«Wenn man sich anschaut, was gestern Abend in Schweden passiert ist», sagte US-Präsident Donald Trump bei einer Veranstaltung in Melbourne, Florida. «Wer hätte das gedacht! Schweden!», betonte er laut. Dort habe man viele Flüchtlinge aufgenommen.
O-oh, denkt sich da der Zuseher. Was zur Hölle ist denn in Schweden passiert gestern? Haben als Flüchtlinge getarnte Terroristen einen Anschlag verübt? Gab es Vergewaltigungen durch Flüchtlinge dort? Gewaltexzesse? Immerhin nannte Trump Schweden in einem Atemzug mit Nizza, Brüssel und Deutschland.
Fragen, auf die Trump in seiner rund einstündigen Rede vor eigenen Anhängern keine Antworten liefert, und in Schweden kratzt man sich jetzt darüber verwundert am Kopf: Was ist denn gestern bei uns so passiert? Die Zeitung Aftonbladet weiss es und hat die Meldungen von besagtem Freitag aufgelistet:
Die Erklärung für den Hinweise lieferte Trump schliesslich am Sonntag (Ortszeit) auf Twitter nach:
My statement as to what's happening in Sweden was in reference to a story that was broadcast on @FoxNews concerning immigrants & Sweden.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 19. Februar 2017
Dabei dürfte sich der Präsident auf diesen Beitrag von FoxNews über Flüchtlinge in Schweden bezogen haben. Statt: «Wenn man schaut, was gestern Abend in Schweden passiert ist», hätte Trump also eher sagen müssen: «Wenn man schaut, was in Schweden passiert ist, wie ich gestern Abend am Fernsehen gesehen habe.» Dass Trump seine Informationen aus FoxNews und anderen Medien bezieht, hat jüngst Komiker John Oliver bewiesen.
In Schweden war die Erwähnung des Landes in einer Reihe mit Terrorzielen mit Erstaunen und Humor aufgenommen worden. Unter dem Hashtag #LastNightInSweden tauschten sich Twitternutzer munter darüber aus, was am Freitag in Schweden alles passierte («Ikea-Schrank falsch aufgebaut», «Bier getrunken, eingeschlafen»).
Last night in Sweden. #WhatHappenedInSwedenYesterday pic.twitter.com/hiuBD59Wdj
— Ingmar Gregorzewski (@readingmar) 19. Februar 2017
#WhatHappenedInSwedenYesterday Karlsson vom Dach stockt der Propeller.
— thesocallednixbambi (@nixbambi) 19. Februar 2017
My husband went to a beer tasting event & got drunk #WhatHappenedInSwedenYesterday pic.twitter.com/9t63HpF3SJ
— ☿Red Rosie☿ (@Flipzon) 19. Februar 2017
My horse got new shoes & my cat took a nap in the kitchen window #WhatHappenedInSwedenYesterday pic.twitter.com/qd83V2UePm
— ☿Red Rosie☿ (@Flipzon) 19. Februar 2017
What happened in Sweden Friday night? Did they catch the Bowling Green Massacre perpetrators?
— Chelsea Clinton (@ChelseaClinton) 19. Februar 2017
"Schaut Euch an, was gestern (Freitag) Abend in #Schweden passiert ist" #Trump über Anschlag, den es nie gab, Reax unter #lastnightinsweden pic.twitter.com/6YDjbs7Aml
— tagesschau (@tagesschau) 19. Februar 2017
Nackte Menschen, Hackbällchen, Schränke: Was ist #LastNightInSweden passiert?!? :D https://t.co/kJM2latlq0 #Trump #Schweden pic.twitter.com/hNuaavyrqX
— bento (@bento_de) 19. Februar 2017
In Schweden hat die Tochter eines Piraten ein Pferd hochgehoben. #lastnightinsweden
— Florian Karsten (@messfehler) 19. Februar 2017
Swedish foreign minster Rose Nylund reassuring President Trump, that all is flögenstögen in Sweden. #WhatHappenedInSwedenYesterday pic.twitter.com/Ag8zNDpMTC
— Ingmar Gregorzewski (@readingmar) 19. Februar 2017
Köttbullar will never taste the same again. 😪 #LastNightInSweden #PrayForSweden #JeSuisSweden pic.twitter.com/1zjpqW44tt
— Ruben L. Oppenheimer (@RLOppenheimer) 19. Februar 2017
SPLICK13: RT JueRobWilPo: Scenes of appalling despair #LastNightInSweden pic.twitter.com/E22w32lvvk
— Jerin (@love_jerin) 19. Februar 2017
Sweden? Terror attack? What has he been smoking? Questions abound. https://t.co/XWgw8Fz7tj
— Carl Bildt (@carlbildt) 19. Februar 2017
First pictures in of the terror attack in Sweden. Trump announces moose travel ban#swedenincident pic.twitter.com/cE0EecV9gX
— ItsAllAboutTheMané (@KloppClips) 19. Februar 2017
Am Tag nach der merkwürdigen Andeutung in Trumps Rede haben nun auch sämtliche US-Medien die Geschichte aufgenommen. Für sie ist es ein gefundenes Fressen im steten Konflikt mit Trump, welcher sie wiederholt als «Fake News» verflucht und ihnen Lügen vorgeworfen hat.
Trump cites (fake) attack in Sweden https://t.co/UmrLMF6bam pic.twitter.com/6efa6cgEnV
— USA TODAY (@USATODAY) 19. Februar 2017
At his rally, Trump said to "look at what's happening last night in Sweden." Sweden has no idea what he meant. https://t.co/BfERBOJTS4
— Washington Post (@washingtonpost) 19. Februar 2017
Die «Fake news media» seien nicht «mein Feind, sie sind der Feind des amerikanischen Volkes», schrieb Trump zum Beispiel am Samstag. Namentlich nannte Trump dabei die «New York Times» und die Sender NBC News, ABC, CBS und CNN.
Dafür musste er aus den eigenen Reihen harte Kritik einstecken. Mit solchen Äusserungen hätten «Diktatoren angefangen», sagte der prominente republikanische Senator John McCain dem Sender NBC News. «Wenn man sich die Geschichte anschaut, dann haben Diktatoren als erstes die Presse mundtot gemacht. Ich sage nicht, dass Präsident Trump versucht, ein Diktator zu sein. Ich sage nur, dass wir aus der Geschichte lernen müssen.»
Auch Trumps Verteidigungsminister Jim Mattis distanziert sich von Trumps Äusserungen. «Nein, so wie ich das sehe, ist die Presse ein Gegenüber, mit dem wir umgehen. Und ich persönlich habe keine Probleme mit der Presse», sagte er am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz.
(aeg)