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Analyse

Elon Musk, Warren Buffett – und der Wassergraben

Elon Musk, Warren Buffet und der Wassergraben
Draufgänger (Musk) gegen Bewahrer (Buffett).bild: montage watson 
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Elon Musk und Warren Buffett haben Streit – es geht um einen Wassergraben

Der geniale Erfinder und der legendäre Investor streiten sich darüber, wie sinnvoll Schutzmechanismen für Unternehmen im digitalen Zeitalter sind.
09.05.2018, 09:4709.05.2018, 19:31
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Im Mittelalter haben die Ritter ihre Burgen gegen Angreifer geschützt, und zwar nach dem Motto: Je breiter der Graben, desto sicherer die Burg. Am vergangenen Wochenende haben sich Elon Musk und Warren Buffett ebenfalls über Wassergräben gestritten, allerdings im übertragenen Sinn.

«Elon Musk würde es nicht wagen, unser Candy-Geschäft anzugreifen.»
Warren Buffett

Den Streit vom Zaun gebrochen hat Musk. Er hat sich darüber lustig gemacht, dass Buffett «Unternehmen mit sehr grossen Wassergräben» liebe, will heissen: Unternehmen, die sich sehr wirkungsvoll gegen die Konkurrenz abschotten. «Ich denke, Wassergräben sind für Weicheier», erklärte Musk an einer Telefonkonferenz mit Analysten.

A Warren Buffett cutout stands in front of Berkshire Hathaway shareholders shopping for kitchen supplies at the Pampered Chef display at the CenturyLink Center in Omaha, Neb., Friday, May 4, 2018, whe ...
Warren Buffett als Pappkamerad an seinem «Woodstock für Kapitalisten».Bild: AP/AP

Tatsächlich ist das «Orakel aus Omaha», wie Buffett oft genannt wird, das pure Gegenteil von Musk. Buffett hat kaum in Hi-Tech investiert, weil er davon nichts verstehe, wie er freimütig gesteht. Am Ursprung seines sagenhaften Vermögens stand eine Versicherung, weil dieses Geschäft einen grossen Cashflow generiert. Traditionsunternehmen wie Coca Cola sind Tragpfeiler seines Portefeuilles.

An der Jahresversammlung seiner Holding Berkshire Hathaway – gelegentlich auch «Woodstock der Kapitalisten» genannt – nahm Buffett den Fehdehandschuh auf. «Elon mag in manchen Bereichen die Dinge auf den Kopf stellen», frotzelte Buffett. «Aber er würde es nicht wagen, unser Candy-Geschäft anzugreifen.» Berkshire Hathaway kontrolliert sehr viele KMU, darunter auch eine Candy-Fabrik.

«Ich werde ein Candy-Unternehmen gründen, und es wird einmalig sein.»
Elon Musk

Musks Antwort erfolgte postwendend. Er werde auf der Stelle eine Candy-Fabrik starten, tweetete er. «Und sie wird einmalig sein.» Dann legte er noch einen drauf. Er plane das Unternehmen mit einem Wassergraben zu schützen, «und diesen mit Candy zu füllen». Dann werde sogar Buffett endlich bei ihm investieren.

SpaceX CEO Elon Musk congratulates teams competing on the Hyperloop Pod Competition II at SpaceX's Hyperloop track in Hawthorne, Calif., Sunday, Aug 27, 2017. The Hyperloop system built by SpaceX ...
Elon Musk vor einer SpaceX-Rakete.Bild: AP/AP

Hinter dem launigen Wortgefecht der beiden Wirtschafts-Ikonen steht eine ernsthafte Frage: Wie weit können sich heute noch selbst grösste Unternehmen vom Wettbewerb abschotten? Kundenloyalität ist ein rares Gut geworden. Selbst der Weltkonzern Nestlé musste sich kürzlich den Forderungen von Coop beugen, weil ein Teil seiner Markenprodukte veraltet ist und von billigeren Nachahmeprodukten bedrängt wird.

Umgekehrt sind es gerade die führenden Hi-Tech-Unternehmen, welche die grössten Wassergräben besitzen. Die Faang-Gemeinde, wie die Abkürzung für Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google lautet, kauft alles auf, was sich bewegt, und ist im Begriff, ein sehr wirksames Oligopol zu errichten.

Umgekehrt hat gerade Musk bewiesen, dass selbst der grösste und tiefste Wassergraben überwunden werden kann. Immerhin hat er mehr oder weniger eigenhändig den staatlichen Weltraumkonzern NASA in die Knie gezwungen und der allmächtigen Autoindustrie das Fürchten beigebracht.

Wer hat recht, Musk oder Buffett?

Musk, der Draufgänger, und Buffett, der Bewahrer – es braucht beide, um die Wirtschaftsordnung der digitalen Gesellschaft weiterzuentwickeln.

Haben die Milliardär-Bosse ein schlechtes Gewissen?

Video: srf
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mutzli
09.05.2018 10:27registriert Dezember 2016
Das ist schon fast eine Hagiographie von Musk. Auch wenn SPaceX zweifelsohne äusserst beeindruckende Leistungen vollbracht hat, die für die Zukunft sehr nützlich sein könnten, ist die Formulierung die "NASA in die Knie gezwungen zu haben" verfehlt. SpaceX ist eine profitorientierte Firma, die von der NASA grosszügig mit Enwicklungsverträgen versorgt wurde, die Raketen also auch in deren Auftrag gebaut und entwickelt. Ist etwa so, wie wenn man sagen würde, Bombardier habe die SBB in die Knie gezwungen, da letztere bei ersteren Züge einkauft.
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