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Tommy Albelin (52) wird zur Schlüsselfigur. Er soll Ordnung, System und Stabilität ins herzerfrischende, aber defensiv halt zerbrechliche «Pausenplatz-Hockey» unseres Nationalteams bringen. Ein interessantes Experiment. Es im Grunde eine Kopie eines NHL-Trainerstabes: Der Cheftrainer ist die charismatische Figur, der Kommunikator und der «Posterboy». Die Assistenten bleiben im Hintergrund, tauchen kaum in den Medien auf und kümmern sich um die mühselige tägliche Detailarbeit: das Einschulen von Defensivsystemen, Powerplay und Boxplay.
Patrick Fischer ist an der nationalen Bande die charismatische Figur, der Kommunikator und der «Posterboy» – in diesen Rollen hat er sich bereits in Moskau trotz sportlichem Misserfolg (11. WM-Schlussrang) glänzend bewährt. Nun bekommt er mit Tommy Albelin einen Assistenten, der ihm die mühselige taktische Detailarbeit abnimmt und nicht vor der medialen Sonne steht. Das kann funktionieren. Das Risiko ist allerdings erheblich.
Tommy Albelin ist ein grosser Defensivstratege, ein «Henri Guisan des Hockeys» (Reduit). Er verteidigte in 980 NHL-Partien für New Jersey und Calgary, gewann zwei Stanley Cups und von 2007 bis 2015 lehrte er als Assistent bei New Jersey und beim Farmteam in Albany an der Bande als Assistent das Defensivspiel. New Jersey gilt als eine der defensiv cleversten NHL-Hockeyorganisationen aller Zeiten.
Grosse schwedische Defensivstrategen – und Tommy Albelin ist zweifelsfrei einer – müssen allerdings nicht automatisch grosse Trainer sein: Mats Waltin, Anders Eldebrink und Peter Andersson haben an der Bande durchzogene Leistungsausweise. Die alles entscheidende Frage ist, ob Tommy Albelin die Schweizer Nationalteams in Montréal (U20-WM) und Paris (WM) tatsächlich zu stabilisieren vermag. Patrick Fischer kündigt bereits ein Umdenken an: «Wir werden die Taktik ändern. Es geht auch darum, dass wir ein weniger energieaufwändiges Hockey spielen.»
Der Schachzug mit Tommy Albelin ist aber auch ein wenig unseriös. Der Schwede spielt nämlich sowohl bei der U20-Auswahl als auch bei der Nationalmannschaft eine Schlüsselrolle. Er ist für das taktische Funktionieren im Grunde wichtiger als die Cheftrainer Christian Wohlwend (U20) und Patrick Fischer. Diese Doppelbelastung ist möglich, weil die WM-Turniere zu verschiedenen Terminen gespielt werden: Die U20-WM vom 26. Dezember 2016 bis 5. Januar 2017 in Montréal und die WM vom 5. bis 21. Mai 2017 in Paris.
Eine wirklich seriöse Arbeit ist mit dieser Doppelbelastung langfristig schwierig. Nicht einmal Ralph Krueger hat sich diese Doppelaufgabe zugemutet. Hingegen führte sein Nachfolger Sean Simpson in der Saison 2012/13 die Schweiz bei der U20-WM in Russland (6.) und bei der anschliessenden WM in Stockholm (2.) als Cheftrainer mit Erfolg. Assistiert von Colin Muller und … Patrick Fischer. Es kann also funktionieren.
U18-Nationaltrainer Thierry Paterlini komplettiert das WM-Führungsteam der Nationalmannschaft. In Moskau führte Patrick Fischer die Mannschaft zusammen mit Felix Hollenstein, Reto von Arx (Assistent), Christian Wohlwend (Scout) und Benoît Pont (Video). Hollenstein und von Arx werden nun durch Tommy Albelin und Thierry Paterlini ersetzt. Die Präsenz aller drei hauptamtlichen Nationaltrainer (Fischer, Wohlwend, Paterlini) bei der WM in Paris macht Sinn. Patrick Fischer sagt, so werde es nach und nach möglich, eine einheitliche Spielweise bei allen Nationalmannschaften zu erreichen. «Es ist wichtig, dass wir gemeinsam Turniererfahrung sammeln können.»
Aber alles steht und fällt mit Tommy Albelins Defensivstrategie. Patrick Fischer und Christian Wohlwend sind taktisch ihrem schwedischen Assistenten ausgeliefert. Er ist der «Atlas unseres Hockeys» und wird die Schweizer in Montréal und Paris so auf seinen Schultern tragen wie einst der Titan Atlas das Himmelsgewölbe.