«Ich kann nicht atmen». Das sollen die letzten Worte des ermordeten saudischen Dissidenten Jamal Khashoggi gewesen sein. Er besuchte am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul und wurde von einem Killer-Kommando überwältigt und getötet.
Türkische Medien haben mehrfach von Tonaufnahmen berichtet, die den Mord belegen sollen. Diese stammen vom türkischen Geheimdienst. Es ist allerdings ungeklärt, wie die Audio-Dateien aufgenommen wurden und wie sie in den Besitz des Geheimdienstes gelangt sind.
CNN wurde ein Transkript von einer anonymen Quelle zugestellt. Ein US-Senator bestätigte gegenüber dem Sender, dass dieses inhaltlich mit den Informationen, die bei einem Treffen mit dem US-Geheimdienst genannt wurden, übereinstimmt.
Khashoggi soll beim Betreten des Konsulats sofort bemerkt haben, dass etwas nicht stimmte, als er einen der Männer erkannte, die ihm begegneten.
Dabei soll es sich gemäss CNN um Maher Abdulaziz Mutreb handeln. Khashoggi fragte den früheren Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter, den er aus ihrer gemeinsamen Zeit auf der saudischen Botschaft in London kannte, was er hier mache.
Khashoggi meinte damit seine türkische Verlobte, die vor dem Gebäude auf ihn wartete. Ohne weitere Konversation wurde er überwältigt. Er soll verzweifelt nach Luft gerungen haben.
Aus dem Transkript, in welchem auch Geräusche wie eine Art Untertitel für Gehörlose vermerkt sind, geht weiter hervor, dass Khashoggi zu jenem Zeitpunkt noch nicht tot war.
Neben Mutrebs Stimme wurde nur diejenige von Salah Muhammad al-Tubaiqi, Leiter der Rechtsmedizin in Saudi-Arabien, eindeutig identifiziert. Während dem Zerteilen des Körpers soll er Anweisungen gegeben haben.
Mutreb soll zudem eine Reihe von Telefonaten geführt haben. Türkische Beamte sind sich sicher, dass dadurch hochrangige Regierungsmitglieder in Riad über den Fortschritt der Tat informiert wurden.
CNN geht nach Angaben von verschiedenen Geheimdiensten davon aus, dass sich «deinem» auf den Auftraggeber der Aktion bezieht. Es wird vermutet, dass Mutreb diese Aufforderung an den ebenfalls anwesenden Saud al-Kahtani, einen engen Vertrauten des Kronprinzen, gerichtet hat.
Eines wird aus dem Transkript klar: Es handelt sich um eine geplante Tötung. Saudi-Arabien hat zuvor von einem «Schurken-Mord» gesprochen, der aus den Fugen geraten sei. So soll Khashoggi «versehentlich» erwürgt worden sein.
Allerdings liefert die anonyme Quelle keinen konkreten Hinweis auf einen bestimmten Auftraggeber. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, der hinter dem Mord vermutet wird, wird nicht namentlich erwähnt. Zudem wurde während der kurzen Konversation nicht gesagt, warum Khashoggi «zurückkommen» soll.
Laut CNN dürfte der Druck auf US-Präsident Donald Trump weiter steigen. Er hat bislang den Erkenntnissen des US-Geheimdienstes widersprochen, dass bin Salman an der Tat beteiligt gewesen sein könnte. Trump gewichtet die geschäftlichen Beziehungen zum Wüstenstaat höher als die Aufklärung des schrecklichen Vorfalls und macht indes weitere Milliarden-Geschäfte mit dem Wüstenstaat. (vom)