Sie sind die Bad Guys im Fussball: die Spielerberater. Wenn ein Spieler den Klub und damit auch Millionenbeträge den Besitzer wechseln, verdienen die Agenten mit. Zum Teil sind es horrende Summen. Der bekannteste, Mino Raiola, soll alleine beim Wechsel von Paul Pogba von Juventus Turin zu Manchester United über 50 Millionen Franken verdient haben.
Auch in diesem Jahr wurde wieder viel Geld an Spielerberater bezahlt, wie ein neuer Bericht des Weltfussballverbandes FIFA zeigt. 463,7 Millionen Franken haben Agenten allein an internationalen Transfers eingenommen. Das sind schon jetzt drei Millionen Franken mehr als noch im Vorjahr – obwohl das Jahr 2021 noch nicht abgeschlossen ist. Auch im Frauenfussball ist es zu einem leichten Anstieg gekommen. Spielerberater verdienten dort rund 417'000 Franken. Das entspricht einem Plus von knapp 5000 Franken.
$500.8m paid in intermediary service fees in 2021
— FIFA Media (@fifamedia) December 15, 2021
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Diese Zahlen sind der FIFA deutlich zu hoch. Deshalb bereitet sie eine Reform vor, welche die Einnahmen der Spieleragenten künftig deckeln soll. Konkret geht es darum, dass Agenten nur noch 10 Prozent der Verkaufssumme einnehmen dürfen, wenn sie im Auftrag des abgebenden Klubs tätig sind. Bezahlt der neue Klub oder der Spieler selber, soll diese Limite sogar nur 3 Prozent betragen. Zudem sollen die Agenten wieder lizenziert und Interessenskonflikte besser verhindert werden. All das will die FIFA im ersten Quartal 2022 final beschliessen.
FIFA-Chefjurist Emilio Garcia Silvero begründet an einer virtuellen Medienrunde: «Die Einnahmen der Agenten sind deutlich zu hoch, wenn wir sie mit den Geldern vergleichen, die Vereine als Ausbildungsentschädigung erhalten.» Im Jahr 2019 nahmen alle Klubs zusammen eine Ausbildungsentschädigung von 65 Millionen Franken ein. Das ist fast zehnmal weniger als die Einnahmen der Agenten im selben Zeitraum.
Vordergründig geht es um eine Änderung finanzieller Natur, hintergründig hat die Debatte rund um Einnahmen der Agenten aber eine hochbrisante Note. Seit Jahren stören sich Vereine an den hohen Summen, die sie an Spielerberater abtreten müssen. Die Fifa erhofft sich durch die Änderungen zum Vorteil der Klubs von ihnen Unterstützung in anderen umstrittenen Fragen wie jener zur Vergrösserung der Klub-Weltmeisterschaft.
Bei der Fifa heisst es hingegen, dass man durch die Änderungen Transparenz und Professionalität steigern möchte. «Wir möchten die finanziellen Flüsse innerhalb des Fussballsystems offen kommunizieren», so James Kitching, Direktor Fussballregulierung bei der Fifa. García ergänzt, dass auch die Agenten fair entschädigt werden müssten. «Aber die Balance muss stimmen.» Er erzählt das Beispiel eines Profifussballers, der aus Frankreich nach Deutschland gewechselt sei. Das Salär für den Spielerberater habe 118 Prozent des Salärs des Spielers betragen.
Die Kritik der Spielerberater an den Reformplänen ist riesig. Allen voran kämpft Mino Raiola dagegen. Der Promi-Agent, der Grossverdiener wie Erling Haaland, Gianluigi Donnarumma oder Zlatan Ibrahimovic vertritt, teilte zuletzt in einem Interview mit «Sport 1» aus. «Die Fifa zeigt mit dem Finger auf uns. Doch sie wollen von ihren Problemen ablenken. Der Fifa geht es um Macht und darum, Geldflüsse zu regulieren, damit sie sich selbst etwas abzwacken können.» Er stört sich weiter daran, dass die FIFA zwar gegen Provisionen von Agenten vorgehen möchte, es aber nicht schaffe, die Transferausgaben der Vereine wirklich zu regulieren.
Weitere Spielerberater werfen zudem der FIFA vor, dass sie selber nicht mitreden durften, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. García sagt: «Leider gab es einige Spielerberater, die nicht mit uns zusammenarbeiten wollten. Aber wir haben die Gespräche mit ihnen gesucht und lassen ihre Meinung auch einfliessen.»
Die Fronten sind verhärtet, die FIFA scheint am längeren Hebel. Zuletzt gab es Unterstützung aus Brüssel. Das EU-Parlament hat einen Bericht angenommen, der sich unter anderem dafür aussprach, die Transparenz im Spielertransfermarkt zu verbessern.