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Zu dominant für das Triple – Warum die Bayern scheiterten

Jetzt müssen die Rekord-Bayern plötzlich ganz tapfer sein.
Jetzt müssen die Rekord-Bayern plötzlich ganz tapfer sein.Bild: EPA/DPA
#verkackmas

Zu dominant für das Triple – Warum die Bayern scheiterten

Bayern München wollte die historische Triple-Titelverteidigung. Nach dem Aus im Halbfinal gegen Real Madrid wird deutlich: Eine Mannschaft kann auch zu gut sein. 
30.04.2014, 07:0230.04.2014, 13:02
Reto Fehr
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Mit Jupp Heynckes gewannen die Bayern im letzten Jahr alles. Die Meisterschaft, den Pokal und vor allem die Champions League. Dann kam Pep Guardiola und mit dem Spanier, der mit Barcelona innert Rekordzeit 14 Titel sammelte, sollte alles noch besser werden.

Waren zu Beginn noch Zweifel da, ob dies möglich sei, wurden diese weggespült. Oder immer mehr wegkombiniert. Bayern erinnerte an Barcelona und das Kurzpassspiel wurde immer besser. Der Rekordmeister schien unaufhaltbar. Tatsächlich war schnell einmal klar: Hier könnten einige Rekorde fallen und tatsächlich wurde im Frühling eine Bestmarke nach der anderen geknackt und die Rekord-Bayern geboren. 

Rekord reiht sich an Rekord

Schon am 25. März war der Titel in der Bundesliga mit einem Sieg gegen Hertha Berlin verteidigt – so früh wie nie zuvor in der 51-jährigen Geschichte der Liga. Dazu gesellten sich: 53 Spiele ohne Niederlage – Rekord. 19 Partien in Folge gewonnen – Rekord. 65-mal mindestens ein Tor erzielt – Rekord. Es ist dies nur eine Auswahl der Bestmarken, welche die Münchner knackten. 

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Ex-Trainer Jupp Heynckes bekannte: «In der Bundesliga gibt es weit und breit keinen Konkurrenten.» Und die Experten waren sich einig: Das sind die besten Bayern aller Zeiten. Pep Guardiola jedoch blickte schon weiter nach vorne und erklärte: «Die Bundesliga interessiert mich nicht mehr. Es ist vorbei.» Er liess gegen Augsburg eine B-, ja fast C-Elf auflaufen. Und verlor 0:1. Es war der Anfang vom Ende. Zuvor hatten die Bayern im Spiel 1 nach der Titelverteidigung «nur» 3:3 gegen Hoffenheim gespielt, danach setzte es gegen Dortmund ein 0:3 ab. Alles egal, denn jeder wusste: Jetzt zählt nur noch die Champions League und der Pokal.

«Das ist meine Verantwortung. Das ist meine Taktik. Da habe ich mich vertan.»

Gegen 95 Prozent der Gegner reicht Bayerns Spiel

Kaiserslautern wurde im Pokal-Halbfinale mühelos weggespielt und im CL-Viertelfinal konnte das kriselnde Manchester United die Bayern nicht wirklich gefährden. Zu dominant war ihr Spiel. Doch dann kam Real Madrid, die vielleicht beste Kontermannschaft der Welt. Das auf Ballbesitz ausgelegte Spiel der Münchner reichte nicht mehr. Gegen 90, ja 95 Prozent der Mannschaften ist es immer genug, weil irgendwann unterläuft dem Gegner ein Fehler. 

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Aber Real machte keinen Fehler – und die Bayern hatten keinen Plan B. Sie spielten stur ihr Spiel, das Spiel von Pep Guardiola. Es endete in der höchsten Europapokal-Heimniederlage (zuvor viermal ein 0:2) und der deutsche Primus schied mit dem höchsten Gesamtskore der internationalen Geschichte aus. Er wirkte dabei erschreckend chancen- und ratlos. Parallelen zu Barcelona zeigten sich. Auch Barças Spiel war gegen Ende von Guardiolas Amtszeit für die Grosszahl der Gegner nicht zu verteidigen. Doch Real Madrid oder Chelsea fanden Mittel. Das dürfte heute mit den Bayern ganz ähnlich sein.

Verkacken die Bayern ihre Rekordsaison?

Auf Twitter verhöhnten sich die Bayern-Fans schon während der Partie mit dem Hashtag «#verkackmas» selbst. Zuvor hatten die Bayern die Parole «#packmas» herausgegeben. Und die Experten von Sky – mit Stefan Effenberg, Michael Ballack und Franz Beckenbauer alles Bayern-Legenden – waren sich einig: «Da kann man nur gratulieren. Real Madrid war in allen Belangen besser.» Auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer mussten dies eingestehen.

Auch Uli Hoeness ist bedient.
Auch Uli Hoeness ist bedient.Bild: EPA/DPA

Was bleibt ist eine Erkenntnis: Spätestens nach dem 0:1 in Augsburg war die Luft draussen, die Spannung weg. Die Bayern boten bis dahin die vielleicht beste Saison der Geschichte. Doch jetzt zeigt sich: Vielleicht waren sie einfach zu gut. Jetzt wo die Titel vergeben werden, sind sie nicht mehr bereit. Ganz im Gegensatz zu Real Madrid, das Woche für Woche gewinnen muss, um im Titelrennen Spaniens dran zu bleiben. 

Für die Bayern wird das Pokal-Endspiel am 17. Mai gegen Dortmund plötzlich wirklich wichtig. Sonst droht die Saison, die als beste aller Zeiten begann und sie zu Rekord-Bayern machte auf einmal mit einem Debakel zu enden.

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