Auf den ersten Blick war der 43-jährige Uli Forte im Soll. Man wolle sicher in der Super League bleiben, sich für den Europacup qualifizieren und dabei auch vermehrt eigene Nachwuchsspieler integrieren, war zum Saisonbeginn die Zielsetzung beim Aufsteiger. Nach 22 von 36 Runden liegt der FCZ auf Platz 3, hat elf Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz, und junge Zürcher gehören ebenfalls zum Team. Letztes Beispiel: Fabian Rohner, 19, der beim Auswärtssieg in St.Gallen sogar ein Tor erzielte.
Und sowieso: Forte hatte zum Ende der Saison 2015/16 den Abstieg des FCZ zwar nicht mehr verhindern können, führte den Stadtklub aber zum Cupsieg, danach durch eine respektable Europa-League-Kampagne und zum souveränen Wiederaufstieg. Er hat lange Zeit alle Aufträge erfüllt.
Der Verwaltungsrat des #FCZ hat gestern beschlossen, die Zusammenarbeit mit @uliforte als Cheftrainer der ersten Mannschaft per sofort zu beenden. Als Nachfolger wurde Ludovic Magnin ernannt: https://t.co/bnrrSenDgL #fczuerich #stadtclub pic.twitter.com/fuBT0wagCq
— FC Zürich (@fc_zuerich) 20. Februar 2018
Doch das alles hat jetzt nicht mehr genügt, um ihn im Amt zu halten. Auch nicht die Tatsache, dass der FC Zürich den Vertrag mit ihm erst vor sieben Monaten um ein Jahr bis 2019 verlängert hatte. «Aus sportlicher Sicht sind wir zum Schluss gekommen, dass die Entwicklung in den letzten Monaten stagniert hat», so das Urteil von Präsident Ancillo Canepa. Oder anders gesagt: Der 3. Platz strahlt mehr Glanz aus als die Mannschaft auf dem Platz. Der FCZ hat in dieser Saison spielerisch häufiger enttäuscht als brilliert.
Doch nicht nur die weichen Faktoren sprachen zuletzt gegen Forte. Die Bilanz der letzten elf Spiele ist negativ: drei Siege stehen fünf Niederlagen gegenüber. Die Tendenz zeigte im Herbst je länger, desto mehr nach unten. Sogar Forte hatte vor der Rückrunde gewarnt: «Auf das Glück können wir uns nicht mehr verlassen.» Besser wurde es nicht. Die Zürcher blamierten sich im ersten Heimspiel gegen Thun (2:4), spielten am letzten Sonntag gegen Luzern wieder schlecht und kamen da eher glückhaft zu einem Punktgewinn. Dazwischen siegten sie immerhin auswärts gegen St.Gallen.
Liebe FCZ-ler 👍🏼
— uli forte (@uliforte) 20. Februar 2018
Sehr ÜBERRASCHEND habe ich heute meinen Schlüssel abgeben müssen! Schade...hätte SEHR GERNE die Jungs ins FINALE geführt!
DANKE ALLEN FCZ-ler für die grosse Unterstützung🙏🏼!
Mit sportlichen Grüssen
uli
Der FCZ hat aber trotz allem einen heiklen Moment gewählt für den Trainerwechsel. Am Sonntag kommt es zum Derby gegen die Grasshoppers in der Meisterschaft, drei Tage später zum Cup-Halbfinal – wieder gegen den Stadtrivalen. Der 38-jährige Ludovic Magnin, der im letzten Frühjahr mit der U18 des FCZ Schweizer Meister wurde und in dieser Saison mit der U21 in der Promotion League einen Mittelfeldplatz belegt, kann als neuer Trainer bereits in den ersten sieben Tagen und in den ersten zwei Spielen viel verlieren.
Aber dieses Risiko wollen sie eingehen beim FCZ, weil sie von den Qualitäten des Westschweizers überzeugt sind. Canepa nennt Magnin einen «engagierten, innovativen und zielgerichteten Trainer». Magnin soll im FC Zürich kein Interimstrainer sein. Der Klub weist im Communiqué darauf hin, dass Magnin einen Vertrag bis Juni 2020 besitzt.
Doch es geht beim Trainerwechsel von Forte zu Magnin nicht nur um Risiken und Nebenwirkungen. Offensichtlich will Canepa aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. An Fortes Vorgängern, Urs Meier und Sami Hyypiä, hatte der Zürcher Chef zu lange festgehalten und erst eingegriffen, als es zu spät war. Dass er Meier damals zum Ende der Saison 2014/15 nicht entlassen hatte, weil der FC Zürich Dritter geworden war, bereute Canepa später. Vielleicht auch deshalb war es nun kein Grund, trotz Platz 3 an Forte festzuhalten.
Die Angst vor Parallelen zum Frühjahr 2015 ist beim FCZ offenkundig. Vor drei Jahren siechte sich der FCZ freudlos durch das Frühjahr und verlor in dieser Verfassung im eigenen Stadion den Cup-Halbfinal. Diesmal will sich die Vereinsführung später nicht vorwerfen, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben. (pre/sda)