International

Polizei verhört den Amokfahrer von Graz: Der 26-Jährige zeigt «Symptome einer Psychose»

Kerzen in Gedenken an die Opfer von Graz.
Kerzen in Gedenken an die Opfer von Graz.Bild: VALDRIN XHEMAJ/EPA/KEYSTONE

Polizei verhört den Amokfahrer von Graz: Der 26-Jährige zeigt «Symptome einer Psychose»

Der 26-jährige Amokfahrer von Graz konnte erstmals von den Behörden vernommen werden. Am Montag soll der Mann einem Richter vorgeführt werden.
22.06.2015, 00:5122.06.2015, 09:19
Mehr «International»

Einen Tag nach der tödlichen Amokfahrt in Graz hat die österreichische Polizei den 26-jährigen Täter erstmals verhört. Der Mann habe dabei Symptome einer Psychose gezeigt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Kroschl, am Sonntag.

Er habe zudem ausweichend geantwortet. Der Mann werde in Gewahrsam bleiben und am Montag einem Richter vorgeführt werden. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, der Mann sei noch nicht vernehmungsfähig.

Der 26-Jährige hatte bei seiner Amokfahrt durch Graz am Samstag drei Menschen getötet und 34 weitere verletzt. Er war mit einem Geländewagen mit mehr als hundert Stundenkilometern durch die belebte Herrengasse, eine Geschäftsstrasse im Zentrum von Graz, gerast. Zwischenzeitlich verliess er kurzzeitig sein Fahrzeug und verletzte ein Paar mit einem Messer.

Bei den Toten handelt es sich um einen vierjährigen Jungen, eine 24-jährige Frau und einen 28-jährigen Mann. Letzterer hatte der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge erst vor zwei Wochen geheiratet. Seine Frau zählt demnach zu den Verletzten und liegt im Koma. Am Sonntagabend schwebten drei Erwachsene weiter in Lebensgefahr, ihr Zustand war aber stabil.

1 / 10
Drei Tote bei Amokfahrt in Graz
Amokfahrt in Graz: Ein Mann ist in der österreichischen Stadt mit einem Geländewagen in eine Menschenmenge gefahren.
quelle: epa/apa / elmar gubisch
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Von Familie weggewiesen

Der Vorfall versetzte Österreich in einen Schockzustand. Tausende folgten dem Facebook-Aufruf eines Bürgers und stellten in der Innenstadt Kerzen auf. Am Samstagabend kamen zudem hunderte Menschen zu einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche der steirischen Landeshauptstadt zusammen. 

Über das Tatmotiv des jungen Mannes herrschte weiterhin Unklarheit. Nach Behördenangaben waren wohl psychische Probleme der Auslöser für die Tat. Der 26-Jährige sei verheiratet und habe zwei Kinder, hiess es. Nach einem Vorfall von häuslicher Gewalt sei er am 28. Mai von seiner Familie weggewiesen worden, die Frau habe mit den Kindern das Land verlassen, berichtete der ORF.

Nach Angaben der Polizei begann die Amokfahrt am Samstag um 12.15 Uhr. «Wir dachten zuerst an eine Schiesserei, da der Wagen auch mehrere Sessel erfasst hat», sagte eine Augenzeugin dem ORF. Es brach Panik aus, etliche Menschen versuchten, sich in Gebäude zu retten.

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), der selbst betroffen war, beschrieb die Horrorszenen so: «Dieser Täter, der Mörder, hat erst ein Paar niedergemäht, der Mann war offenbar sofort tot, dann dachte ich erst, er bleibt stehen, aber er hat mich und einen anderen Passanten anvisiert.»

Schwarzeneggers Beileid

Bundespräsident Heinz Fischer äusserte sich «zutiefst geschockt über die Wahnsinnstat». Der Fussballverein Sturm Graz sagte ein für Samstag angesetztes Testspiel kurzfristig ab. Die Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und bei den Menschen, die ihnen nahestanden, teilte der Verein mit. Der Musiker Andreas Gabalier beendete sein Konzert in Spielberg mit einer Trauerminute.

Auch Schwarzenegger äusserte sein Beileid.
Auch Schwarzenegger äusserte sein Beileid.Bild: EPA/DPA

Auch Schauspieler Arnold Schwarzenegger zeigte sich über die Amokfahrt in seiner österreichischen Heimat entsetzt. «Was gestern in Graz passiert ist, ist unsäglich traurig, weil Menschen ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden», sagte er am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa.

«Wir müssen alle zusammenarbeiten, um psychische Krankheiten besser zu erkennen. Ich denke, eine solche Tat kann niemand begehen, der gesund ist», sagte der 67-Jährige. (sda/dpa/apa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Trump, Biden – oder doch Kennedy? Diese Frau könnte die US-Wahlen richtig spannend machen
Neben Biden und Trump ist für die US-Wahl noch ein prominenter parteiloser Anwärter im Rennen. Robert F. Kennedy Jr. sorgt nun mit einem geschickten Move für Aufsehen: Seine potenzielle Vize-Präsidentin könnte Biden und Trump richtig viele Stimmen abjagen.

Sie ist jung, gut vernetzt und reich – nun will sie den alten, weissen Männern im US-Wahlkampf auf die Füsse treten: Die Unternehmerin Nicole Shanahan tritt als Vize des unabhängigen Kandidaten Robert F. Kennedy Jr. – Neffe des legendären Ex-Präsidenten John F. Kennedy – an. Kennedy stellte Shanahan am Dienstag (Ortszeit) bei einem Auftritt in Kalifornien als seine Mitstreiterin vor.

Zur Story