Weitere Rhonekorrektion im Wallis nimmt Fahrt auf

Weitere Rhonekorrektion im Wallis nimmt Fahrt auf

28.08.2017, 10:12

Nach jahrzehntelangen Diskussionen nimmt das Walliser Jahrhundertprojekt der 3. Rhonekorrektion endlich Fahrt auf. Der Kanton Wallis schuf für das bis in drei Jahrzehnten auf drei Milliarden Franken veranschlagte Projekt ein eigenes Amt.

Seit Jahrhunderten versucht das Wallis, die Rhone zu zähmen. Eine erste Rhonekorrektion wurde Ende des 19. Jahrhunderts vorgenommen. Eine zweite Rhonekorrektion, die 1960 abgeschlossen wurde, sollte Überschwemmungen in der Rhoneebene ein Ende bereiten. Die Hochwasser von 1987, 1993 und 2000 zeigten jedoch Grenzen auf.

Der Bund schätzte das Schadenpotenzial von Überschwemmungen in der Rhoneebene auf 10 Milliarden Franken. An den am meisten gefährdeten Orten wurden bereits Arbeiten am Flussbecken der Rhone aufgenommen. Nun beschleunigt sich das Gesamtprojekt.

«Wir wechseln von der Frage, ob man die 3. Rhonekorrektion machen soll, zur Frage, wie man sie ausgestalten wird», sagte Tony Arborino, Chef des neu geschaffenen Amts für Rhonewasserbau, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.

Dass es nun voran geht, ist auf die Volksabstimmung zum umstrittenen Projekt vom 14. Juni 2015 zurückzuführen. Die Walliser Stimmberechtigten nahmen die 3. Rhonekorrektion mit einem Ja-Anteil von 57 Prozent an, gegen den Widerstand von SVP und den Bauernverbänden.

Dialog mit Landwirtschaft erneuert

Die Landwirtschaft befürchtete vor allem den Verlust von Ackerland entlang der Rhone. Die Gegner hatten nichts gegen die Zähmung der Rhone, sondern gegen die Vorgehensweise. Sie verlangten eher eine Vertiefung des Flussbetts als eine Verbreiterung des Rhonelaufs.

«Ein Teil der Debatten konnte schon im Vorfeld geführt werden», sagte Arborino. Das liegt daran, dass die Walliser Regierung das Projekt bereits vor zehn Jahren in die Vernehmlassung gab. Nach Protesten wurden die Verluste von Landwirtschaftsflächen auf 300 Hektaren reduziert.

Der Kanton plant zudem ein Programm von 160 Millionen Franken, welches die Auswirkungen für die Landwirtschaft eingrenzen soll. Damit kein Betrieb wegen der Rhonekorrektion in finanzielle Schwierigkeiten gerät, würden Einzellösungen gesucht, sagte Léonard Dorsaz, stellvertretender Chef des kantonalen Amtes für Landwirtschaft.

Um weitere Konflikte zu vermeiden, werden bereits vor der öffentlichen Auflage von Bauprojekten Gespräche geführt. «Die Sache geht voran, trotz gewissen Turbulenzen», sagte Willy Giroud, Präsident der Walliser Landwirtschaftskammer.

Auch wenn es noch Stolpersteine gebe, diskutiere man nun wieder miteinander. «Es gibt immer wieder Meinungsverschiedenheiten, aber man muss dafür Lösungen suchen», sagte Giroud. Dennoch bleibe offen, ob die Bauprojekte problemlos durchkommen werden.

Gewisse Landwirte könnten sich benachteiligt fühlen und Einsprachen einreichen, sagte Dorsaz vom Walliser Amt für Landwirtschaft. Er zeigte sich aber optimistisch, dass die neue Gesprächskultur Früchte tragen wird.

Aufwertung des Rhoneufers in Visp

Die dritte Rhonekorrektion hat an einigen Orten mit hohem Schadenpotenzial bereits begonnen, allen voran in Visp. Seit 2009 wird die Rhone dort für 160 Millionen Franken angepasst.

Unter anderem wurden Dämme zurückgelegt, um das Flussbett auf eine Breite von 30 bis 45 Meter aufzuweiten. Von den Anpassungen profitiert auch die Bevölkerung, da die Landschaft aufgewertet wird. Neu gehört die breite Uferböschung zum öffentlichen Raum.

«Mit der Sicherung des Flusses findet auch eine Aufwertung statt», sagt Arborino. Er hofft, dass das an anderen Flussabschnitten, die zu den prioritären Projekten gehören, ebenfalls möglich ist. Auch in Siders, Sitten, Martigny, Monthey und bei der Einmündung der Rhone in den Genfersee soll schon bald gebaut werden.

Die Projekte sollen in den kommenden Jahren öffentlich aufgelegt werden. Mit der kantonalen Abstimmung vom Juni 2015 wurde grünes Licht für einen Fonds von 60 Millionen Franken gegeben.

Die Investitionen des Kantons in die Rhonekorrektion sollen in den kommenden Jahren stetig steigen, auf bis zu 100 Millionen Franken pro Jahr. Der grösste Teil der Gesamtrechnung steuert der Bund bei, der zwei Drittel übernimmt. (sda)

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