Thailänder nehmen in tiefer Trauer Abschied von König Bhumibol

Thailänder nehmen in tiefer Trauer Abschied von König Bhumibol

14.10.2016, 16:12

In Bangkok haben zehntausende Trauernde Abschied von ihrem langjährigen König Bhumibol Adulyadej genommen. In aller Stille wurde der Leichnam des Monarchen am Freitag in einem Trauerzug vom Siriraj-Spital zum Königspalast gefahren.

Menschen in schwarzer und weisser Kleidung säumten die Strasse - beides ist dort Farbe der Trauer. Viele weinten und beteten, andere umklammerten Porträts des Königs, der in Thailand fast wie eine Gottheit verehrt wurde. Bhumibol war am Donnerstag mit 88 Jahren nach 70-jähriger Herrschaft gestorben.

Die meisten Menschen im Land kannten nur ihn auf dem Thron und fürchten nun eine unsichere Zukunft. Einige Trauernde fielen vor Anspannung und Trauer in Ohnmacht und wurden auf Tragen aus der Menge gebracht. Andere riefen «König des Volkes!», als die Autokolonne vorbeifuhr, die meisten blieben aber still.

Kronprinzen Maha Vajiralongkorn führte im Grossen Königspalast im Zentrum der thailändischen Hauptstadt die ersten Trauerzeremonien an. Bhumibols Witwe Sirikit ist nach einem Schlaganfall 2012 im Spital. Der Thronfolger sass in weisser Uniformjacke allein auf dem Ehrenplatz, eine schwarze Trauerbinde am linken Arm.

Im Grossen Palast sollte der Leichnam des Königs zunächst unter der Aufsicht des Vajiralongkorns nach buddhistischem Ritual gewaschen werden. Nach der königlichen Tradition wird der Leichnam einbalsamiert. Die buddhistischen Trauerrituale mit Gebeten und Gesängen von Dutzenden Mönchen dauern 100 Tage.

Das Begräbnis könnte noch Monaten oder Jahre entfernt sein. Die Mutter des Königs war nach ihrem Tod 1995 in einer Thronhalle aufgebart, die Einäscherung fand erst acht Monate später statt.

Symbol der Einheit

Der König wurde in dem Land mit vielen politischen Turbulenzen als Symbol der Einheit tief verehrt. «Er war ein Engel auf Erden», meinte Student Patima Chayaphruk, der nach der Todesnachricht direkt zum Spital geeilt war.

Woraporn Jukkhum reiste aus Lampang 600 Kilometer nördlich von Bangkok an. «Ich musste hier sein, es ist unsere letzte Chance, ihm Respekt zu erweisen», sagte sie.

«Er ist nicht mehr länger unter uns», schluchzte die 77-jährige Phongsri Chompoonuch. «Ich weiss nicht, ob ich das akzeptieren kann», sagte sie. «Ich habe Angst, denn ich weiss nicht, was nun kommt.»

Unter Bhumibols jahrzehntelanger Herrschaft erlebte das Land Phasen des raschen Wirtschaftswachstums, aber auch immer wieder Umstürze durch das Militär, die den Demokratisierungsprozess zurückwarfen. Zuletzt putschte das Militär 2014.

Thronbesteigung aufgeschoben

Militärmachthaber Prayut Chan-O Cha rief eine einjährige Staatstrauer aus. Behörden und Staatsbetriebe blieben am Freitag geschlossen.

Das Fernsehen sendete nach einer Anweisung, nur noch schwarz-weisse Bilder zu bringen, am Freitag zwar wieder in bunt, allerdings blieb das Programm auf Beiträge zu Bhumibol beschränkt. Ausserdem trugen die Nachrichtensprecher Trauerkleidung, Werbung sowie Szenen mit Tänzen, Feierlichkeiten und Gewalt waren untersagt.

Bhumibols Nachfolge soll nun der 64-jährige Kronprinz antreten. Er bat jedoch überraschend um einen Aufschub bei der Thronbesteigung.

Der Kronprinz verbringt viel Zeit im Ausland und wird in Thailand nicht so verehrt wie sein Vater. Experten vermuten indes, dass hinter der Bitte um einen Aufschub eher eine Geste des Respekts gegenüber dem beliebten Monarchen steckt. (sda/dpa)

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