Der Verband (Swiss Ice Hockey) hat den Zuschlag für die WM 2026 zwar noch nicht erhalten. Die Kandidatur ist aber beim Internationalen Verband (IIHF) eingereicht. Konkurrenz gibt es nur aus Kasachstan. Wegen der unsicheren politischen Lage in diesem Land ist eine Vergabe dorthin inzwischen nicht mehr realistisch. Der Entscheid fällt im Rahmen des Kongresses während der WM 2022 im Mai in Finnland.
In der sicheren Annahme, dass die WM in unser Land kommt, hat der Verband bereits die Firma gegründet, welche diesen Anlass durchführen wird. Wie bei den vergangenen Titelturnieren (2009, 2020/abgesagt) gehen der Sportvermarkter Infront Sport & Media AG und der Verband mit einer Aktiengesellschaft ein Joint Venture ein. Beide Parteien halten je die Hälfte der IIHF Hockey World Championship AG. Diese Zusammenarbeit macht Sinn. Die Profi-Vermarkter von Infront garantieren dem Verband eine Gewinnsumme. Eine Eishockey-WM ist ein Geschäft mit garantiertem Gewinn.
Aus kostentechnischen Gründen – bereits vor der definitiven Vergabe werden erste Verträge ausgehandelt – ist die IIHF Hockey World Championship AG bereits im Dezember 2021 gegründet und im Handelsregister eingetragen worden. Kommt die WM dann doch nicht in unser Land, werden diese Verträge wieder hinfällig und die AG aufgelöst.
Für Unmut sorgt bei einigen Klubgenerälen (der Verband vertritt ja in letzter Konsequenz die Klubs) die Besetzung der prestigeträchtigen WM-Chefposition. Schliesslich sitzt beim WM-Eröffnungsspiel der OK-Boss in der Regel im Schwenkbereich der TV-Kameras neben einem Bundesrat.
Der bei den Klubs umstrittene Verbandspräsident Michael Rindlisbacher hat sich bereits offiziell das Amt eines OK-Präsidenten der WM 2026 zugeschanzt. Das ist politisch recht brisant. Grundsätzlich amtiert der Verbandspräsident als OK-Chef einer WM. Das war auch bei den letzten Titelturnieren 1998, 2009 und der abgesagten WM 2020 so. Michael Rindlisbachers Amtszeit läuft allerdings 2023 aus. In den Kulissen laufen bereits die Bestrebungen, seine Wiederwahl zu verhindern. Die Gespräche mit möglichen Kandidaten für den Präsidentenjob laufen unter Wahrung allerhöchster Diskretion. Ein ehemaliger und nicht der amtierende Verbandspräsident als OK-Chef? Politisch überaus heikel.
Die WM 2026 wird – wenn sie denn tatsächlich an die Schweiz vergeben wird – in Zürich und Fribourg ausgetragen. Lausanne, neben Zürich noch zweiter Austragungsort der abgesagten WM 2020, kommt nicht mehr zum Zuge. Nach übereinstimmenden Auskünften der Macher rund um die WM 2020 war die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Vertretern rund um dem WM-Standort Lausanne so mühselig, dass die olympische Welthauptstadt aus dem Rennen ist.
Offen ist nun noch, wo in Zürich die WM stattfinden wird: Im neuen Hockey-Tempel der ZSC Lions in Altstetten oder noch einmal wie schon 1998 im Zürcher Hallenstadion? Das Hallenstadion wäre auch 2020 bei der abgesagten WM zum Zuge gekommen.
Auf den ersten Blick scheint klar: Natürlich im neuen ZSC-Hockeytempel. Zumal 2026 die WM auf Eisfeldern nach NHL-Norm (rund ein Drittel schmäler) gespielt wird. Im Hallenstadion wäre wegen der flachen Zuschauerrängen ein Spielfeld nach NHL-Normen problematisch: die untersten vier Reihen sähen nicht mehr über die Bande.
Doch ganz so klar ist die Sache nicht. Es geht ums Geld. Die zentrale Frage: Wie viel Miete muss die IIHF Hockey World Championship AG den Stadienbesitzern für die Benützung zahlen? Diese Stadionmiete ist ein zentraler Kostenfaktor. Und für die Stadionbesitzer ein höchst einträgliches Geschäft.
Zwei Stadien und damit zwei Interessenten in der gleichen Stadt. Das sind eigentlich für die WM-Organisatoren beste Voraussetzungen für ein Pokerspielchen, um den Preis zu senken. Aber so ist es nicht: Beim neuen ZSC-Hockeytempel ist Peter Zahner der massgebende Bürogeneral. Als ZSC-Geschäftsführer kennt er aber auch alle Zahlen bis auf die hinterste Kommastelle beim Hallenstadion. OK-Chef Michael Rindlisbacher wird mit pokern nicht weit kommen.
Die WM 2026 dürfte also im neuen ZSC-Hockeytempel und in Fribourg über die Bühne gehen. Und der Preis für die Benützung des neuen ZSC-Tempels wird eher nach den Vorstellungen von Peter Zahner als jenen von Michael Rindlisbacher sein.
Ich frage mich was die “mühsame” Zusammenarbeit mit den Partnern um Lausanne genau beinhaltet. Es wäre vorstellbar dass sprachliche und kulturelle Verständigung ein Problem war. Sollte dies der Fall sein, ist es ein Armutszeugnis für einen Schweizer Sportverband.