Pakistan schiebt einstiges «Mädchen mit den grünen Augen» ab

Pakistan schiebt einstiges «Mädchen mit den grünen Augen» ab

09.11.2016, 14:40

Die pakistanischen Behörden haben die durch ein Pressefoto weltberühmt gewordene Afghanin Sharbat Gula in ihre Heimat abgeschoben. Die 45-Jährige wurde nach kurzer Inhaftierung wegen falscher Ausweispapiere in der Nacht zum Mittwoch nach Afghanistan gebracht.

Die mittlerweile erwachsene Frau wurde gemeinsam mit ihren vier Kindern am Grenzübergang Torkham etwa 60 Kilometer nordwestlich von Peshawar den afghanischen Behörden übergeben.

In Afghanistan wurde Gula von Präsident Ashraf Ghani begrüsst. Ghani habe sie nach ihrer Ankunft in Kabul in seinem Palast empfangen, sagte ein Sprecher des Präsidenten.

Die afghanische Regierung hat der Familie nach Angaben des Sprechers eine Wohnung bereitgestellt. Ghani habe Gula den Schlüssel zu einem Appartement ausgehändigt.

Als «Mädchen mit den grünen Augen» war Gula vor drei Jahrzehnten durch ein Titelbild des Magazins «National Geographic» bekannt geworden. Die pakistanischen Behörden hatten sie im vergangenen Monat beschuldigt, unter einem falschen Namen illegal pakistanische Ausweispapiere erworben zu haben.

Gula hatte vergangene Woche gesagt, die bevorstehende Abschiebung breche ihr das Herz. «Afghanistan war nur mein Geburtsland, aber Pakistan ist meine Heimat», sagte sie. «Ich will in Pakistan leben und sterben.» Die Abschiebung sei für sie «die schlimmste Sache». Nach eigenen Angaben kam sie als Kind Anfang der 80er Jahre nach Pakistan.

Foto ging um die Welt

Das Foto des damals zwölfjährigen «Mädchens mit den grünen Augen» war um die Welt gegangen. Ihr Bild stand für die Not afghanischer Flüchtlinge, die in Pakistan eine freundliche Aufnahme fanden. Gula war 1984 während der sowjetischen Besetzung Afghanistans von dem Fotografen Steve McCurry in einem Flüchtlingslager in Pakistan fotografiert worden.

Insgesamt sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks 1.4 Millionen afghanische Flüchtlinge in Pakistan registriert. Hinzu kommen schätzungsweise eine Million nicht registrierter Flüchtlinge. Die Regierung in Islamabad versucht seit Jahren den Druck auf die Flüchtlinge zu erhöhen, in ihre Heimat zurückzukehren. (sda/afp/dpa)

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