Nur schon der Klang des Begriffs «In Vitro» reicht, um den Seelenfrieden des Naturverbundenen empfindlich zu stören. Wissenschaftliche Fortschritte? Nein danke! «Back to the roots» lautet das Motto dieses Zeitgenossen.
Mit erhobener Augenbraue schaut der Rationale dabei zu, wie seine Mitmenschen durchdrehen. Auf seiner Pro-/Contra-Liste überwiegen die Argumente für den Verzehr von Laborfleisch deutlich. Warum andere diese Rechnung nicht machen und sich stattdessen von dumpfen Gefühlen leiten lassen, will ihm einfach nicht in den Kopf.
Man könnte nun denken, dass der Rationale haushälterisch mit seinen Kräften umgeht und sich nicht auf unfruchtbare Diskussionen mit Andersdenkenden einlässt. Aber weit gefehlt! Fast nichts bereitet dem Rationalen so viel Freude, wie den Natur-Fanatiker zu piesacken:
Für den Euphoriker ist das Glas halbvoll. All die Schwarzseher und Faktenklauber gehen ihm auf den Sack. Demonstrativ lässt er die Welt an seiner Zuversicht teilhaben.
Knorpel und Sehnen gehören für ihn dazu: Der Fleisch-Fanatiker zelebriert seine Leidenschaft für das Rohe, das Echte und das Animalische. Sollen doch andere den Hasen den Salat wegfressen (haha!).
Hier schaltet sich der Rationalen wieder ein:
Nicht zu verwechseln mit dem Fleisch-Liebhaber. Während ersterer glücklich ist, wenn Berge von Würsten und Burgern auf dem Grill liegen, jagt der Gourmet verzweifelt dem optimalen Geschmackserlebnis hinterher. Er weiss: Der Gipfel des Genusses lässt sich nur erstürmen, wenn sich Aroma, Konsistenz und Optik in Harmonie miteinander vereinen.
Während sich der Pöbel über Profanes wie Geschmack, Preis und Nährstoffe austauscht, ist der Philosoph gedanklich schon viel weiter. Die nächste Sinnkrise ist da oft nicht weit.
Logisch, mischt auch Platon im Club der Philosophen mit. Achtung: Die richtig tiefschürfenden Fragen kommen zum Schluss!
Da gibt es nur eines zu sagen: Schenkelklopfer-Alarm!
(jbu)