Schweiz
Coronavirus

Marcel Tanner fordert Fernunterricht für Gymi-Schüler

Ein Gymnasiastin lernt am Laptop im Homeschooling-Modus. Epidemiologe Marcel Tanner fordert, dass Gymisch
Epidemiologe Marcel Tanner fordert Fernunterricht für Gymi-Schüler. Bild: sda

Epidemiologe fordert Fernunterricht für Gymi-Schüler – «alles andere wäre falsch»

17.01.2021, 08:1417.01.2021, 12:28
Mehr «Schweiz»

Wegen des Auftretens der viel ansteckenderen Coronavirus-Mutationen in der Schweiz sollte an Primarschulen mehr getestet werden. Ältere Schüler sollten wieder in den Fernunterricht. Das fordert der Epidemiologe Marcel Tanner von der Covid-Taskforce des Bundes.

Bisher gebe es zwar kaum grössere Ausbrüche in Schulen. Und es sei noch unklar, wie stark die Übertragung von der Schule in die Gesellschaft gehe oder umgekehrt, sagte Tanner in einem Interview mit der «Sonntagszeitung». Gesichert sei jedoch, dass sich Jugendliche genauso infizieren wie Erwachsene. Und eine neue Untersuchung in Genf zeige, dass auch jüngere Kinder eine etwa gleich hohe Infektionsrate haben wie die Erwachsenen in ihrer Umgebung.

«Das ist ein sehr wichtiger Befund. Das zeigt, wenn die Übertragung allgemein hoch ist, sind die Kinder nicht ausgenommen. Weil sie das Virus offenbar vor allem in der Familie erwerben.»

In der neuen Situation mit dem mutierten Virus sei es deshalb zwingend, dass die Teststrategie überdacht werde, so Tanner. «Wir müssen vermehrt ganze Klassen oder gar Schulen durchtesten, wenn Fälle auftauchen.» Es gebe unterdessen ganz einfache Speicheltests. «Die Kantone könnten diese Möglichkeiten zum Beispiel bei Primarschulen einsetzen.»

Präsenzunterricht an Grundschulen fortführen

Eine Schliessung der Primarschulen empfiehlt Tanner vorerst nicht. «Es gibt ein Recht auf Bildung. Und während ein Restaurant für den Schaden, den Massnahmen verursachen, entschädigt werden kann, ist das nicht möglich, wenn bei der Bildung der Kinder und Jugendlichen ein Defizit und soziale Langzeitfolgen entstehen.»

«Alles andere wäre aus wissenschaftlicher Sicht falsch.»
Marcel Tanner

Deshalb sollte die Bildung in der Grundstufe mit Präsenzunterricht gesichert sein, sagte der Experte. Sollten die Fallzahlen aber mit dem mutierten Virus so stark zunehmen wie in England, müsste man auch das überdenken.

Für Gymnasiasten und Berufsschüler dagegen fordert Tanner so schnell wie möglich wieder Fernunterricht. «Alles andere wäre aus wissenschaftlicher Sicht falsch. Schüler der Sekundarstufe sind im Gegensatz zu den Grundstufenschülern zum Beispiel im öffentlichen Verkehr oder in der Mittagspause in den Läden. Es ist jetzt aber ganz wichtig, Kontakte und damit Mobilität zu reduzieren.» (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die 18 schönsten Home Office Plätze
1 / 20
Die 18 schönsten Home Office Plätze
bild: imgur

Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Homeoffice» oder wie ihr Schweizer mein Englisch zerstörten
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
96 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Roque SF
17.01.2021 08:25registriert Mai 2020
Überfällig! Gleiches gilt für sämtliche Berufsschulen.
32977
Melden
Zum Kommentar
avatar
Barth Simpson
17.01.2021 08:36registriert August 2020
Ich finde, dass man von fast erwachsenen Schülern soviel Selbstdiziplin erwarten kann, dass Fernunterricht eine akzeptable Zwischenlösung ist. Es bleibt ja nicht ewig so.
30056
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lienat
17.01.2021 09:07registriert November 2017
Ich unterrichte an einer Berufsfachschule und bin keineswegs Fan vom Fernunterricht, denn er öffnet nach eigener Erfahrung die Schere zwischen starken und schwachen Lernenden massiv. Ferner sind die für die Ausbildung sehr wichtigen Laborarbeiten so gar nicht mehr möglich.

Dennoch: Wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis anschaut, wären wir die ersten, die man schliessen müsste. In meiner Klasse sitzen z.B. 24 Lernende aus drei Kantonen, welche mitten in der Stosszeit mit dem ÖV anreisen. Diese sind (anders als Lernende der Unterstufe) alt genug, dass sie nicht betreut werden müssen.
15313
Melden
Zum Kommentar
96
Eklat in der SVP: Christian Imark stellt pikante Forderung an Magdalena Martullo-Blocher
Das ist höchst ungewöhnlich. Energiespezialist Imark greift SVP-Vizepräsidentin Martullo-Blocher offen an. Sein Vorwurf: Mit ihrem Nein zum Stromgesetz gefährde sie langfristige Parteiinteressen.

Auf der einen Seite steht Christian Imark. Der SVP-Nationalrat aus Solothurn brachte am 2021 das CO₂-Gesetz praktisch im Alleingang zum Absturz. Im Februar 2024 reichte er als Mitglied des Initiativkomitees die Blackoutinitiative ein, die neue AKW wieder erlauben will. Und 2023 war er als Vertreter der Energiekommission (Urek) verantwortlich dafür, dass die SVP-Fraktion das Stromgesetz von SVP-Bundesrat Albert Rösti mit 36:18 Stimmen absegnete. Die Volksabstimmung findet am 9. Juni statt.

Zur Story