Wen Gott bestrafen will, dem verpasst er einen Chef, der von ihm verlangt, einen positiven Artikel über Donald Trump zu schreiben. Über Trump? Einen Mann, der notorisch lügt, Frauen begrapscht, Rassismus befeuert, Diktatoren bewundert und die Klimaerwärmung leugnet?
Aber okay, als fairer und differenzierter Journalist meistert man auch diese Aufgabe. Hier also die vier Dinge, die der US-Präsident in seiner Amtszeit richtig gemacht hat:
Wie die Sozialdemokraten in Europa sind die amerikanischen Demokraten traditionellerweise eine Partei der Arbeiter und des Mittelstandes. Mit Internet und fortschreitender Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft verloren die Demokraten ihr historisches Erbe aus den Augen. Nicht mehr die Arbeiterklasse stand zunehmend in Fokus, sondern die «kreative Klasse».
Schon in den Neunzigerjahren entdeckte Bill Clintons Arbeitsminister Robert Reich die «Symbol-Arbeiter», die ihren Job nicht mehr am Fliessband oder auf dem Bau verrichteten, sondern vorwiegend vor dem Bildschirm eines Computers. Reich war überzeugt, dass diese Symbol-Arbeiter dereinst den Kapitalismus vermenschlichen und Wohlstand für alle schaffen werden.
Weil sich die kreative Klasse hauptsächlich in den Städten an den Meeren aufhält, realisierten die Demokraten viel zu spät die Schattenseite der Digitalisierung. In Bundesstaaten wie Ohio, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin verarmten die Arbeiter in einem dramatischen Ausmass. Die Demokraten nahmen dies kaum zur Kenntnis, denn in den sogenannten «Fly-over-states» waren sie kaum mehr präsent.
Trump hingegen erkannte das Potential der vernachlässigten Menschen in den zerfallenden Industriegebieten. Während Hillary Clinton von den «deplorables» (die Bemitleidenswerten) sprach, wandte Trump sich an die «forgotten men and women», die von der Elite sträflich vernachlässigten Menschen. Sie trugen ihn zum knappen Sieg.
Gott habe die Republikanische Partei geschaffen, damit sie Steuern senkt und das Staatsdefizit im Griff hat, lautet ein beliebtes amerikanisches Bonmot. Tatsächlich haben traditionellerweise die Sparonkel in der Grand Old Party das Sagen. So wurde die Regierung von Barack Obama immer wieder von den Republikanern im Kongress damit gepiesackt, dass sie sich weigerten, die Schuldenobergrenze des Staatsbudgets zu erhöhen. Einmal musste Obama deswegen gar die Verwaltung für ein paar Tage dicht machen.
Nun kann man Trump fast alles vorwerfen, doch Angst vor Schulden kennt er nicht. Stolz bezeichnet er sich selbst als «Schuldenkönig». Aus der Milliarden-Pleite seiner Kasinos in Atlantic City hat er sich unversehrt herausgewunden. Und dass die meisten seiner Hotels und Golfplätze rote Zahlen schreiben, kümmert ihn kaum.
Auch als Präsident spielt Trump seine Rolle eines Schuldenkönigs mit Gusto. Als wichtigste politische Errungenschaft bezeichnet er seine Steuerreform. Sie erhöht die Schuldenlast des Staates locker um ein paar Billionen Dollar, aber: Who cares? Schliesslich sind Steuern gesenkt worden!
Ausser den Superreichen profitiert in den USA zwar kaum jemand von diesem Trump’schen Steuergeschenk. Doch die Sparonkel in der GOP dürften für längere Zeit ruhig gestellt sein. Das könnte sich als nützlich erweisen, wenn Joe Biden dereinst sein Infrastrukturprogramm lancieren wird.
Von den Steuererleichterungen hat der Durchschnittsamerikaner wenig bis nichts. Hingegen profitiert er von der Einwanderungspolitik des Präsidenten, so grausam sie auch ist.
Mit seinem rigorosen Vorgehen gegen Immigranten – Kinder wurden von den Eltern getrennt und in Käfige gesperrt – hat Trump die Zuwanderung aus Mittel-und Südamerika drastisch reduziert. Damit hat er auch den Markt für ungelernte Arbeiter ausgetrocknet. Das zeigt Folgen. Bis zum Ausbruch der Coronakrise und dem dadurch verursachten Einbruch der Wirtschaft sind die Löhne des unteren Mittelstandes gestiegen.
Nicht eingehalten hat Trump indes sein Versprechen, die Folgen der Globalisierung aufzuhalten. Das Handelsdefizit der USA ist höher denn je, und die Industriejobs sind nicht zurückgekehrt.
Ob Nordkorea oder Iran, Trump hat zwar immer wieder gedroht, aber nie zugeschlagen. Sein Wahlversprechen, die Truppen aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten und Afghanistan zurückzuziehen, hat er zumindest teilweise eingehalten. Dass er dabei auch die Kurden auf schändliche Weise verraten hat, ist eine andere Geschichte.
Anstatt einen heissen Krieg anzuzetteln, hat Trump seine Gegner mit Schmähungen eingedeckt. Bevor er mit ihm Liebesbriefe ausgetauscht hat, beschimpfte er Kim Jong Un als «little rocket man». Bei seiner Auseinandersetzung mit dem Iran hat er möglicherweise auch Glück gehabt. Die erwartete Revanche nach der Ermordung von General Qasem Soleimani blieb aus. Die Ayatollahs scheiterten an der eigenen Unfähigkeit. Anstatt eines amerikanischen Militärjets schossen sie einen zivilen Jet aus der Ukraine ab.
So weit die wenigen Lichtblicke. Aber reicht das?
In seiner jüngsten Kolumne in der «New York Times» greift Thomas Friedman einen Retweet des Präsidenten auf. Darin verbreitet dieser die These, wonach Obama nicht Osama Bin Laden, sondern einen Doppelgänger getötet habe. Die an der Aktion beteiligten Elitesoldaten seien danach umgebracht worden.
«Was würdet Ihr machen, wenn Euer Kind aus der Schule mit dieser Story zurückkehren würde», will Friedman wissen und gibt sich gleich selbst die Antwort: Ich würde sofort den Rektor anrufen und die Entlassung des Lehrers fordern.
Die Folgerung, die Friedman zieht, liegt auf der Hand:
Also eigentlich hat ja Amerika genau das bekommen was sie gewählt haben..
Und das mit den Kurden, leider schrecklich aber jedesmal wenn die Amis irgendwo eingreifen wird rumgeheult, dass die nicht die Weltpolizei spielen sollen und wenn dies nicht machen? Genau ist es auch wieder schlecht....
p.s. fair und differenzierter journalist? Comeon Löpfe.... bei diesem Thema\Person mitnichten!
Das glaube ich kaum. Wetten Biden (ich lebe von der Hoffnung) hat nicht einmal den Amtseid fertig abgelegt bevor der erste "Sparonkel" ihn sowohl für Rekordverschuldung als auch das monströse Defizit verantwortlich macht und rigorose Sparmassnahmen zu Lasten der Schwächsten verlangt?
Gut es ist schwierig einen nur Positiven Artikel mit gesundem Menschen verstand zu schreiben.