Wissen

Antikörper schützt vor Ebola-Virus fünf Tage nach Infektion

Antikörper schützt vor Ebola-Virus fünf Tage nach Infektion

25.02.2016, 20:0726.02.2016, 08:50
Mehr «Wissen»

Eine internationale Studie unter Beteiligung der Università della Svizzera Italiana in Bellinzona beschreibt einen Antikörper, der Schimpansen sehr effizient gegen das Ebola-Virus schützte. Selbst fünf Tage nach der Infektion verhinderte er den Ausbruch.

Bild
Bild: AP/PA

Forschenden ist es gelungen, Antikörper gegen das Ebola-Virus aus dem Blut eines Überlebenden des Ebola-Ausbruchs von 1995 zu gewinnen und künstlich herzustellen. Einer der Antikörper erwies sich als extrem wirksam gegen das Virus. Damit behandelte Schimpansen entwickelten keine Krankheitssymptome, selbst wenn sie den Antikörper erst fünf Tage nach der Infektion erhielten.

Den vielversprechenden Antikörper stellen die Forschenden nun im Fachjournal «Science» vor, wie die Università della Svizzera Italiana (USI) am Donnerstag mitteilte. Er könnte eine simplere und effizientere Alternative zum Antikörper-Cocktail ZMapp sein, der derzeit in klinischen Studien geprüft wird.

Schutz durch nur einen einzigen Antikörper

Bisherige Versuche, das ZMapp-Gemisch aus drei Antikörpern zu vereinfachen, seien fehlgeschlagen, schrieben die Forscher. Der neue Antikörper könnte bereits in Reinform wirksam gegen das Virus schützen und den Weg für neue Medikamente ebnen.

Noch gibt es kein zugelassenes Arzneimittel oder eine Impfung gegen das gefährliche Virus. Allerdings ist bekannt, dass Überlebende eine lebenslange Immunität entwickeln. Selbst elf Jahre nach der Infektion konnte das Team aus amerikanischen und Schweizer Forschenden noch zwei Antikörper aus dem Blut eines Ebola-Überlebenden isolieren.

Die Gesichter der Ebola-Überlebenden

1 / 26
Die Gesichter der Ebola-Überlebenden
Ebola-Überlebende Sontay Massaley, 37, wurde am 12. Oktober aus dem Médecins Sans Frontières-Zentrum in Paynesville, Liberia entlassen, wo sie acht Monate wegen Ebola verbracht hatte. Sie war Verkäuferin auf einem Markt, als sie mit dem Virus infiziert wurde. Jetzt, nachdem sie die Krankheit überlebt hat, ist sie gegen das Ebola-Virus immun. (Photo by John Moore/Getty Images)
quelle: getty images europe / john moore
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Dies gelang dank einer Technologie, die von Antonio Lanzavecchia vom Institut für Biomedizin an der USI entwickelt wurde. Es erlaubt, Antikörper mit hoher Präzision aus menschlichen Immunzellen zu gewinnen. Das Spin-Off-Unternehmen Humabs BioMed SA setzt diese Technologie ein, um neue Antikörper gegen Infektionskrankheiten zu identifizieren.

Neuer Angriffspunkt entdeckt

Das internationale Forscherteam um Lanzavecchia und Davide Corti von Humabs BioMed SA untersuchte die beiden gegen das Ebola-Virus gerichteten Antikörper genauer. Beide Antikörper binden demnach an eine Oberflächenstruktur des Virus, die dieses braucht, um sich an Zellen des menschlichen Körpers anzuheften.

Der eine Antikörper verhindert, dass diese Oberflächenstruktur zurechtgestutzt wird – eine Voraussetzung für das Andocken des Virus an eine Zelle. Der andere, besonders wirksame, bleibt auch nach dem Zurechtstutzen an der Struktur kleben und behindert das Anheften des Virus.

Gemäss der Mitteilung zeigt die Studie somit eine bisher unbekannte Schwachstelle des Virus auf und könnte ein Ansatzpunkt für neue präventive und therapeutische Massnahmen sein. Der vielversprechende Antikörper soll nun in grösserem Massstab hergestellt und in klinischen Studien geprüft werden. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Johann Bücheler, der Guillo­ti­nen­bau­er aus Kloten
Johann Bücheler war ein gewöhnlicher Schreiner aus Kloten. 1836 erhielt er vom Kanton Zürich den Auftrag, eine Guillotine zu bauen. Danach war ein normales Leben nicht mehr möglich.

Johann Bücheler fertigt in seiner Holzwerkstatt Stühle, Tische und Schränke – bis er einen delikaten Auftrag vom Polizeirat des Kantons Zürich bekommt. Er soll nach Genf reisen, um dort die erste Guillotine der Schweiz zu studieren. Denn der Kanton Zürich, neuerdings von Liberal-Radikalen regiert, will nicht länger gruselige Spektakel mit manuellem Enthaupten durchführen.

Zur Story