Fünf Tage sind seit dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien vergangen. In Brumadinho, der nächstgelegenen Ortschaft, ist die Trauer immens. Die meisten Einwohner hatten Verwandte und Freunde, die beim Dammbruch ums Leben kamen oder verschüttet und seither vermisst wurden.
Die Zahl der bestätigten Todesopfer ist mittlerweile auf 99 gestiegen. Weitere 259 Menschen werden vermisst, die Rettungskräfte gehen davon aus, dass kaum Hoffnung für sie bestehe.
Helton, ein Einwohner von Brumadinho, der seine Frau und seine Schwester beim Unglück verlor, sagte zur Nachrichtenagentur AFP: «Ich wollte sie davon überzeugen, dass sie mit der Arbeit in der Mine aufhören, aber sie wollten nicht. Sie brauchten die Arbeit.»
Vanderlei Alves, ein 52-jähriger Lastwagenfahrer, verlor ebenfalls viele Freunde und erhebt schwere Vorwürfe an die Betreiberfirma.
Auch die Umwelt leidet wegen der Katastrophe: Der Paraopeba-Fluss, der an der Stadt und der Mine vorbeifliesst, ist praktisch tot, sagte ein Einwohner zur AFP. Die indigene Gemeinde Nao Xoha hat besonders darunter zu leiden. Der Chef der Gemeinde sagte, dass ihre Existenz bedroht sei. Der toxische Schlamm habe die Wasserversorgung vergiftet.
Der WWF befürchtet, dass durch die Katastrophe ein Wald von der Grösse von 125 Fussballfeldern zerstört wurde. Es sei jedoch noch zu früh zum den ganzen Schaden abzuschätzen.
Der Damm an der Mine Córrego do Feijão des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale war am Freitag gebrochen. Eine Schlammlawine war über Teile der Anlage und benachbarte Siedlungen nahe der Ortschaft Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais hinweggerollt und hatte Menschen, Häuser und Tiere unter sich begraben. Insgesamt ergossen sich rund zwölf Millionen Kubikmeter Schlamm auf eine Fläche von etwa 290 Hektar - das entspricht gut 400 Fussballfeldern.
Die Betreiberfirma Vale bot den Familien der Opfern Geld an. Das Unternehmen wolle pro Todesopfer oder Vermisstem umgerechnet rund 27'000 Franken (100'000 Reais) zahlen, kündigte Konzernsprecher Sergio Leite am Mittwoch an. Dies sei ein freiwilliges Angebot des Unternehmens und keine Entschädigungszahlung. (jaw/sda/dpa)