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Israel: Grenzzaun zu Jordanien und Annexion von 150 Hektar im Westjordanland 

Israel: Grenzzaun zu Jordanien und Annexion von 150 Hektar im Westjordanland 

20.01.2016, 20:27
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Die israelische Regierung will 1.5 Quadratkilometer Land in der Nähe von Jericho im besetzten Westjordanland zu ihrem Staatseigentum erklären. Das Verfahren, um das Ackerland in israelischen Staatsbesitz zu überführen, befinde sich in der «Schlussphase».

Dies erklärte die dem Verteidigungsministerium unterstellte israelische Zivilverwaltung für die Palästinensergebiete am Mittwoch. Einzelheiten, etwa zu den bisherigen Eigentümern, wurden nicht bekanntgegeben.

Israelischen Medienberichten zufolge handelt es sich um 1.5 Quadratkilometer (150 Hektaren) Land, das nördlich der israelischen Siedlung Almog in der Nähe von Jericho liegt. Nach Angaben der Bürgerrechtsgruppe «Frieden jetzt» wird das Land schon seit einigen Jahren von Siedlern als Ackerland genutzt. Es handle sich um die grösste Enteignung seit 2014.

Landstrich bei Jericho.
Landstrich bei Jericho.
Bild: MOHAMAD TOROKMAN/REUTERS
Israel baut Grenzanlage zu Jordanien
Israel hat diese Woche mit dem Bau einer Sperranlage an der Grenze zu Jordanien begonnen. Das gab das israelische Verteidigungsministerium am Mittwoch bekannt. Eine Ministeriumssprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP, damit würden die israelischen Bürger vor «jeglicher Sicherheitsbedrohung aus Jordanien» geschützt. Die Grenzanlage soll sich über 30 Kilometer vom Badeort Eilat zum neu geplanten Flughafen bei Timna erstrecken. Die Kosten werden auf 300 Millionen Schekel (76 Millionen Franken) geschätzt. Es handelt sich um die vierte Sperranlage, die Israel um sich zieht. Derartige Barrieren gibt es bereits zu Ägypten, auf den annektierten Golanhöhen zur Abschottung von Syrien und zum Westjordanland, wo Mauern und Zäune oftmals tief in das besetzte Palästinensergebiet reichen. (sda/afp)

Auch die Palästinenserführung kritisierte das Vorhaben scharf. PLO-Generalsekretär Sajeb Erakat bezeichnete die geplante Enteignung als Diebstahl. Die israelische Regierung bezeichne das Gebiet als «Sicherheitsbereich», sagte Erakat am Mittwoch vor Journalisten. In der Umgebung würden aber nur Weintrauben, Palmen und Gemüse angebaut. Damit werde den Palästinensern nicht nur ihr Wasser, sondern auch ihr Land «gestohlen».

Das Westjordanland ist seit 1967 von Israel besetzt. Die Palästinenser werfen Israel vor, durch seine Siedlungspolitik das Westjordanland de facto Schritt für Schritt zerteilen zu wollen, um die Schaffung eines Palästinenserstaats unmöglich zu machen. Auch «Frieden Jetzt» kritisierte die geplante Enteignung als «weiteren Schritt», um eine Zweistaatenlösung unmöglich zu machen.

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Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht unter Druck.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht unter Druck.
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