Die Swiss kündigt den Gesamtarbeitsvertrag mit dem Pilotenverband Aeropers per Ende November 2016. Dies sei wegen unüberbrückbarer Differenzen und der wiederholt von Aeropers angekündigten gerichtlichen Schritten unausweichlich, teilte die Fluggesellschaft am Montag mit.
Hintergrund ist ein Streit über die Frage, wer die neue Flugzeugflotte des Typs Boeing-777 fliegen sollte. Die Aeropers hatte in früheren Verhandlungen stets die Position vertreten, dass gemäss gültigem Gesamtarbeitsvertrag sie die Flugzeugflotte fliegen muss. In den Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag «GAV14», die im Frühjahr scheiterten, wollte die Fluggesellschaft Swiss die neue Flugzeugflotte vom zweiten Pilotenverband IGP fliegen lassen. Die IGP fliegt heute vor allem Kurzstreckenflüge und gilt im Vergleich als günstiger Pilotencorps.
In einer ersten Stellungnahme gegenüber watson zeigte sich der Pilotenverband Aeropers überrascht. «Wir waren im konstruktiven Gespräch und waren stets bereit, Kompromisse einzugehen, bis hin zu grösseren Einsparungen bei den Kosten», sagt Aeropers-Pressesprecher Tobias Mattle.
So habe das jüngste Angebot eine Bereitschaft zur langfristigen Einsparung von 6 Prozent des Gesamtaufwandes enthalten: «Das ist mehr, als das Management bei den eigenen Salären zu kürzen bereit ist.» Mit der GAV-Kündigung habe die Swiss aber lieber den Weg des Konflikts gewählt. Dies sei ein «Beispiel der Ignoranz der Swiss».
Scharf kritisiert wird auch der Chef der Swiss Harry Hohmeister. Die neuste Entwicklung im Vertragsstreit zeige auf, dass Hohmeister keine einvernehmliche Lösung suche, sondern die Konfrontation will. «Für den Vertragsbruch gibts aus unserer Sicht keinen Grund. Die Swiss will die Piloten in ein billiges Arbeitskorsett zwingen», sagt Mattle.
.@petarmarj .@flyswiss Wir haben schon immer Lösungen im Gespräch gesucht. Das dt. Management fasst das leider als Schwäche auf.
— AEROPERS (@pilotsofswiss) 22. September 2014
Die Aeropers will nun die Situation neu analysieren. Eine Klage gegen die Swiss wegen Vertrags- und Friedenspflichtverletzungen, die der Pilotenverband Anfangs September ankündigte, soll nun vertieft geprüft werden. Die Aeropers-Piloten wollen weiterhin gesprächsbereit bleiben, klar sei jedoch, dass Swiss-Chef Hohmeister kein Vertrauen mehr bei den Piloten geniesse, so Mattle. Aus diesem Grund wolle der Pilotenverband Aeropers nach erster Analyse nicht streiken. «Wenn die Swiss die Friedenspflicht verletzt, heisst das nicht, dass wir dies auch tun müssen», begründet Mattle.
Die Swiss wollte im Hinblick auf Milliardeninvestitionen in neue Flugzeugflotten neue Gesamtarbeitsverträge aushandeln. Nachdem eine Einigung bereits im Frühjahr gescheitert war, haben auch die seit Juli laufenden Gespräche zu keinem Ergebnis geführt. In ihrer Medienmitteilung schreibt die Fluggesellschaft, dass sie auf «zukunftsfähige Rahmenbedingungen angewiesen» sei, um «nachhaltig Arbeitsplätze zu sichern».
Auch die Swiss wolle deshalb gesprächsbereit bleiben. Die neue Situation ermögliche weiterhin, dass Aeropers-Piloten im zweiten Pilotenverband IPG «integriert werden». Trotz der vorsorglichen Kündigung gelte bis zum Ablauf des GAV die absolute Friedenspflicht, die einen Pilotenstreik ausschliesse, hält die Swiss weiter fest. (pma/mbu/sda)