Edward Snowden spricht im Februar 2015 via Skype auf einer Konferenz in den USA.
Bild: AP/FR132414 AP
Per Zufall landet ein US-Sportredaktor in einem Twitter-Chat mit Teenies. Er denkt, er kann etwas über die Generation Y lernen – und plötzlich ist Edward Snowden am Start. Allerdings sagt ihnen der Name nichts ...
Dave Lozos Welt ist der Sport: Der Journalist berichtet für US-Medien wie Vice über Eishockey. Der Mann ist also nicht prädestiniert dafür, in einen Gruppenchat mit jungen Mädchen eingeladen zu werden – aber was heisst schon «prädestiniert»?
«Ich weiss nicht, warum, aber Teenies haben mich zu einer Direct-Message-Liste mit 30 Personen hinzugefügt, also versuche ich, am Ball zu bleiben», twittert Lozo. Warum auch nicht die Chance nutzen, um herauszufinden, wie die heutige Jugend so tickt?
Der Mann aus New Jersey lernt, wer in ist. Oder eher, wer nicht. Lozo, ganz Journalist, stellt auch Fragen – und teilt seine Erkenntnisse via Twitter:
Lozo klopft nicht nur die Beliebtheit der Stars ab, sondern auch die von TV-Serien: «Friends» ist immer noch beliebt, auch wenn die Reihe langsam «mainstream» ist, wie eine Chat-Teilnehmerin bemängelt.
OJ Simpson? Schuldig!
Donald Trump hat bei den Teenies dagegen keine guten Karten.
Und dann ist da noch ein gewisser Edward Snowden zum Chat geladen worden – nur geäussert hat der sich bisher nicht. Es wird ja eh nicht der echte sein, wird sich Dave Lozo wohl denken. Und das junge Volk? «Wer ist Edward Snowden?», fragt ein Mädchen. Ein anderer Teenie antwortet: «Irgendein weisser Man.»
Es handelt sich tatsächlich um Snowdens echten Twitter-Account. Als ein Chat-Teilnehmer schreibt, Snowden sei ein CIA-Agent und Betrüger, antwortet er: «Sie kennen Wikipedia.» Und was treibt der weltbekannte Whistleblower noch so im Chat? Er zeigt Interesse und fragt die Teenies, woher sie ihre Nachrichten beziehen.
Snowden gibt sich nahbar: «Nennt mich Ed. Ich bin kein Freund von Formalitäten», schreibt er. Doch allzu lange mischt er in der munteren Runde nicht mit: Weil der Amerikaner vom FBI gesucht wird und somit auch der Chat Gefahr läuft, überwacht zu werden, streicht der 32-Jährige die Segel:
Jetzt kann man spekulieren, dass Snowden in seinem russischen Exil eine Aufgabe fehlt – andernfalls wäre er aus der Diskussionsrunde um Avril Lavigne, «Friends» und Taylor Swift wohl sofort geflohen.
Aber zugute halten muss man dem Mann, dass er sich seiner Wirkung bewusst ist. Seiner Wirkung auf das FBI wohlgemerkt. In der Generation Y kennt ihn zwar nicht jeder, doch der Amerikaner sammelt Punkte, weil er sich für die Lebensthemen der Teenager interessiert.
Sicher ist am Ende: Sowohl die Alten als auch die Jungen haben aus diesem Twitter-Chat gelernt.
(phi)