Angesichts interner Verteilungskämpfe zwischen den Drogenkartellen eskaliert die Gewalt in Mexiko. Seit Jahresbeginn wurden in dem lateinamerikanischen Land 23'968 Personen getötet, wie das Innenministerium am Dienstag mitteilte. Somit ist 2017 schon jetzt das blutigste Jahr in der jüngeren Geschichte – und in der Statistik fehlen noch zwei Monate.
Allein im Oktober wurden 2764 Menschen getötet, so viel wie noch nie in einem Monat seit Beginn der systematischen Erhebung vor 20 Jahren. Dies ergibt für Oktober im Durchschnitt 89 Tote jeden Tag.
Die Zahlen übersteigen sogar jene der blutigsten Periode im Drogenkrieg während der Amtszeit von Präsident Felipe Calderón (2006-2012), der Tausende Soldaten und Polizisten in den Kampf gegen die Verbrechersyndikate schickte. Das bislang gewalttätigste Jahr war 2011 mit 22'852 Tötungsdelikten.
Zahlreiche Festnahmen und Tötungen mächtiger Kartellbosse hatten zuletzt Machtkämpfe innerhalb der Verbrechersyndikate entfacht. Ausserdem konkurrieren zunehmend auch kleinere Banden um Geschäftsanteile und Einflusszonen. Neben dem Drogenhandel sind die Kartelle auch in Schutzgelderpressung, Menschenhandel und Benzindiebstahl verwickelt.
Für den aktuellen Präsidenten Enrique Peña Nieto hatte der Kampf gegen das organisierte Verbrechen und die Verbesserung der Sicherheitslage nie oberste Priorität. Vielmehr wollte er als grosser Wirtschaftsankurbler in die Geschichte Mexikos eingehen. Dies hat nun zur Folge, dass Nieto das blutigste Jahr der jüngeren Geschichte zu verantworten hat.
In einem halben Jahr wird in Mexiko gewählt, die ersten Präsidentschaftskandidaten bringen sich schon in Stellung.
(nfr/sda/dpa)