Der Multicheck dürfte vielen Berufseinsteigern ein Begriff sein: Mittels eines Computertests werden dabei Schulwissen, kognitive Fähigkeiten und Konzentrationsfähigkeit erfasst. Viele Unternehmen verlangen von ihren angehenden Lehrlingen einen solchen eineinhalbstündigen Test. Wer ein schlechtes Resultat erhält, kann den Test zwar ein zweites Mal machen – muss aber erneut 100 Franken Gebühren dafür zahlen. Zudem wird der zweite Versuch in der anschliessenden Bewertung vermerkt.
Ein junger Stellensuchender aus Bern wollte dem wohl aus dem Weg gehen. Mithilfe von Photoshop änderte er die Punktzahl und die Bewertungsdiagramme auf seinem Zertifikat ab, wie die Berner Zeitung berichtet.
Mit dem gefälschten Zeugnis bewarb er sich anschliessend bei vier verschiedenen Unternehmen. Doch der angehende Lehrling flog auf. Weil die Resultate mittels QR-Code auf der Multicheck-Website überprüft werden können, zeigte sich schnell, dass die Punktzahl im Netz eine andere war als auf dem Papier.
Neben den betroffenen Unternehmen erfuhr auch der Zertifikataussteller von der Fälschung. Die Aktiengesellschaft erstatte daraufhin Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berner Jura-Seeland mit der Begründung eines möglichen Reputationsschadens und dem Verlust der Glaubwürdigkeit. Die Staatsanwaltschaft wies die Anzeige ab, woraufhin die Kläger ans Obergericht weiterzogen.
Das Berner Obergericht hiess die Anzeige gut. Gemäss den Richtern handelte es sich beim Multicheck-Zertifikat um eine Urkunde. Somit ist dessen Fälschung ein Offizialdelikt. Die Berner Staatsanwaltschaft muss nun eine Untersuchung gegen den Beschuldigten eröffnen.
Ob der junge Lehrling eine Stelle erhalten hat, ist nicht bekannt.
(ohe)
Warum kann diese Aufgabe nicht die Schule übernehmen? Einen Vormittag an einem PC ausfüllen - fertig, ab in die Bewerbungsunterlagen. Warum sollen Jugendliche für so etwas bezahlen, gehört dies nicht zum Leistungsauftrag der Schule, die Vorbereitung und Hilfestellung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz anbieten sollte?