Das Kopf-an-Kopf-Rennen bei den Oscars kennt diesmal keine Grenzen. Es geht vom Weltraum bis zur Wall Street, von Südstaaten-Plantagen bis nach Nebraska. Alfonso Cuaróns «Gravity», Martin Scorseses «The Wolf of Wall Street», Steve McQueens Sklavendrama «12 Years a Slave» und die Kriminalgroteske «American Hustle» von David O. Russell wetteifern um den Oscar als bester Film.
Aber auch kleinere Independent-Produktionen wie das Roadmovie «Nebraska», die schräge Tragikomödie «Her», das Sozialdrama «Philomena» und der Aids-Film «Dallas Buyers Club» könnten den Spitzenpreis holen.
Rein rechnerisch sind «American Hustle» und «Gravity» mit je zehn Nominierungen und «12 Years a Slave» mit neun Gewinnchancen die Favoriten. Alle drei wurden in den vergangenen Wochen und Monaten schon mit Preisen überhäuft, einen klaren Frontrunner gibt es allerdings nicht.
Der Brite Steve McQueen könnte Oscar-Geschichte schreiben und als erster schwarzer Regisseur Gold gewinnen. Sein brutales und zugleich tief berührendes Sklavendrama «12 Years a Slave» holte im Januar den Golden Globe als bester Film. Es schildert den wahren Leidensweg des schwarzen Amerikaners Solomon Northup, der als freier Mann mit seiner Familie in New York lebt, bis er 1841 in den Süden des Landes verschleppt und auf Plantagen versklavt wird.
Für knapp 20 Millionen Dollar wurde «12 Years a Slave» als Independent-Film vergleichsweise preiswert produziert. Für seinen Auftritt als sadistischer Gutsbesitzer könnte der irisch-deutsche Schauspieler Michael Fassbender seinen ersten Oscar gewinnen. Brad Pitt hat eine kleine Rolle, doch bedeutsamer ist sein Part als Produzent des Films. Dafür erhielt der Hollywoodstar seine fünfte Nominierung, es wäre sein erster Oscar.
«Gravity»-Regisseur Alfonso Cuarón hat bereits den Regie-Globe und die begehrte Trophäe von Hollywoods Regisseur-Verband DGA in der Tasche. Damit zieht der Mexikaner gestärkt in das Oscar-Rennen. In «Gravity» erzählt er visuell beeindruckend die Story einer Astronautin (Sandra Bullock), die nach einem Unfall im All ums Überleben kämpft. Bullock, die zum zweiten Mal Oscar-Gold holen könnte, lobt Cuarón für seine Vision und Risikobereitschaft.
Die Kriminalsatire «American Hustle» mit Amy Adams und Christian Bale als Hauptdarsteller und Jennifer Lawrence und Bradley Cooper in Nebenrollen, könnte alle Schauspiel-Oscars abräumen. Zudem hofft Regisseur David O. Russell nach Nominierungen für «The Fighter» und «Silver Linings» endlich auf einen eigenen Gewinn.
Auch Cate Blanchett sollte nach ihrem Globe-Gewinn eine Dankesrede parat haben. In Woody Allens «Blue Jasmine» glänzt die Australierin als labile, verwöhnte Frau, die den Boden unter den Füssen verliert. Mit ihrer sechsten Nominierung könnte sie den zweiten Oscar ihrer Laufbahn gewinnen.
Das ist noch gar nichts im Vergleich zu Meryl Streep. Mit der Rolle einer tablettensüchtigen Matriarchin in «August: Osage County» («Im August in Osage County») schraubte sie ihren Nominierungs-Rekord auf 18 hoch. Drei Goldjungen hat sie bereits, zuletzt gewann sie 2012 für «The Iron Lady» («Die Eiserne Lady»). Mit doppelten Gewinnchancen zieht Leonardo DiCaprio ins Rennen. Das verdankt er seiner Rolle als eitler Börsenmakler, der in «The Wolf of Wall Street» auf Geld, Sex und Drogen steht.