Wer künftig ein Auto kaufen will, wird wohl auf einen Elektroantrieb setzen. Fast drei Viertel der Schweizer Bevölkerung kann sich vorstellen, in Zukunft eine Alternative zum herkömmlichen Verbrennungsmotor zu wählen. Dies zeigt der neuste Mobilitätsmonitor des Forschungsinstitut GFS Bern, welcher dieser Zeitung exklusiv vorliegt. Während der Elektroantrieb beliebter wird, ist der Dieselmotor für viele keine Alternative mehr.
Nach dem Dieselskandal sind die Neuverkäufe von Autos mit solchem Antrieb gesunken. Dieser Trend dürfte sich in Zukunft fortsetzen. Nur gerade 45 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer können sich vorstellen, als nächstes Auto einen Diesel zu kaufen. Im letzten Mobilitätsmonitor aus dem Jahr 2015 lag dieser Wert noch bei 75 Prozent. Drei Jahre zuvor bei 80 Prozent. Studienautor und Co-Leiter von GFS Bern Urs Bieri sieht auch in Zukunft schwarz für den Diesel. «Nicht zuletzt als Folge des Dieselskandals wird der Diesel in Zukunft kaum mehr zuoberst auf der Beliebtheitsskala stehen», sagt Bieri.
Die Studie zeigt, dass der Elektromotor den Diesel verdrängen könnte. 83 Prozent können sich vorstellen, als in der Zukunft ein Auto mit Elektroantrieb zu kaufen. 2012 waren es knapp 60 Prozent. Noch beliebter ist nur die Kombination von Verbrennungs-und Elektromotor. Für den Direktor von Auto-Schweiz, Andreas Burgener, ist diese Entwicklung nicht der Todesstoss für den Diesel.
«Der Diesel ist besser als sein Ruf», sagt Burgener. Denn das Problem beim Diesel sei nicht die Technologie, sondern schlechte Managemententscheide, welche den Diesel in Verruf brachten. Das Stichwort: Schummelsoftware. «Da muss sich die Branche selber an der Nase nehmen», sagt Burgener. Die Stimmung gegenüber dem Diesel werde sich aber wieder ändern. «Es ist aber klar, dass wir das nicht in ein oder zwei Jahren schaffen», sagt Burgener.
Bei aller Euphorie rund um den Elektroantrieb: Noch sind viele nicht restlos überzeugt. Ein Grund, warum sich die E-Autos noch nicht durchsetzen, sind laut der Studie der Preis und die Reichweite. «Es ist so: Die Autos sind noch teurer und die Reichweite in den Augen der Konsumenten nicht genug hoch.» Obwohl im Normalfall eine Tankstelle zu Hause und im Büro reichen würden. «Es geht vor allem um die Sichtbarkeit von Stromtankstellen. Mit einem gut ausgebauten Netz können auch vermehrt Mieter ein Elektroauto fahren», sagt Burgener.
Abgeschlagen in der öffentlichen Meinung sind Wasserstoff und Gasmotoren. Hat also der E-Motor gewonnen? «Nein. Gerade beim Wasserstoffantrieb hat sich einiges entwickelt. Das grösste Problem ist aber das inexistente Tankstellennetz», sagt Burgener. Dies könnte sich jedoch bald entwickeln: Letzte Wochen haben Tankstellenbetreiber entschieden, das Netz auszubauen.
So schnell wird sich der E-Motor nicht durchsetzen. Das zeigen auch die effektiven Verkaufszahlen. Im letzten Jahr haben nur gerade 2.7 Prozent aller neuen Autos einen Elektro- oder Plug- in-Hybridantrieb. Bis der von Auto-Schweiz angestrebte Marktanteil von 10 Prozent erreicht ist, bleibt noch einiges zu tun.
Gesamthaft waren im letzten Jahr nur gerade 82 000 Autos mit alternativem Antrieb in Betrieb. Im Vergleich: Über 4.5 Millionen Personenwagen waren Ende 2017 in der Schweiz im Einsatz. Das zeigt auch die Studie. Zwar können sich die meisten Menschen vorstellen, auf ein Elektroauto umzusteigen. Doch: «Wohl erst der Kauf des übernächsten Autos wird der eines Elektroautos sein», sagt Studienautor Bieri.
Neben dem Trend hin zum Elektroauto zeigt die Studie auch, dass das Auto als Fortbewegungsmittel beliebter ist als noch vor drei Jahren. Damals konnte sich ein Drittel aller Befragten vorstellen, ganz ohne Auto zu leben. Heute sind es nur noch ein Viertel. «Der Nutzwert von Autos ist in den Fokus gerückt», sagt Burgener.
Gerade urbane Menschen könnten dem Auto mehr abgewinnen. Etwa weil die Technik ökologischer geworden und neue Angebote wie Carsharing verstärkt aufgekommen seien. Bieri sagt, dass dies nicht auf Kosten des öV gehe. Dies zeige sich darin, dass die Quersubventionierung des öV durch den motorisierten Individualverkehr nicht grundsätzlich umstritten ist: Nur 26 Prozent der Befragten stehen dieser Quersubventionierung kritisch gegenüber. «Die Schweizer sind Zug- und Autofahrer», sagt Bieri.
Obwohl das Auto beliebter wurde, ist in einem Punkt der Leidensdruck gross. Der Stau macht den Schweizerinnen und Schweizern laut der Studie vermehrt zu schaffen. Ein Übel, dem auch mit alternativen Antriebssystemen nicht beizukommen ist. Doch auch hier zeigt sich eine Entwicklung: So geben fast 50 Prozent an, dass sie in ihrer Freizeit auf das Auto verzichten, um zumindest dann nicht im Stau zu stehen.