Schweiz
Wirtschaft

Ueli Maurer hat sich um 3 Milliarden verschätzt

epa07275058 Swiss Federal President Ueli Maurer speaks during a press conference after a meeing with Austrian Federal President Alexander Van der Bellen (not pictured) at the presidential office of th ...
Ueli Maurer hat sich bei der Staatsrechnung 2018 «leicht» verschätzt. Bild: EPA/EPA

Maurer hat sich um 3 Milliarden verschätzt – Politiker ärgern sich über Rekordüberschuss

13.02.2019, 03:4213.02.2019, 03:53
Mehr «Schweiz»

Heute wird Ueli Maurer den Bundesrat über die Staatsrechnung 2018 unterrichten. Laut dem «TagesAnzeiger» war ein Überschuss von 294 Millionen Franken budgetiert. Mit seiner Prognose lag Maurer weit daneben – die Bundeskasse weist ein Plus von 3 Milliarden Franken aus. 

Ein absoluter Rekord – so gut hat der Bund seit 2010 nicht mehr abgeschlossen. Zahlen der letzten Jahre zeigen: Die Finanzverwaltung liegt mit ihrer Prognosen fast immer weit daneben und erwirtschaftet schlussendlich einen Milliardengewinn.

Das wirkt sich auch auf die Staatsverschuldung aus. Die Bruttoschulden fielen erstmals seit den Neunzigerjahren wieder unter 100 Milliarden. Seit 2005 konnten zudem 30 Milliarden Schulden abgebaut werden. 

Kritik an der Finanzverwaltung

Trotz des riesigen Überschusses ist die Stimmung bei einigen Politikern getrübt. «Es ist einfach unglaublich», ärgert sich SP-Nationalrätin Mattea Meyer. Jedes Jahr würden neue Abbauprogramme vom Parlament beschlossen und in der Folge öffentliche Leistungen gekürzt. Das Nachsehen hätte die Bevölkerung – trotz Riesengewinne. 

Mattea Meyer, SP-ZH, spricht zur Grossen Kammer an der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 28. November 2018 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Mattea MeyerBild: KEYSTONE

Auch CVP-Ständerat Erich Ettlin wundert sich über das Ergebnis. «Schon seit mehreren Jahren unterschätzt der Bund die Dynamik auf der Einnahmenseite. Das muss man genau anschauen», zitiert der «TagesAnzeiger» den Steuerexperten.

Verrechnungssteuer schenkt ein

Der Überschuss ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurück zuführen. So wurden von der Verwaltung 500 Millionen weniger ausgegeben als ursprünglich vorgesehen. Zudem hat der Bund rund 2 Milliarden mehr eingenommen als erwartet – 1.6 Milliarden davon durch die Verrechnungssteuer. 

Unternehmen und Kantone können zwar eine Rückerstattung der Verrechnungssteuer geltend machen, würden diese aber wegen den Negativzinsen hinausschieben. Damit können Zinskosten vermieden werden. Das Finanzdepartement geht allerdings davon aus, dass Rückerstattungsforderungen zunehmen, sobald sich das Zinsniveau wieder im positiven Bereich bewegt. 

Meyer ist sich zwar bewusst, dass genaue Prognosen zur Verrechnungssteuer schwierig sind. Sie erwartet aber, «dass die Finanzverwaltung unter Bundesrat Ueli Maurer der Sache auf den Grund geht. Wir müssen wissen, wo wir stehen.»

Staenderat Philipp Mueller spricht an der Nominations- und Parteiversammlung der FDP Nidwalden am Donnerstag, 24. Januar 2019, in Oberdorf. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
Philipp MüllerBild: KEYSTONE

Anders sieht das Philipp Müller. «Wir sollten froh sein über diese Überschüsse und den Schuldenabbau. Das ist unser Konjunkturpuffer», sagt der FDP-Ständerat. (vom) 

Wer ist der wirtschaftsfreundlichste Politiker?

1 / 18
Wer ist der wirtschaftsfreundlichste Politiker?
Sie belegt den ersten Platz, wenn es um die Wirtschaftsfreundlichkeit der Nationalräte geht: Margrit Kessler von der GLP St.Gallen. Um die Wirtschaftsfreundlichkeit zu testen, hat Bilanz gemeinsam mit Politnetz.ch 222 Abstimmungen ausgewertet.
quelle: keystone / lukas lehmann
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Bundespräsidenten der letzten 25 Jahre:

1 / 27
Bundespräsidenten der letzten 25 Jahre [1.2.19/jaw]
Ueli Maurer, Amtierender Bundespräsident.
quelle: epa/epa / florian wieser
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
124 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
walsi
13.02.2019 06:03registriert Februar 2016
Budgetierte Einnahmen 71.3 Mi., effektive Einnahmen 73.5 Mia. macht eine Differenz von 2.2 Mia. (nicht 3 Mia) Das ist eine Abweichung von 3.08%. Jeder der schon einmal für ein Unternehmen ein Budget erstellt hat weiss, dass eine Abweichung von 3.08% völlig im normalen Rahmen ist.

Natürlich klingen die 2.2 Mia nach viel Geld, ist es auch. Man muss das aber in der Relation zum gesamten Betrag sehen.
74539
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kronrod
13.02.2019 04:01registriert März 2015
Wenn ich das mit der Verrechnungssteuer korrekt verstanden habe, dann sind das nicht wirklich Mehreinnahmen sondern nur hinausgeschobene Ausgaben (bzw. Steuerrückerstattungen). Dann müsste man korrekterweise Rückstellungen bilden und die Einnahmen entsprechend anpassen.
47110
Melden
Zum Kommentar
avatar
atomschlaf
13.02.2019 05:03registriert Juli 2015
Immer dieses nervige Gemecker von verschwendungssüchtigen Politiker/innen. Wir sollten froh sein, dass der Bund finanziell gut dasteht und Schulden abbauen kann.
458154
Melden
Zum Kommentar
124
Das grosse Bangen um die Inflation – wie hoch werden die Zinsen danach sein?
Das Rätseln über die Inflation bewegt Aktien, Zinsen, den Franken. Eine UBS-Studie sagt, was nach dem Sieg über die Inflation kommt.

Die Woche begann mit einer Warnung. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wollte den Zentralbanken zeigen, dass ihre Leitzinserhöhungen noch nicht ihre volle Wirkung entfaltet haben. Denn die Haushalte seien bisher durch festverzinsliche Hypotheken geschützt gewesen. Irgendwann aber würden diese Festhypotheken ablaufen, sodass die hohen Zinsen plötzlich und unerwartet stark durchschlagen und sogar zu Zahlungsausfällen und zu «finanzieller Instabilität» führen können.

Zur Story