Ein Bild mit Symbolcharakter: Raphael Wicky steht im Regen. Bild: AP/AP
Kommentar
Es ist das vierte Spiel in Folge, das der FC Basel nicht gewinnen konnte. Ein 0:3 in Manchester ist keine Schande. Gerade die Art und Weise, wie sich der Schweizer Meister präsentierte, war in Ordnung. Die Aussagen von Raphael Wicky, Marco Streller und Michael Lang zeigen aber: Beim FCB stimmt so einiges nicht.
13.09.2017, 12:0613.09.2017, 21:41
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Eines vorneweg: FCB-Trainer Raphael Wicky hat eine faire Chance verdient und er darf nach neun Saisonspielen nicht mal annähernd in Frage gestellt werden. «Geduld ist eine Tugend», schreibt mir ein gekränkter Basel-Fan heute morgen. Diese Geduld soll Raphael Wicky gegeben werden. Erst soll der Walliser Trainer-Neuling genug Zeit haben, mit der Mannschaft zu arbeiten und seine Spielidee umzusetzen, bevor be- und verurteilt wird.
Vom Regen in die Traufe: Raphael Wicky.Video: streamable
Was mehr beunruhigt als die sportlichen Probleme, sind der Zweckoptimismus sowie die Nervosität und Ratlosigkeit, welche Raphael Wicky im SRF-Interview an den Tag legt.
Auch Marco Streller und einige Spieler wollen das 0:3 in Manchester als «gute Reaktion» und «Schritt in die richtige Richtung» verkaufen. Wir haben einige der Zitate genauer angeschaut und zwischen den Zeilen gelesen.
Raphael Wicky
Was der FCB-Trainer sagt (grün) und was er meint (pink):
«Ich bin 100-prozentig überzeugt ...»
«Ich hoffe ...»
«... wenn wir diese Leidenschaft und diesen Spirit jedes Wochenende in der Schweiz, ob Cup oder Meisterschaft, auf den Platz bringen können ...»
«Ich konnte die Mannschaft bisher nicht motivieren, gegen kleinere Teams mit Leidenschaft zu spielen und alles zu geben.»
Raphael Wicky im Interview beim SRF etwas nervös.screenshot: srf
«... dann bin ich 100-prozentig überzeugt ...»
«Ich hoffe weiter.»
«... dass wir irgendwann wieder da sind, wo wir hinwollen.»
«Es könnte noch länger dauern, bis wir tatsächlich wieder erfolgreich sind.»
Beunruhigend ist, dass Wicky die Leidenschaft und den Spirit speziell hervorheben muss, welche seine Mannschaft auf den Platz bringt. Dazu das Eingeständnis, dass dies in der Super League offensichtlich nicht der Fall ist.
Gegen Lausanne fehlte es dem FC Basel noch an Mut und Leidenschaft.Bild: KEYSTONE
«Weil diese Mannschaft lebt.»
«Die Mannschaft ist tot.»
Die Mutter aller Floskeln. Wenn eine Mannschaft funktioniert, dann muss nicht erwähnt werden, dass sie «lebt». Kampf und Leidenschaft sollten selbstverständlich sein. Gerade wenn diese Floskel gebraucht wird, ist es ein Zeichen, dass man sich dessen grundsätzlich nicht so sicher ist.
«Die Mannschaft hat Charakter gezeigt. Sie hat versucht zu spielen.»
«Es hat zwar nicht geklappt, aber immerhin haben wir es versucht.»
«Wir hatten nicht viele grosse Chancen, aber trotzdem, das muss man mitnehmen von heute.»
«Ich habe echt gedacht, heute gibt's eine noch grössere Klatsche.»
«Das war eine gute Reaktion heute.»
«Ein 0:3 in Manchester ist besser als ein 1:2 zuhause gegen Lausanne.»
Ein 0:3 wird so gedreht, dass es als Wendepunkt für eine bessere Phase dienen soll. Jetzt wird alles besser, weil man im Old Trafford zwar keine wirkliche Chance hatte, aber die Mannschaft gekämpft und ansatzweise gut mitgehalten hat. So sieht Zweckoptimismus aus.
Auf allen vieren: Mangelnden Einsatz konnte man Blas Riveros und dem FC Basel gestern tatsächlich nicht vorwerfen.Bild: EPA/KEYSTONE
«Wir können schon auch Fussball spielen. Man muss auch den Mut dazu haben.»
«Die Mannschaft ist verunsichert.»
«In erster Linie nehme ich mit, dass die Mannschaft lebt und eine Reaktion zeigen konnte.»
«Die Mannschaft lebt und hat eine Reaktion gezeigt. In unserem Medien-Leitfaden steht, diese Floskeln seien besonders wichtig, also sage ich sie gleich nochmals.»
«Dass die Mannschaft miteinander aufgetreten ist, das war für mich heute sehr sehr wichtig. Dass sie diese Mannschaftsleistung so abrufen konnte.»
«Es gibt in der Mannschaft interne Probleme, heute konnten wir diese aber beiseite legen.»
«Es ist sehr wichtig, dass man nicht auseinanderfällt und dass jeder für den anderen geht. Das habe ich heute gesehen.»
«Wenigstens heute haben sie nicht aufgegeben.»
Wicky erachtet es als sehr wichtig, dass die Mannschaft «miteinander aufgetreten ist». Sollte das nicht selbstverständlich sein?
Marco Streller
«Ich bin keiner, der Niederlagen gutredet, aber es war heute ein Schritt in die richtige Richtung.»
«Ich rede die Niederlage gut, leite es aber geschickt ein. Umgekehrte Psychologie, hehe.»
«Das sind einfach fünf 1,95-Meter-Typen, die du einfach nicht verteidigen kannst. Sonst war das eine sehr ansprechende Leistung.»
«Wir haben es verpasst, uns taktisch so einzustellen, um Flanken zu verhindern. Zudem sind sie kopfballstärker als wir.»
«Dieser Match war wichtig für alle, für die Mannschaft und für den Trainer. Das hat mir gezeigt, dass die Mannschaft lebt.»
«Hat jetzt der Wicky das mit dem ‹Mannschaft lebt› schon gesagt? Sicher ist sicher.»
«Ein Auftritt, auf dem man aufbauen kann.»
«Es kann nur noch besser werden.»
Marco Streller redet Niederlagen nicht gut, aber ...Bild: KEYSTONE
Marco Streller hat auch ein gutes Spiel gesehen und findet im Interview mit 20 Minuten praktisch die identischen Worte wie Trainer Wicky. Sind die FCB-Exponenten etwa alles perfekt geschulte Schäfchen eines Kommunikations-Experten?
Michael Lang
«Es muss jetzt wieder in die richtige Richtung gehen.»
«In die andere Richtung gibt es keinen Spielraum mehr.»
«Heute mussten wir niemanden motivieren, heute war klar, dass jeder an sein Limit geht. Mindestens vom Läuferischen und Kämpferischen. Diese Einstellung müssen wir jeden Tag auf den Platz bringen, auch im Training.»
«Wir haben Spieler in der Mannschaft, die keinen Bock haben, sich gegen Lausanne oder Lugano den Arsch aufzureissen. Im Training schon gar nicht. Aber im Old Trafford, da hat es heute geklappt.»
«Zwei oder drei Tore auswärts in Manchester zu schiessen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.»
«Mit dem aktuellen Team ist es ein Ding der Unmöglichkeit, in Manchester zwei bis drei Tore zu schiessen.»
Beim letzten Gastspiel in Manchester schaffte der FC Basel das «Ding der Unmöglichkeit.»Screenshot: weltfussball.de
«Die Mannschaft hat Charakter, das haben wir in der Vergangenheit genug bewiesen und das werden wir auch in Zukunft. Dass wir wieder ‹back to the top› gehen in der Super League.»
«Wir kriegen das schon irgendwie wieder hin. Dazu noch unnötige Anglizismen einbauen und dann wirkt es richtig glaubwürdig.»
Michael Lang will «back to the top».Bild: EPA/KEYSTONE
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quelle: keystone / peter klaunzer
Darum sind unnötige Anglizismen Kacke:
Video: watson/Sandro Zappella, Emily Engkent
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