>>> Wir tickern die Partie Federer – Johnson ab 14 Uhr live!
Endlich kein Regen in Wimbledon. Roger Federer nutzte seinen freien Tag zum lockeren Training, wie üblich während eines Turniers. Deshalb brauchte er auch keinen Partner, der ihn forderte. Das konnte diesmal auch Coach Ivan Ljubicic übernehmen.
Und weil das Wetter mitspielte, nutzte auch ein Teil seiner Familie die Gelegenheit zum Ausflug auf die Anlage. Mutter Lynette und Frau Mirka machten es sich mit den zweijährigen Zwillingen Leo und Lenny auf der zusammengerollten Plane am Rand gemütlich und schauten dem Treiben auf dem Platz zu. Schon nach knapp einer Stunde packte Federer zusammen. Immerhin gab's für ein paar Fans noch ein Selfie. Die hatten eines der 22'000 Tickets ergattert, die am Samstag innerhalb von 27 Minuten weg waren.
Nie seit seinem ersten Triumph 2003 startete Roger Federer nach Verletzungssorgen mit so geringen Erwartungen ins Turnier in Wimbledon wie heuer. Nach einer ersten Woche, die für ihn nicht hätte besser laufen können, muss er nun aber über die Bücher. «Ich stehe ohne Satzverlust im Achtelfinal, das ist mehr als ich mir erhoffen konnte», stellt der 34-jährige Basler zufrieden fest.
Nach zwei Tagen ohne Match wird's für Federer heute ernst. Im Achtelfinal wartet der Amerikaner Steve Johnson, gegen den der Schweizer noch nie gespielt hat. Doch Johnson fühlt sich auf Rasen durchaus wohl, gewann vor gut einer Woche sein erstes Turnier – auf Rasen in Nottingham. Damit kletterte Johnson auf Rang 29 der Weltrangliste, so gut war er noch nie platziert.
Johnson wechselte erst vor vier Jahren in den Profizirkus. Bis dahin spielte der heute 26-Jährige für die Universität von Southern California, mit der er als erster Spieler vier Mal in Folge die College-Meisterschaft NCAA der USA gewann. Zum Ende des Jahres 2012 gewann er seine beiden ersten Matches bei einem Grand-Slam-Turnier, beim US Open. In Wimbledon steht er nun zum ersten Mal im Achtelfinal.
Kurz nachdem sein Kumpel Sam Querrey gegen Novak Djokovic gewonnen hatte, zog Johnson gegen den Bulgaren Grigor Dimitrov nach. Craig Boynton, der die beiden Amerikaner trainiert, verpasste den Erfolg, er sass bei Querrey. «Ich schielte ein bisschen auf die Anzeigentafel», gab Johnson zu. Er würde gerne sagen, er habe es nicht getan, aber es sei schwierig, das zu lassen.
«Ich schlug bei Matchball auf, da siegte Sam und die Fans jubelten wild. Er hätte noch 30 Sekunden warten können, weil ich deshalb nochmals zum Service ansetzen musste und prompt den Punkt verlor», erzählte er. Sam aber habe den Sieg verdient: «Ich hoffe, wir können uns gemeinsam zu grösseren Erfolgen treiben», sagte Johnson.
«Das wird aufregend gegen Federer», sagte er. Noch nie habe er auf dem Centre Court oder Court 1 gespielt. «Das wird eine tolle Erfahrung. Angst habe ich keine, ich gehe raus und bin überzeugt, dass ich gewinne», erklärte er. Er versuche, sein bestes Tennis zu spielen und hoffe, dass sein Plan funktioniere. Nach seinen vielen Matches in den vergangenen zwei Wochen nahm er es gestern locker, trainiert ein bisschen mit Kumpel Querrey.
«Wenn ich an Federer und Wimbledon denke, kommt mir als Amerikaner immer zuerst in den Sinn, dass er oft Andy Roddick geschlagen hat», erzählte er. Das habe vielen Leuten fast das Herz gebrochen. Er habe sich für Roger gefreut, eines seiner Jugendidole, und gelitten mit Andy, der noch immer ein Vorbild sei. Beste Erinnerungen habe er an die lange Partie über fünf Sätze mit dem besseren Ende für Federer – im Final 2009.
Noch drei Siege trennen Federer von seinem elften Final. Einem möglichen Traumfinal gegen Andy Murray. So weit blickt er nicht voraus. Sein erstes Ziel, die zweite Woche zu erreichen, hat er aber souverän erreicht. Entsprechend zufrieden ist der Baselbieter. Noch hat er keinen Satz verloren, dazu blieb er von den Wetterkapriolen verschont, weil er immer auf dem Centre Court spielen durfte. Von Match zu Match steigerte er sich. «Jetzt hoffe ich, dass ich noch einmal ein bisschen zulegen kann.» (fox/sda/az)