Wir kennen es mittlerweile alle: Will man mit vielen Leuten eine Videokonferenz abhalten, so gibt es (fast) immer jemanden, der es nicht so ganz kapiert. Es chroset dann, man sieht vielleicht Menschen in Unterhosen und hört jeden Mausklick.
Die Walliser Regierung blieb davon nicht verschont. Sie veranstaltete diese Woche einen Videocall mit Journalistinnen und Journalisten, um über die Staatsrechnung zu sprechen.
Nur klappte das nicht ganz. Schon wenige Sekunden nach dem Start hört man eine Person, die ihr Mikrofon an hat. Finanzdirektor Roberto Schmidt greift durch und appelliert: «Est-ce que vous pouvez [unhörbar]? Merci pour couper le micro!» Ohne Erfolg. Es chroset weiter.
Das Video geht weiter, man hört weitere Klicks und weiteres Rauschen, was Schmidt sichtlich verärgert. Er nennt eine Journalistin in einem fordernden Ton beim Namen, worauf ein weiterer Journalist seinem Kollegen von der Tragikomödie erzählt: «Da het eini z Mikrofon nid abgstellt.» Auch er hatte das Mikrofon nicht abgestellt.
Schmidt nennt beide nochmals beim Namen: «Tiäder mer z Mikrofon abstellu?» Worauf sich die wohl lustigste Konversation erreignet: «Ich has ab!», antwortet der Journalist. «Nei, ich kehru di!», erwidert der Regierungsrat.
So geht es 124 Sekunden lang im Video weiter, bis dem Finanzdirektor der Geduldsfaden reisst. Er gibt Damian Locher, dem Chef Hauptbuchhaltung des Staats, sein Telefon und fordert ihn auf, die klickende und chrosende Journalistin doch anzurufen. Was dann zum Glück half …
Geteilt wurde das Video vom Kanal-9-Journalisten Sebastian Glenz, womit er sowas wie einen viralen Hit landete. Im Gespräch mit watson erklärt er, dass die Videoschaltungen eigentlich toll seien und jeweils gut klappen würden. Nur gebe es hin und wieder eben das Problem mit dem Mikrofon, weil auf dem Videocall-Interface nicht allen klar sei, ob man jetzt «auf Sendung» sei oder nicht.
Besonders lustig ist auch die Rolle des dritten Journalisten, der in stoischer Ruhe das Geschehen mitverfolgt – oder es zumindest versucht. Als französischsprachiger Reporter schien die walliserdeutsche Konferenz-Komödie bei ihm nicht ganz angekommen zu sein.
Die Walliser Regierung präsentiert die Staatsrechnung - und der ganz normale digitale Wahnsinn an Medienkonferenzen nimmt seinen Lauf. Film ab :) pic.twitter.com/FuJCKzzoMn
— sebastian glenz (@SebastianGlenz) March 30, 2021
Immerhin hatte die Staatsrechnungs-Pressekonferenz was Gutes: Dort wurde nämlich kommuniziert, dass der Kanton trotz Krise ein Plus von 2.3 Millionen Franken verbuchen konnte. Und auch in der Informatik ging's vorwärts: Dort konnten 8.9 Millionen Franken für die Informatikstrategie verbucht werden.
(pit)