Eine tolle Serie ist zu Ende: Fast zwei Jahre lang gehörte bei jeder Weltcup-Abfahrt der Männer ein Schweizer zu den ersten drei. Am 1. Februar 2020 verpassten sie in Garmisch-Partenkirchen das Podium zuletzt. Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde triumphierte in Kitzbühel vor zwei Franzosen.
Dem Gesamtweltcupleader Odermatt fehlten in der ersten von zwei Abfahrten in Kitzbühel bloss fünfzehn Hundertstel zu einer weiteren Klassierung unter den ersten drei. In Bormio und im ersten Rennen in Wengen war er Zweiter geworden. Vierter war der Nidwaldner schon am vergangenen Samstag in der Lauberhorn-Abfahrt über die Originaldistanz gewesen, in Wengen hatte er Rang 3 um zwei Hundertstel verpasst.
«Klar, Vierter zu werden, ist nie super schön, gerade auf solch legendären Abfahrten», gab Odermatt im SRF zu, als es nach diesem Schlussresultat aussah. «Wenn man so nahe dran ist, würde man es natürlich gerne schaffen, aufs Podest zu fahren.» Von den Verhältnissen her sei es nicht ganz einfach gewesen, gerade auf den Gleiterabschnitten. «Aber die technischen Passagen habe ich super erwischt.»
Feuz, vor einem Jahr gefeierter Doppelsieger auf der Streif, wurde unmittelbar vor Hintermann Achter. Der Emmentaler wirkte im Interview frustriert. Feuz sprach von einem schwierigen Rennen bei wechselnden Bedingungen. Aufhorchen liess kurz vor Olympia seine Aussage: «Mein Körper streikt derzeit ein wenig in gewissen Kurven, deshalb habe ich etwas mehr Mühe als sonst.»
Hintermann beschrieb, wie sehr sich diese gegenüber den Trainings, wo er brillierte, verändert hätten. «Aber das gehört dazu», fand der Zürcher, «wenn ich mich an Wengen 2017 erinnere, dann war ich damals der Glückliche. Das ist okay, wir machen unseren Sport draussen. Es ist, wie es ist.» Bis zur Hausbergkante sei seine Fahrt sehr gut gewesen, sagte Hintermann. «Dann kam ich über die Kante und jeglicher Plan ging flöten.»
Aleksander Aamodt Kilde gewann den Klassiker in Kitzbühel erstmals. Der 6. Platz vor sechs Jahren war bisher die beste Klassierung des Norwegers in der Hahnenkamm-Abfahrt gewesen. Im Super-G war er im vorletzten Winter Zweiter. «Es ist schon ein richtig geiler Tag», freute sich Kilde im SRF. Er habe auch keine Ahnung, weshalb er so stark sei derzeit. «Es läuft einfach. Das Selbstvertrauen ist da, das Material passt und ich habe einfach Spass am Skifahren.»
Bei seinem bereits sechsten Sieg in der laufenden Saison, mit dem er auch wieder die Führung in der Disziplinen-Wertung übernahm, war Kilde 42 Hundertstel schneller als der zweitplatzierte Johan Clarey. Der vor kurzem 41 Jahre alt gewordene Franzose baute seinen Rekord als ältester Podest-Fahrer weiter aus.
Dritter wurde völlig überraschend ein weiterer Franzose: Blaise Giezendanner raste mit Startnummer 43 noch weit nach vorne und schubste Matthias Mayer vom Siegerpodest, weshalb auch die Einheimischen keinen in die Top 3 brachten. «Unglaublich, dass ich das auf der schönsten Abfahrt der Welt geschafft habe, das ist verrückt», sagte Giezendanner. 30 Jahre alt musste er werden, um erstmals auf ein Podest steigen zu dürfen.
Im Gesamtweltcup hat Kilde dank seinem Sieg heute 55 Punkte auf den Führenden Odermatt gut gemacht. Der Schweizer liegt nach wie vor komfortabel in Führung, 335 Zähler beträgt sein Vorsprung.
Äusserst spannend bleibt der Kampf um die kleine Kristallkugel in der Abfahrt. Kilde bringt es auf 405 Punkte, dahinter folgen Matthias Mayer (352), Beat Feuz (337), Marco Odermatt (321), Dominik Paris (320) und Lauberhorn-Sieger Vincent Kriechmayr (305). Noch drei Abfahrten sind in diesem Winter angesetzt.
Die Abfahrt heute wurde auf leicht gekürzter Strecke ausgetragen. Wegen zu starkem Wind im Startbereich begann das Rennen oberhalb der Mausefalle.
Die zweite Abfahrt ist am Sonntag vorgesehen. Nach der aufgrund der erwarteten Wetterverhältnisse vorgenommenen Programmänderung findet am Samstag der Slalom statt. (ram/sda)