Mindestens zehn Tote bei Kämpfen in brasilianischem Gefängnis

Mindestens zehn Tote bei Kämpfen in brasilianischem Gefängnis

15.01.2017, 07:28

Bei Kämpfen zwischen Mitgliedern verfeindeter Banden sind in einem Gefängnis in Brasilien mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Nach Medienberichten wurden bei den Auseinandersetzungen im Nordosten des Landes am Samstag mindestens drei Menschen enthauptet.

«Wir konnten ihre Köpfe sehen», sagte Zemilton Silva von der Gefängnisverwaltung. Die Kämpfe zwischen der Gang Comando de la Capital und dem Sindicato del Crimen brachen aus, als Mitglieder einer Bande in den Bereich einer anderen eindrangen.

Die Militärpolizei sicherte das Aussengelände des Gefängnisses in der Stadt Natal. «Im Moment ist es unmöglich, einzuschreiten. Alle sind drinnen, bewegen sich frei und sind bewaffnet. Unsere Aufgabe ist es jetzt, zu verhindern, dass sie fliehen», sagte ein Polizeioffizier der Zeitung «O Globo».

Die Militärpolizei wollte die Haftanstalt am Sonntag im Morgengrauen (Ortszeit) stürmen. Die Beamten befürchteten, im Inneren des Gefängnisses noch mehr Todesopfer zu entdecken. Die Haftanstalt Alcaçuz verfügt über 620 Plätze, beherbergt derzeit aber 1083 Gefangene.

Überfüllte Gefängnisse

Seit Anfang des Jahres kamen bei Kämpfen in brasilianischen Gefängnissen mehr als 100 Menschen ums Leben. Kriminelle Banden kämpfen um die Kontrolle des Drogenhandels.

Zudem sind die Haftanstalten extrem überfüllt. Nach Angaben des Justizministeriums sitzen 622'000 Häftlinge in Gefängnissen mit einer Gesamtkapazität von nur 372'000 Plätzen ein.

Im den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Häftlinge in Brasilien nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch um 85 Prozent. Vor allem die restriktive Drogenpolitik mit Freiheitsstrafen selbst für Konsumenten hat demnach die Zahl der Gefangenen in die Höhe schnellen lassen.

Zahlreiche Gefängnisse werden de facto von kriminellen Organisationen verwaltet. «In den Einrichtungen gibt es keine Kontrolle», sagte der Regionaldirektor von Human Rights Watch, Daniel Wilkinson, der Nachrichtenagentur dpa. «Das hat in der Vergangenheit zu Gewalt geführt und wird weiter zu Gewalt führen.» (sda/dpa)

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