Update 18. April: Die ETH Zürich hat ihren sofortigen Rückzug beim paneuropäischen Software-Projekt PEPP-PT erklärt. Man konzentriere sich auf das Projekt DP-3T, twitterte der Informatik-Professor und Kryptografie-Experte Kenny Paterson.
ETH Zurich yesterday notified PEPP-PT that it is withdrawing from the PEPP-PT consortium with immediate effect. Our relentless focus from now on is #DP3T.
— kennyog (@kennyog) April 18, 2020
Die ursprüngliche Story:
Das internationale Contact-Tracing-Projekt PEPP-PT soll dazu beitragen, die Coronavirus-Pandemie einzudämmen. Der Schweizer Epidemiologe Marcel Salathé gehörte zu den treibenden Kräften des internationalen Projekts. Nun zieht er sich daraus zurück, wie er am Freitag bekanntgab.
Er glaube noch immer an einen internationalen Ansatz unter Schutz der Privatsphäre, schreibt der Forscher der ETH Lausanne. Er könne aber nicht hinter etwas stehen, von dem er nicht wisse, für was es stehe. Im Moment sei PEPP-PT nicht offen und nicht transparent genug.
Entscheidend seien die Details, schreibt Salathé. Dazu gehören für ihn die Protokolle, Privatsphäre oder Systemsicherheit. Alle, die an einer Lösung arbeiteten, sollten dies offen tun. «Transparenz ist zwingend», schreibt der Forscher auf Twitter.
Salathé will sich nun voll und ganz dem DP-3T-Projekt widmen. Es handelt sich um ein Open-Source-Projekt. Daten sollen dezentral und anonym gespeichert werden. Ideen könnten offen diskutiert werden, schreibt Salathé. Das Forscherkollektiv DP-3T hat am Freitag weitere Testversionen einer Contact-Tracing-App zur Erprobung veröffentlicht.
Die Schweizer Initiative DP3T verfolgt ein ähnliches App-Konzept wie PEPP-PT und wurde bisher auf der Webseite von PEPP-PT offiziell unterstützt. Gestern sind die Hinweise auf DP3T verschwunden. Salathés Rückzug schürt Spekulationen, dass Hinter den Kulissen ein Streit tobt.
PEPP-PT-Projektverantwortlicher ist der deutsche IT-Experte Chris Boos. Im Interview mit tagesspiegel.de nimmt er zum Eklat Stellung.
Was Salathés Rückzug für die Strategie des Bundes zur Eindämmung der Epidemie bedeutet, ist unklar. Matthias Egger, Präsident der wissenschaftlichen Covid-19 Task Force, hatte sich Anfang April zuversichtlich zum Einsatz von PEPP-PT gezeigt.
In der Schweiz setzt man nun offenbar auf den freien, dezentralen Ansatz DP-3T: ETH-Forscher Mathias Payer vom DP-3T-Kollektiv hat am Freitag mit Angehörigen der Schweizer Armee Feldversuche mit DP-3T durchgeführt.
There are rumors that some @PeppPt members are lobbying for a non-disclosed design that requires a lot more trust into governments. This must be discussed openly and not behind closed doors!
— Mathias Payer (@gannimo) April 16, 2020
Solche Tracing-Apps (nicht zu verwechseln mit Tracking) sollen ihre Nutzer warnen, wenn sie Kontakt zu Infizierten hatten. Die Betroffenen könnten sich dann zum Beispiel isolieren oder testen lassen. Die Unterbrechung von Ansteckungsketten soll zur Eindämmung der Pandemie beitragen, bis ein Impfstoff auf dem Markt ist.
Es seien noch Abklärungen zum Datenschutz im Gang, technisch sei man aber sehr weit. Je früher die App eingesetzt werde, desto besser. «Alles, was dazu beiträgt, Infektionsketten zu unterbrechen, ist willkommen und sollte eingesetzt werden», sagte Egger von der wissenschaftlichen Covid-19 Task Force vor Journalisten.
Die Nutzung von Contact-Tracing-Apps soll in der Schweiz freiwillig sein. Nach Einschätzung von Egger wäre die Akzeptanz in der Schweizer Bevölkerung aber relativ gross: Er geht davon aus, dass rund 30 Prozent teilnehmen würden. Nach Einschätzungen von Experten wäre dies noch deutlich zu wenig, zumal nicht alle Teilnehmer die App auch richtig bzw. konsequent einsetzen dürften.
Zudem gibt es technische Hürden: Die Pepp-PT-Macher haben zuletzt die deutsche Bundeswehr für Messungen gewonnen, um die Wirksamkeit und Fehlerquote des Systems zu bestimmen. «Die Trefferquoten lagen demnach im Mittel zwischen 70 und 80 Prozent», schreibt Spiegel.de. Allerdings war es kein realistischer Test, da nur relativ wenige unterschiedliche Android-Smartphones und keine iPhones im Einsatz waren. Im Alltag mit sehr vielen unterschiedlichen Geräten dürfte die Fehlerquote höher liegen. «Die hier absehbaren Kompatibilitätsprobleme werden möglicherweise erst lösbar sein, wenn Google und Apple ihr gemeinsames Projekt an den Start gebracht haben», schreibt spiegel.de.
Im Gegensatz zum App-basierten Tracing steht das Contact Tracing durch die Behörden, wie es zu Beginn der Epidemie angewendet wurde. Dieses wird in der Schweiz von den kantonsärztlichen Diensten durchgeführt, wie Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit am Freitag erklärte. Dabei werden die Betroffenen per Verfügung in Quarantäne geschickt.
Die Kapazität dieser Massnahme ist aber stark beschränkt. Die Grenze liegt laut Koch bei rund 100 Fällen. Zur App-Entwicklung äusserte er sich nicht. Der Bund werde eine solche Anwendung prüfen, wenn sie vorliege, sagte er.
(oli/sda)
Zudem geht die Kommunikation von Gerät zu Gerät direkt über Bluetooth. diese Kommunikation braucht es ja so oder für das Tracing. Bei der Serverlösung kommt dann noch zusätzlich eine Kommunikation zum Server ins Spiel. Da braucht es dann eine WLAN oder GSM Verbindung. Ein einfacher BT Token würde dann nicht mehr funktionieren.