Syrische Armee im Osten von Aleppo weiter auf dem Vormarsch

Syrische Armee im Osten von Aleppo weiter auf dem Vormarsch

06.12.2016, 23:48

Nach ihrer Grossoffensive kontrollieren syrische Regierungstruppen wieder 75 Prozent von Ost-Aleppo. Dies teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mit.

Unter den neuerdings von den Truppen von Präsident Baschar al-Assad kontrollierten Vierteln sei der strategisch wichtige Stadtteil Schaar. Die Beobachtungsstelle erklärte, dies sei der «wichtigste Bezirk im Herzen von Ost-Aleppo», der nun in Regierungshand sei.

Die Organisation ist in Syrien breit vernetzt, ihre Angaben können von unabhängiger Seite aber kaum überprüft werden. Das weitere Vorrücken der Regierungstruppen wurde auch von der staatlichen Nachrichtenagentur Sana vermeldet.

Im Ostteil der einstigen Wirtschaftsmetropole Aleppo hatten die Regierungstruppen Mitte November eine Grossoffensive begonnen. Seither sind mehr als 50'000 Zivilisten aus den östlichen Vierteln geflüchtet.

Merkel kritisiert Russland und Assad-Regime

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Dienstag auf dem CDU-Parteitag in Essen, es sei «eine Schande, dass es uns bis jetzt nicht gelungen ist, Hilfskorridore zu bekommen». Sie prangerte dabei auch die Mitverantwortung Moskaus an. Russland und der Iran würden «das Assad-Regime bei seinem brutalen Vorgehen gegen die eigenen Bürger unterstützen», sagte die Kanzlerin.

Merkel kritisierte aber auch die Reaktionen in Deutschland. «Wenn ein Freihandelsabkommen mit den USA hunderttausende Menschen auf die Strasse bringt, aber die so grausamen Bombardierungen auf Aleppo so gut wie keine Proteste auslösen, dann stimmt irgendwas nicht», sagte sie. Eine Resolution für eine Waffenruhe in Aleppo war am Montagabend im UNO-Sicherheitsrat von Russland und China blockiert worden.

Genfer Treffen kommt nicht zustande

Russland kündigte Verhandlungen mit den USA an, um mit Hilfe einer Feuerpause die Evakuierung tausender Rebellen aus Ost-Aleppo abzusichern. Allerdings kam das Treffen, das in Genf stattfinden sollte, zunächst nicht zustande.

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow machte dafür die US-Regierung verantwortlich, die für die Aufständischen «Zeit gewinnen» wolle. Lawrows US-Kollege John Kerry bestritt jedoch eine «spezifische Verweigerung» seiner Regierung.

Allerdings lehnen die Rebellen im Osten Aleppos bislang selbst ihre Evakuierung ab. Jassir al-Jussef von der Gruppierung Nureddin al-Sinki nannte den Vorschlag «inakzeptabel».

Kerry will weiterhin Friedensgespräche für Syrien

Kerry erklärte zugleich, er wolle mit Russlands Hilfe die Friedensgespräche für Syrien wieder zum Laufen bringen. Auch wenn Aleppo falle, «wird der Krieg weitergehen», sagte er in Brüssel. Daher müsse eine Lösung ausgehandelt werden. Russland zufolge sei Assad dazu bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, sagte Kerry. Darauf werde er es jetzt ankommen lassen.

In der Provinz Idlib wurden unterdessen bei Angriffen, die möglicherweise von der russischen Luftwaffe geflogen wurden, mindestens 25 Zivilisten getötet. Unter den Opfern waren auch Kinder, wie die Beobachtungsstelle mitteilte.

Die siebenjährige Bana aus Ost-Aleppo, die in den vergangenen Wochen durch eine Abfolge von ergreifenden Twitter-Nachrichten für Furore sorgte, flüchtete unterdessen angesichts des Vorrückens der Armee mit ihrer Familie in ein anderes Stadtviertel.

«Die Armee kam wirklich nahe an unser Viertel heran», sagte ihr Vater Ghassan al-Abed der Nachrichtenagentur AFP. «Unser Haus wurde bei einem Bombenangriff beschädigt.» Nach der Flucht in ein anderes Stadtviertel gehe es der Familie «gut». (sda/afp/dpa)

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