WEF 2016: Präsident der Handelskammer Schweiz-China beruhigt Gemüter

WEF 2016: Präsident der Handelskammer Schweiz-China beruhigt Gemüter

21.01.2016, 15:48

Der Sturzflug an Chinas Börsen ist eines der Topthemen unter den Teilnehmern des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Felix Sutter, Präsident der Handelskammer Schweiz-China und Leiter des Asia Business Desk bei PwC Schweiz, sieht aber keinen Grund für Panik.

Panik hätten nur jene, die allein die Zahlen sähen, ohne sie interpretieren zu können. «Wer China versteht, bleibt gelassen», sagte Sutter der Nachrichtenagentur sda in Davos. Die chinesische Wirtschaft werde derzeit vom Export entwöhnt, beim Konsum hingegen habe sie grosses Potenzial. «Dieser Umbau findet derzeit statt.» Davon profitierten Unternehmen, die in dem Bereich arbeiteten, sowie ihre Zulieferer.

Gleichzeitig steige die Qualität und Komplexität der chinesischen Produktion. Einfache Maschinen seien weniger gefragt, die Billigproduktion werde zunehmend in andere Länder ausgelagert. Für die Schweizer Industrie mit ihren zuverlässigen und hoch präzisen Produkten sei dies eine grosse Chance.

Auch im Bereich Cleantech habe die Schweiz viel zu bieten. «Um dieses Potenzial zu nutzen, muss man aber verstehen, wie der chinesische Markt funktioniert und was die Kunden wollen», sagte Sutter.

Vor dieser Herausforderung sieht er auch die Schweizer Finanzindustrie, die in China vor allem in der Vermögensverwaltung wachsen will. Für diese Branche eröffneten sich mit der Eröffnung der Zürcher Filiale der China Construction Bank neue Möglichkeiten. «Doch das ist erst eine Bank. Die Erwartungen dürfen nicht zu hoch sein», warnte Sutter.

Das Freihandelsabkommen mit China, das seit Mitte 2014 in Kraft ist, bezeichnet er hingegen ohne Zögern als «Erfolgsstory». Die Handelsbilanz Chinas mit der Schweiz sei in den ersten 12 Monaten im Vergleich stärker gewachsen als mit dem Rest der Welt. «Das ist klar eine Folge des Abkommens», ist Sutter überzeugt.

Kritik an Pekings Kommunikation

Kritische Worte an Peking gibt es dagegen von der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde. Die chinesische Regierung müsse ihre Politik besser erklären, forderte sie am WEF. Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten seien auch eine Folge unklarer Kommunikation.

«Es führt zu Unsicherheit, wenn die Märkte nicht wissen, was die Politik macht und wie das einzuschätzen ist», sagte Lagarde in Davos. Grundsätzlich äusserte sie sich aber zuversichtlich, dass China den Umbau der Wirtschaft von der Industrieproduktion zu mehr Dienstleistungen und Konsum schaffen werde.

In den vergangenen Wochen hatte China die Finanzmärkte weltweit in Unruhe versetzt. Auslöser waren neuerliche schlechte Konjunkturdaten, die die Sorge vor einem weiteren Abschwächen des Wirtschaftswachstums anheizten. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaft in China um 6.9 Prozent gewachsen - das ist der schwächste Wert seit 1990.

Angeheizt wurden die Turbulenzen an den Börsen zusätzlich von hilflos wirkenden Eingriffen der Regierung. So verunsicherte etwa eine Regelung, nach der bei starken Kurseinbrüchen der Handel vorübergehend ausgesetzt oder sogar ganz eingestellt wird, die Anleger. (sda/dpa)

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