Bundesanwalt Michael Lauber ist unter Druck wie noch nie. Ominöse, nicht protokollierte Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino könnten ihn die Wiederwahl kosten. Lauber schien lange am Abgrund, doch jetzt profitiert der Bundesanwalt von einem Fehler seiner Gegner.
Und das kam so:
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, trafen der Baselbieter SP-Ständerat Claude Janiak und Giorgio Bomio-Giovanascini, Präsident der Beschwerdekammer des Bundesstrafgerichts Mitte Juni in Bellinzona aufeinander. In einem kurzen Gespräch beschwerte sich Bomio-Giovanascini über die Zustände bei der Bundesanwaltschaft und bezeichnete diese gegenüber Janiak als «unhaltbar» und Lauber als «nicht wiederwählbar».
Der Austausch der beiden hat Folgen. Denn Bomio-Giovanascini gehört zu denjenigen Vorsitzenden, die darüber entscheiden werden, ob Lauber bald seinen Job los sein könnte. Bomio-Giovanascini gehörte zu dem Dreiergremium, das drüber entschied, dass Lauber in den Fifa-Ermittlungen befangen ist.
Claude Janiak, der gemäss eigenen Angaben einen intensiven Kontakt zu Michael Lauber pflegt, informiert diesen über das kurze Gespräch mit Bomio-Giovanascini in Bellinzona. Doch nicht nur das: Janiak schreibt Lauber ebenfalls, dass sich Bomio-Giovanascini während einer Sitzung mit anderen SP-Mitgliedern der Gerichtskommission und der Geschäftsprüfungskommission dazu äusserte, ob er Lauber zur Wiederwahl empfehlen würde.
Lauber nutzt diese Informationen um zurückzuschlagen. Am 27. Juni stellt der amtierende Bundesanwalt ein Ausstandsbegehren gegen Giorgio Bomio-Giovanascini. Gemäss Lauber hätte der Tessiner seine Meinung nicht so offen kundtun dürfen und seine Äusserungen würden auf ein «unübersehbar gespanntes Verhältnis» zwischen ihm und Bomio-Giovanascini hinweisen. Lange Rede kurzer Sinn: Lauber will Bomio-Giovanascini wegen Befangenheit weghaben.
Wie das Verfahren ausgehen wird, ist noch offen. Bundesanwalt Michael Lauber gibt sich jedoch kämpferisch und denkt nicht daran, zurückzutreten. (ohe)