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Wie definieren wir einen Leitwolf? Er ist dazu in der Lage, eine Mannschaft besser zu machen. Seine Leistung ist nicht abhängig von seinen Mitspielern – er macht vielmehr seine Mitspieler besser.
Denis Hollenstein ist WM-Silberheld und einer der besten Schweizer Stürmer auf den Aussenbahnen. Aber er ist kein Leitwolf. Weil er von einem starken Mittelstürmer abhängig ist. Es macht für Kloten keinen Sinn, mehr als 600 000 Franken für einen Stürmer auszugeben, der einen Fünferblock nicht als Center zu führen vermag. So gesehen ist Denis Hollenstein der meistüberschätzte und überbezahlte Spieler der Liga.
Sinn macht ein Stürmer wie Denis Hollenstein nur für einen Titanen mit einer starken Mittelachse aus Schweizern oder Ausländern. Also für einen Klub wie Bern oder die ZSC Lions.
Denis Hollenstein bringt den ZSC Lions Intensität auf die Aussenbahnen plus Tore und Assists. Er ist sozusagen ein Roman Wick mit Biss – und damit eine Nummer grösser als der Schillerfalter, der schon vor Denis Hollenstein den Weg ins Hallenstadion eingeschlagen hat. Und die ZSC Lions können es sich leisten, einen Spieler wie einen Leitwolf zu bezahlen, der kein Leitwolf ist.
Für die ZSC Lions würde es Sinn machen, mit Roman Wick zu verlängern. Wenn sie Meister werden wollen, brauchen sie viel offensive Feuerkraft – und Roman Wick bringt diese Feuerkraft. Er könnte im Verantwortungswindschatten von Denis Hollenstein die Aussenbahnen unsicher machen und produktiv werden wie nie zuvor.
Kürzlich kam Denis Hollensteins Agent Roly Thompson nach Kloten um zusammen mit seinem Schweizer Anwalt und Spieleragenten Georges Müller den Deal mit den ZSC Lions aus einem laufenden Vertrag heraus per Ende Saison zu machen. Seither riskiert kein Chronist viel, wenn er verkündet, Denis Hollenstein werde Ende Saison ins Hallenstadion wechseln. Das Gerücht macht zum gefühlten hundertsten Mal die Runde.
Aber hatte Denis Hollenstein nicht kürzlich erklärt, er werde den Vertrag in Kloten erfüllen? Hat er. Aber schon der grosse Konrad Adenauer prägte das Motto: «Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.» Und Adenauer war in der Politik eine grössere Nummer als Hollenstein junior in unserem Hockey. Die Aussage zeigt halt auch, sollte sie sich als Lüge entpuppen, dass Denis Hollenstein halt kein wirklich grosser Spieler ist.
Die Geheimnistuerei inzwischen hohen Unterhaltungswert und gipfelte in der Aussage eines ZSC-Generals: «Ich will zum Fall Hollenstein nicht einmal zitiert werden, dass ich nicht zitiert werden möchte.» Inzwischen bestätigen etwa ein Dutzend Personen, der Deal sei angeblich gemacht – nur dazu mit Zitat stehen mag niemand.
Hans-Ueli Lehmann hat die Chance, seinen teuersten Spieler ab nächster Saison von der Lohnbuchhaltung zu haben. Und er verliert dann einen Spieler, der von seiner Wirkung auf dem Eis mit einem Ausländer ersetzt werden kann, der ein Drittel weniger kostet. Eine Karriere-Fortsetzung in Kloten machte im Grunde weder für Denis Hollenstein noch für den Klub Sinn.
Sportlich ist der Abgang von Denis Hollenstein also verkraftbar zumal in der Kabine die Stimmung besser sein dürfte, wenn der Star, der in einem «Sparteam» ein Krösus sein darf, gegangen ist.
Hingegen ist der Verlust eines so populären Spielers politisch und werbetechnisch schwierig zu kompensieren. Die Gefahr, dass so ein Transfer als «Lichterlöschen» interpretiert wird, ist erheblich.
Die Fans werden, wenn es denn soweit ist, Denis Hollenstein den Wechsel schon verzeihen. Spieler kommen und gehen, Klubs bleiben bestehen. Und einer wie Denis Hollenstein will ja auch einmal in seiner Karriere Meister werden. Das ist, wenn er nicht aus dem Züribiet wegziehen will, halt nur im Hallenstadion möglich.
Gut ist mit Kevin Schläpfer ein Trainer an Bord, der mit seinem Optimismus den EHC Kloten in schwierigen Zeiten befeuert. Sonst droht dem traditionsreichsten NLA-Unternehmen (seit 1962 ununterbrochen in der höchsten Liga) schon mittelfristig das Schicksals eines Farmteams der Rapperswil-Jona Lakers.
Kevin Schläpfer nimmt das ganze Theater gelassen. «Ich habe Denis Hollenstein auf die neusten Gerüchte angesprochen. Er hat wiederholt, was er uns schon seit Wochen sagt: Ja, er stehe in Verhandlungen und es sei noch nichts entschieden.»
So oder so sieht er kein Unruhepotenzial. Kloten lebt ja seit Monaten mit dieser Situation und hat sich an diese Transfergeschichten gewöhnt wie der Hund an die Flöhe. Und Kevin Schläpfer macht noch eine Rechnung mit einer entwaffnenden Logik auf: «Wenn wir Vincent Praplan und Denis Hollenstein verlieren sollten und dafür mit vier Ausländern antreten können, dann sind wir ja nächste Saison mindestens so stark wie jetzt …»