. Der britische Premier David Cameron sprach von einem «verachtenswerten und barbarischen Mord».
Der französische Präsident François Hollande sagte, die Tat beweise den «schändlichen Charakter der Dschihadisten-Organisation, die die Freiheit infrage stellt und nur den Terror kennt.» Allerdings wiesen beide ausdrücklich darauf hin, dass es noch keine abschliessenden Beweise gebe.
Der vor einem Jahr in Syrien entführte Reporter Steven Sotloff soll aus Rache für die US-Luftangriffe im Irak vor laufender Kamera getötet worden sein, berichtete das US-Forschungsinstitut Site. Es beruft sich dabei auf ein Internet-Video, das die IS ins Netz gestellt habe. Das Institut verfolgt weltweit die Aktivitäten von Terrororganisationen. Die IS-Miliz droht demnach, als nächstes eine britische Geisel umzubringen.
Erst vor knapp zwei Wochen hatten die Extremisten, die weite Landstriche in Syrien und im Irak beherrschen, bereits den US-Journalisten James Foley enthauptet.
Die internationale Journalistenorganisation Committee to Protect Journalists forderte eine Bestrafung der Täter. Die Ermordungen Foleys und Sotloff «waren Kriegsverbrechen, und diejenigen, die sie begangen haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden», teilte sie mit. Sie betonte, Sotloff und Foley «waren Zivilisten, keine Repräsentanten irgendeiner Regierung».
Der 31-jährige Sotloff arbeitete als freier Mitarbeiter für «Time» und «Foreign Policy». Im Dezember 2012 berichtete er etwa über die Situation der Bevölkerung in Aleppo. Er schrieb über die politische Entwicklung in Ägypten, Syrien, Bahrain sowie aus Libyen und aus der Türkei. Er wurde zuletzt im August 2013 in Syrien gesehen.
US-Präsident Barack Obama äusserte sich bislang nicht. Er flog kurz nach der Nachricht zu einem geplanten Besuch ins Baltikum. Anschliessend ist er beim Nato-Gipfel in Wales, wo der Kampf gegen den Terrorismus ebenfalls zur Sprache kommen dürfte. Cameron kündigte für diesen Mittwoch Beratungen mit seinen Sicherheitsexperten an.
Das Weisse Haus wollte am Dienstag die Berichte über Sotloffs Tod zunächst nicht bestätigen. Obamas Sprecher Josh Earnest sagte, die USA hätten viel Zeit und Ressourcen aufgewendet, um Sotloff aus der Geiselhaft zu befreien. Eine Kommandoaktion in Syrien war aber gescheitert.
Zugleich kündigten die USA, weitere 350 Soldaten in den Irak zu schicken. Davon Diese sollen den Schutz der US-Botschaft in Bagdad verstärken, teilte John Kirby, Sprecher des Verteidigungsministeriums, am Dienstagabend (Ortszeit) mit. Insgesamt seien damit 820 Mann für den Schutz der Botschaftsgebäude abgestellt. Rund 50 Soldaten, die derzeit in Bagdad seien, würden in anderen Ländern der Region stationiert, sagte Kirby. Er nannte keine Einzelheiten.
Die Regierung in Washington betont, es kämen keine Kampftruppen in den Irak. Die US-Luftwaffe unterstützt seit Anfang August die kurdischen Peschmerga-Milizen und die irakischen Regierungstruppen bei ihren Bemühungen, die Dschihadisten des IS im Norden des Landes zurückzudrängen. (fab/dpa/Reuters)