Roger Federer verliert in der «GOAT»-Debatte um den grössten Tennisspieler immer mehr an Argumenten. Rafael Nadal hat beim French Open mit seinem 20. Grand-Slam-Titel die Bestmarke des mittlerweile 39-jährigen Schweizers egalisiert. Novak Djokovic ist gerade mit Pete Sampras gleichgezogen und wird das Tennis-Jahr zum sechsten Mal in seiner Karriere als Nummer 1 beenden. Im kommenden März wird er dem «Maestro» zudem mit grosser Wahrscheinlichkeit den Nummer-1-Rekord von 310 Wochen abluchsen.
Dennoch halten immer noch viele Federer für den grössten Tennisspieler, den dieser Planet bislang gesehen hat. Einer davon ist Nick Kyrgios. Und der muss es ja eigentlich wissen, schliesslich hat der australische «Bad Boy» jeden der «Big Three» schon einmal geschlagen. Im Interview mit der Basketball-Sendung «Courtside Huddle» hält Kyrgios zunächst zwar eine Lobeshymne auf Nadal, erklärt später aber auch, warum er Federer trotzdem für den «GOAT» hält.
«Unglaublich», kommentiert die australische Weltnummer 44 den 13. Roland-Garros-Titel von Nadal. «Ehrlich gesagt, ich war nicht überrascht, dass er förmlich durchs Turnier geflogen ist. Paris ist sein Hinterhof. Er liebt es, dort zu spielen, und er hat dort in seiner gesamten Karriere nur zwei Spiele verloren. Ich glaube nicht, dass wir so etwas jemals wieder erleben werden. Jemand, der auf einem Untergrund so dominant ist. Man kann argumentieren, dass er der Grösste ist.»
Kyrgios bringt schliesslich den «Maestro» ins Spiel: «Doch dann schaut man sich Federer an. Er ist der dominanteste Spieler aller Zeiten. Aber ja, in dieser Ära ist es eigentlich Rafa. Das ist eine Debatte, die man führen kann», so der Australier. «Trotzdem glaube ich immer noch, dass Federer der ‹GOAT› ist.» Warum? «Er hat fast schon einen ‹Jordan-Status›. Er war der erste Spieler, der auf jeder Unterlage dominant war. Ich glaube, die Art und Weise, wie er Tennis spielt, ist etwas Besonderes. Er spielt so unglaublich aggressiv.»
Das ist natürlich Balsam für Schweizer Tennis-Fans, aber vielleicht ist Kyrgios auch nicht ganz neutral in seiner Bewertung. Mit Nadal geriet sich der 25-jährige Exzentriker schon des öfteren in die Haare. «Wir hatten unsere Differenzen, wenn wir gegeneinander spielten», gibt Kyrgios zu. «Wir sind feurig, wir sind Konkurrenten. Aber gleichzeitig werde ich ihm nichts wegnehmen. Er ist ein absoluter Champion und 20 Grand Slams sind verrückt. Ich glaube nicht, dass wir das noch einmal erleben werden.»
Und Djokovic? Die serbische Weltnummer 1 gehört ebenfalls nicht zu Kyrgios' engsten Freunden auf der ATP-Tour. Immer wieder warf die einstige Skandalnudel dem «Djoker» vor, nach Aufmerksamkeit zu lechzen. Nach der desaströsen Adria-Tour kritisierte Kyrgios Djokovic zudem scharf, was den Weltranglisten-Ersten ziemlich verärgert haben soll. (pre)