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«Privat vor Staat»: Avenir Suisse gegen staatliche Gesundheitsprävention

«Privat vor Staat»: Avenir Suisse ist gegen staatliche Gesundheitsprävention

27.01.2022, 06:0027.01.2022, 14:24
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Logo der Avenir Suisse an einer Medienkonferenz in Zuerich, am Dienstag, 7. April 2015. Avenir Suisse orientierte ueber ihr neuestes Diskussionspapier "Die Volksinitiative".(KEYSTONE/Walter  ...
Bild: KEYSTONE

Der Staat soll Genussmittel wie Zucker, Tabak und Alkohol unter dem Deckmantel der Gesundheitsprävention nicht zu sehr einschränken und deren Konsum regulieren. Dagegen soll die Privatwirtschaft stärker in die Pflicht genommen werden, heisst es in einer Studie von Avenir Suisse.

Was auf den Tisch komme, sei zunehmend politisch, schrieb Avenir Suisse am Donnerstag zu den Resultaten der Studie «Privat vor Staat – auch in der Gesundheitsprävention». Doch die Lebensmittelindustrie könne in Fragen der öffentlichen Gesundheit auf Präferenzen von Konsumenten effizient eingehen. So sei der Privatsektor vielmehr Teil der Lösung als Ursache des Problems zur Vermeidung nicht übertragbarer Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterinwerte.

Avenir Suisse fordert als Fazit der Studie eine aktivere Rolle der Lebensmittelindustrie, zum Beispiel mit öffentlichen Selbstverpflichtungen, Branchenvereinbarungen und Labels.

Zudem soll auf Lebensmittelsteuern, zum Beispiel auf Süssgetränke, verzichtet werden, denn diese seien ineffizient und mit viel Bürokratie verbunden. Sie beträfen alle Menschen, auch diejenigen, die Genussmittel bereits einschränken würden.

Bund handelt widersprüchlich

Zusätzlich solle «die Inkohärenz der staatlichen Wirtschafts- und Gesundheitspolitik beseitigt» werden. Denn einerseits finanziere der Bund Präventionskampagnen, gleichzeitig subventioniere er «die Produktion und den Vertrieb von ungesunden Produkten wie Zucker, Salz, Öl, Käse, Alkohol oder Tabak mit Hunderten von Millionen Franken.»

Auch die Finanzierung der AHV hänge vom Konsum «sündhafter» Produkte ab, «leisten doch Tabak- und Spirituosensteuer sowie Spielbankenabgaben einen Beitrag von rund 3 Milliarden Franken jährlich». Statt die Handlungsfelder des Staates bei der Bekämpfung von nicht übertragbarer Krankheiten auszuweiten, würde ein Abbau dieser Widersprüchlichkeiten der Glaubwürdigkeit der Politik guttun, schrieb Avenir Suisse weiter.

Nicht zuletzt blenden laut Avenir Suisse die Gesundheitsbehörden in Bund und Kantonen aus, dass der Konsum von Lebensmitteln, die das Risiko dieser Krankheiten erhöhen, hierzulande beinahe konstant oder zum Teil sogar rückläufig sind. Deshalb setze Avenir Suisse bei Lebens- und Genussmitteln auf Eigenverantwortung statt auf Eingriffe des Staates in die Privatsphäre. (aeg/sda)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Maedhros Niemer
27.01.2022 11:15registriert Juni 2018
Vor dem Hintergrund einer Pandemie klingt "Privat vor Staat" sehr zynisch.
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