Nicht die Betten oder die Beatmungsgeräte sind knapp, sondern die ausgebildeten Fachleute, die es pro Bett braucht. Das sind auf der Intensivstation zwischen fünf und acht Personen. Das Personal ist hochspezialisiert. Die Zusatzausbildung dauert mindestens zwei Jahre und die Anforderungen sind hoch. Die Kapazitäten lassen sich deshalb nicht kurzfristig erhöhen.
Laut dem Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, Lukas Engelberger, wurden seit Beginn der Pandemie keine zertifizierten Plätze auf den Intensivstationen abgebaut. Er sagte am 8. September: «Der Vergleich mit der theoretischen Maximalzahl von 1200 Betten ist irreführend, weil es sich bei der Maximalzahl nicht um zertifizierte Plätze handelt.» In der ersten Welle seien die Kapazitäten ad hoc erhöht worden, indem weniger qualifiziertes Personal auf die Intensivstation verlegt wurde.
«Dieses fehlte aber anderswo. Den Personalschlüssel kann man nicht dauerhaft verwässern, weil Patienten mit anderen Krankheiten oder Unfällen ebenfalls versorgt werden müssen und weil wegen Personalmangels medizinische Kompromisse in Kauf genommen werden müssen.» Bundesrat Berset sagte an derselben Medienkonferenz, man könne nicht so tun, als ob die Erschöpfung des Spitalpersonals keine Realität sei. Und: «Wir sind seit 18 Monaten in einer Krise. Wir haben in der Schweiz einen sehr freiheitlichen Kurs gefahren und deswegen mehr Hospitalisierungen in Kauf genommen. Das Spitalpersonal muss die Konsequenzen tragen.» Über die künftigen Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals stimmt das Schweizer Volk am 28. November ab.
Das stimmt nicht. In den sozialen Medien kursiert diese Falschmeldung in Form einer Sprachnachricht. Darauf erzählt ein Mann, dass in den drei Spitälern Männedorf, Frauenfeld und St. Gallen die Angestellten eine Schweigepflicht hätten unterzeichnen müssen. Diese habe sie verpflicht, die Anzahl der doppelt Geimpften auf den Intensivstationen zu verheimlichen. In der Sprachnachricht wird die angebliche Quelle genannt. «Blick» konnte mit der Frau sprechen. Sie zeigte sich fassungslos. Die Informationen seien falsch, weshalb sie nun prüfe, juristisch dagegen vorzugehen. Auch die Spitäler dementieren den Vorwurf. Das sei ein «völliger Humbug», sagte etwa der Mediensprecher des Kantonsspital St. Gallen auf Anfrage.
Es stimmt, dass Leute unter 30 Jahren die Spitäler wenig belasten. Laut dem BAG war eine Zertifikatspflicht ab einem höheren Alter als 16 aber kein Thema. Das Amt schreibt: «Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sind nachweislich weniger anfällig für eine Infektion mit SARS-CoV-2 und es ist weniger wahrscheinlich, dass sie das Virus übertragen.» Darauf, dass auch 16- bis 30-Jährige nur in sehr seltenen Fällen auf der Intensivstation behandelt werden müssen, geht das BAG in der Antwort nicht ein. Ein Blick in die Hospitalisationen (siehe Grafik) zeigt, dass eine von zehn Spitaleinweisungen eine Person unter 30 Jahren betrifft. Die Altersgruppe mit den tiefsten Hospitalisationen ist jene der 10- bis 19-Jährigen. Die Kinder und die 20- bis 29-Jährigen haben die zweittiefsten Zahlen.
Dies dürfte die wichtigste Sorge der Impfskeptiker sein. Geimpft wird seit einem Jahr – und für diese Zeitspanne sind die Impfnebenwirkungen bekannt. 2.5 Milliarden Menschen sind weltweit geimpft, mehrheitlich mit dem Stoff von Biontech/Pfizer. Nebenwirkungen treten früh, innerhalb von Stunden (allergische Reaktionen) oder maximal drei Wochen (zum Beispiel die sehr seltenen Herzmuskelentzündungen) auf.
Manche Impfexperten sagen, es seien generell bei Impfungen keine Nebenwirkungen bekannt, die erst nach Monaten oder Jahren auftreten. Frühere Gerüchte, dass Impfungen Autismus auslösen könnten, sind heute widerlegt. Zu den Hilfsstoffen, welche die mRNA-Impfungen enthalten, ist zu sagen, dass fast alle dieser Stoffe auch in anderen gängigen Medikamenten enthalten sind, da sie zum Beispiel als Stabilisatoren gebraucht werden. Falls einer dieser Stoffe für den menschlichen Körper ungesund wäre, wäre dies vermutlich längst bekannt.
Zur Immunreaktion, welche die Impfung auslöst, ist festzuhalten, dass hier die möglichen Risiken bei einer natürlichen Infektion extrem viel grösser sind. So kann ein Virus in seltenen Fällen das Immunsystem so fehlleiten, dass es körpereigene Zellen angreift. Die meisten Autoimmunerkrankungen entstehen nach Virus-Infektionen. Immunologe Andreas Radbruch von der Berliner Charité sagte diese Woche gegenüber CH Media: «Die Impfstoffe besitzen keine gefährlichen Teile des Virus. Impfreaktionen sind auch nur kurz – nicht über Wochen. Das Risiko einer Autoimmunkrankheit ist viel, viel geringer. Ob es null ist, wird die Zeit zeigen.»
Das Risiko, dass eine Person sich in der Zwischenzeit mit Sars-CoV-2 ansteckt liegt bei fast hundert Prozent.
Es ist kein Zusammenhang der Coronaimpfung mit dem Entstehen von Tumoren bekannt. Jedoch ertasten manche Frauen nach der Impfung Knoten auf jener Körperseite, wo sich der Arm befindet, in den sie geimpft wurden. Es gab Fälle, wo Frauen deswegen den Arzt aufsuchten. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um vergrösserte Lymphknoten handelte. An Anschwellen von Lymphknoten (Lymphadenopathie) ist von allen Infektionen und auch von Impfungen bekannt: Sie filtern die Lymphflüssigkeit nach Erregern.
Dies ist die gewünschte Reaktion auch nach einer Impfung. Üblicherweise bildet sich diese Schwellung innerhalb von ein bis zwei Wochen zurück. Spürbare Vergrösserungen von Lymphknoten werden von den Impfstoffherstellern als Nebenwirkung ausgewiesen. Moderna meldet bei 1.1 Prozent eine solche Lymphadenopathie in Armen und Hals bei der Impfgruppe gegenüber 0.6 Prozent in der Placebogruppe. Die Nebenwirkung verschwindet in der Regel nach einem oder zwei Tagen. Bei Biontech/Pfizer wurden nur einzelne Fälle von Lymphadenopathie festgestellt.
Das ist nicht der Fall. Andreas Radbruch, Immunologe an der Berliner Charité sagt dazu: «Wir rechnen damit, dass weniger als ein Promille einer vorbestehenden Immunität verloren geht, wenn man eine neue Infektion durchlebt. Das ist vernachlässigbar.» Selbst in Gegenden, wo es viele Viren gebe, würden die Leute einen guten Impfschutz aufbauen, der über Jahrzehnte halte. Etwa nach Impfungen wie Tetanus oder Masern, hält Radbruch fest. «Die bestehenden Antikörper bleiben da und die Antikörper der Impfung kommen noch hinzu. Das Immunsystem passt sich an. Wenn es eine Plasmazelle mal ins Knochenmark geschafft hat, dann bleibt sie da auch jahrelang am Leben.» Die Plasmazellen produzieren im Falle einer späteren Ansteckung neue Antikörper.
Eine Übergangsfrist für alle Schwangeren, die, wenn sie sich jetzt impfen lassen, erst im November ein Zertifikat haben, wäre sicher fair. Heute Freitag soll der Bundesrat Weiteres zur Vergütung der Coronatests mitteilen. Allerdings sollten ungeimpfte Schwangere sich ohnehin nicht in geschlossenen Räumen mit vielen Leuten aufhalten, wegen ihres erhöhten Risikos für einen schweren Verlauf. Schwangere im ersten Trimester können ein ärztliches Attest erhalten, das sie zu Gratis-Tests berechtigt, denn die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfiehlt Schwangeren erst nach der 12. Woche die Impfung.
Ein PCR-Test sagt nicht, ob man krank wird oder ansteckend ist. Aber wahrscheinlich ist es – dies auch wegen der Delta-Mutation, die ansteckender ist und heftigere Verläufe zur Folge hat. Doch manche Infektionen verlaufen immer noch symptomlos. Zum Beispiel, wenn eine Kontaktperson nur eine geringe Virenladung abbekommen hat. Ausserdem sind PCR-Tests sehr sensibel.
Sie spüren kleinste Mengen von Viren auf und so könnte es sein, dass ein Test auch bei einer Menge Viren positiv ausfällt, die für Betroffene nicht zu Symptomen führt. In ganz seltenen Fällen reagieren die Tests auch auf alte Virenbestandteile, die im Blut herumschwimmen und keinen Schaden mehr anrichten. Doch es gibt Möglichkeiten, ein positives Testergebnis, dass durch «alte Viren» zustande kam, auszuschliessen. Zudem gibt es bei allen Testverfahren, auch bei sehr guten, manchmal falsche Ergebnisse aus unbekannten Gründen.
Gentechnik spielt bei den meisten heutigen Impfstoffprojekten eine zentrale Rolle, nicht nur bei der mRNA-Impfung, sondern auch bei Vektorimpfungen mit abgeschwächten Viren. Die Boten-RNA (engl. messenger-RNA) sind Abschriften von DNA-Abschnitten für den kurzfristigen Gebrauch zur Protein-Produktion. Die mit der Impfung verabreichte mRNA kann nicht in den Zellkern gelangen und sich dort somit auch nicht ins menschliche Erbgut einbauen. Die mRNA wird im Körper innert Stunden wieder abgebaut und ausgeschieden wie auch die in der Zelle erzeugten Proteine. Die mRNA und die Proteine werden zum Schutz vor dem Coronavirus nicht mehr benötigt. Unser Körper stellt mRNA von Natur aus her und braucht sie, um lebenswichtige Proteine herzustellen. Auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus gelangt Virus-RNA in unseren Körper. An mRNA-Impfstoffen wird schon seit 20 Jahren geforscht.