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Kafi, wie lerne ich, mich nicht mehr aufzuopfern im Job?

Für seine Dinge hinstehen, einstehen. 
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FragFrauFreitag

Liebe Kafi, Ich arbeite in einem Unternehmen, bei dem Überzeit nicht vergütet und als Investment angesehen wird

Seit 4 Jahren arbeite ich bis zum Gehtnichtmehr – Beförderungen etc. erreicht. Mittlerweile habe ich mich entschieden, zu gehen und habe eine tolle Stelle gefunden. Künden werde ich sobald ich den neuen Vertrag habe – sogar 7 Monate vorher anstatt nur die 2 Monate, die ich müsste. Wie höre ich auf? (Überstunden zu machen, um alles kümmern, mich für alle zu opfern). Danke :-) Lea, 29
13.04.2016, 12:35
Kafi Freitag
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Liebe Lea

Verstehe ich Sie richtig, dass Sie weitere 7 Monate im Betrieb bleiben werden, obwohl Ihre Kündigungsfrist 2 Monate beträgt? Bin mir gerade nicht ganz sicher. Hoffe eigentlich sogar, dass ich das falsch verstehe. Denn das wäre sehr ungünstig.

Ich bin der Meinung, dass man gekündigte Menschen möglichst schnell aus der Firma haben sollte. Und zwar im Interesse beider Seiten. Es ist meist recht unangenehm, in diesem Zustand weiterhin in einem Team zu arbeiten. Darum: Falls ich das richtig verstehe: Bitte nein! 

Aber nun zu Ihrer eigentlichen Frage. Mag gut sein, dass Sie hier in einer Unternehmung gelandet sind, die einen solchen Extra-Aufwand vom Mitarbeiter erwartet. Ich weiss nur zu gut, dass es davon einige gibt, ich habe es selber erlebt. Dann ist es zugegebenermassen wirklich nicht einfach, sich aus dieser Pseudoverpflichtung zu nehmen und sich abzugrenzen. Und ich schreibe ganz bewusst Pseudo, weil man unter dem Schweizer Arbeitsrecht auch nicht alles machen kann, was man will. Aber mir erscheint was anderes noch interessanter an Ihrer Frage.

Gehen Sie mal der Thematik auf den Grund, wie gut Sie sich grundsätzlich abgrenzen können. Haben Sie oft das Gefühl, für alles verantwortlich zu sein und nicht so gut «nein» sagen zu können? Damit wären Sie in bester Gesellschaft, das ist etwas, was wir Frauen sehr schlecht können.

Dann wäre es gut, wenn Sie mal die Glaubenssätze anschauen, die darunter liegen. Oft ist es, dass man nicht möchte, dass man in Ungnade fällt. Oder noch kürzer, man will geliebt werden. Das ist etwas sehr Menschliches. Das wollen wir alle. Wenn dieser Trieb aber sehr stark ausgeprägt ist, dann kommt man immer wieder in Situationen, in denen man sich ausnutzen lässt, nur damit Friede herrscht.

Ich kann nicht abschätzen, ob dieses Thema Ihres ist, oder nicht. Aber ich wollte es doch kurz einbringen, weil ich es aus meiner Coachingpraxis bei Frauen sehr oft sehe und weil Ihre Formulierung des «Opfer Bringens» mich etwas auf diese Fährte lockt.

Sobald Sie im gekündigten Arbeitsverhältnis stehen, können Sie Dienst nach Vorschrift machen. Man kann von Ihnen nicht weiter verlangen, unbezahlte Überzeit zu schieben. Ausser Sie sind Teil der Geschäftsleitung oder im obersten Kader und es steht so in Ihrem Arbeitsvertrag geschrieben. Wenn nicht – dann nicht. Schauen Sie diese Zeit als Lehrzeit an um zu lernen, deutlich nein zu sagen. Sie werden es in Ihrem nächsten Job mit Sicherheit auch wieder tun müssen, das muss man in jedem Arbeitsverhältnis.

Das ist einfacher gesagt, als getan, ich weiss! Aber es lohnt sich sehr. Für Ihr ganzes Leben und für alle Bereiche, nicht nur berufliche. Fragen Sie sich einfach mal, was passieren würde, wenn Sie aufhören würden, sich um alles zu kümmern. Was würde das bei Ihnen auslösen? Und warum? Dort müssen Sie ansetzen. Es ist eine innere Arbeit die sich dann im Äusseren manifestieren wird. Das ist um einiges nachhaltiger, als wenn ich Ihnen Tipps gebe, die sich nur um Ihr Verhalten drehen.

Ich hoffe sehr, Sie können mit dieser Antwort etwas anfangen. Und wünsche Ihnen alles Gute.

Herzlich, Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.

Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit ihrem 11-jährigen Sohn in Zürich.

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