Französische Justiz befragt Fillon in Scheinbeschäftigungs-Affäre

Französische Justiz befragt Fillon in Scheinbeschäftigungs-Affäre

31.01.2017, 00:16

In der Affäre um eine mögliche Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau ist der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon erstmals von Ermittlern befragt worden. Auch Fillons Frau Penelope musste sich am Montag den Fragen der Justiz stellen, hiess es.

Der lange als haushoher Präsidentschaftsfavorit gehandelte konservative Politiker ist durch die Affäre stark unter Druck geraten. Die nationale Finanzstaatsanwaltschaft in Paris hatte vergangene Woche Vorermittlungen wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentlicher Gelder eingeleitet.

Die Enthüllungszeitung «Le Canard Enchaîné» hatte zuvor berichtet, der konservative Politiker habe seine Frau in seiner Abgeordnetenzeit als parlamentarische Mitarbeiterin beschäftigt. Penelope Fillon soll demnach über die Jahre rund 500'000 Euro an Staatsgeldern bekommen haben, ohne jemals tatsächlich dafür gearbeitet zu haben.

Vorwurf zurückgewiesen

Zweifel gibt es auch bei der Anstellung von Penelope Fillon beim Magazin «La Revue des Deux Mondes», das einem Freund ihres Mannes gehört. Sie soll dort zwischen Mai 2012 und Dezember 2013 monatlich 5000 Euro verdient haben. Auch hierzu ermittelt die französische Justiz. Am Montag wurden Fillon und seine Frau getrennt voneinander befragt, wie aus dem Umfeld des Politikers verlautete.

Fillon hat die Vorwürfe einer Scheinbeschäftigung entschieden zurückgewiesen und bezeichnet sie als politisch motivierte Angriffe gegen ihn. Die Beschäftigung seiner Frau sei stets rechtmässig gewesen. Fillon hat ausgeschlossen, auf seine Kandidatur zu verzichten - es sein denn, die Justiz beschuldigt ihn formell einer Straftat.

Nach der Befragung am Montag veröffentlichte Fillons Kampagnen-Team eine kurze Erklärung, in der es hiess, das Paar habe die «erforderlichen Einzelheiten» offengelegt, die der «Wahrheit» dienten und um die «von Frau Fillon geleistete Arbeit dazulegen».

Neue Vorwürfe wegen schwarzer Kassen

Allerdings hat das Ansehen des Politikers, der sich stets als korrekter Saubermann präsentierte, durch die Affäre schweren Schaden genommen. Seine Zustimmungswerte sind stark gesunken. Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Sofres würde er in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl im April nur noch auf zwischen 21 und 22 Prozent kommen - hinter der Front-National-Vorsitzenden Marine Le Pen und nur sehr knapp vor dem parteilosen Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron.

Ausserdem sind inzwischen neue Vorwürfe gegen Fillon laut geworden. Laut Medienberichten vom Wochenende soll er in eine Affäre um schwarze Kassen für konservative Senatoren verstrickt sein. Demnach erhielt er zwischen 2005 und 2007 als Senator mehr als 20'000 Euro aus diesen Kassen.

Verwirrung wegen Konten

Der frühere Premierminister hat sich in den vergangenen Tagen mit irreführenden Äusserungen zudem selbst geschadet. So sagte er am Sonntag bei einer Wahlkampfveranstaltung vor rund 15'000 Anhängern, er und seine Frau Penelope hätten nur ein einziges gemeinsames Konto bei einer französischen Bank. Allerdings muss er allein schon wegen seines Abgeordnetenmandats zumindest ein weiteres Sonderkonto für eine Aufwandspauschale haben.

Fillons Mitarbeiter sagten dazu der Zeitung «Libération», er habe bei seinem Wahlkampfauftritt sagen wollen, dass er mehrere Konten habe, aber bei einer einzigen Bank. (sda/afp)

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