Die spanische Justiz hat die Auslieferung des früheren Chefs des Militärgeheimdienstes von Venezuela, Hugo Carvajal, an die USA angeordnet. Man habe bereits die verschiedenen zuständigen Behörden in Spanien von dieser Entscheidung in Kenntnis gesetzt, teilte der Nationale Gerichtshof am Donnerstag mit.
Der 61 Jahre alte Carvajal wird von den US-Behörden den Angaben zufolge unter anderem des Drogenhandels sowie auch der Zusammenarbeit mit der früheren kolumbianischen Terrororganisation FARC beschuldigt. Ein Termin für die Auslieferung wurde vorerst nicht genannt.
Carvajal sitzt seit einem guten Monat im Gefängnis von Estremera rund 75 Kilometer südöstlich von Madrid hinter Gittern. Er wurde von der spanischen Polizei am 9. September in einer gemeinsamen Aktion mit der US-Drogenbehörde DEA in einer Wohnung in Madrid aufgespürt. Er stellte in Spanien anschliessend einen Asylantrag, der aber vom Innenministerium zurückgewiesen wurde. Dagegen kann Carvajal zwar noch Berufung einlegen. Diesem Rechtsmittel werden aber von Experten kaum Chancen auf Erfolg eingeräumt.
Es war bereits die zweite Festnahme von Carvajal in Spanien. Nachdem er mit falschen Papieren eingereist war, wurde der frühere Militär und Politiker im April 2019 erstmals in Madrid festgenommen. Damals lehnte ein Gericht die Auslieferung an die USA zunächst. Der Venezolaner wurde daraufhin freigelassen. Als kurz darauf die nächsthöhere Gerichtsinstanz entschied, dass er doch ausgeliefert werden solle, tauchte Carvajal unter.
Anfang 2019 hatte der langjährige Berater des 2013 verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez weltweit für Aufsehen gesorgt, als er im venezolanischen Machtkampf überraschend die Fronten gewechselt und in Videos auf Twitter dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó seine Unterstützung zugesagt hatte. Dem linksnationalistischen Präsidenten Nicolás Maduro warf er vor, für die schwere Krise im südamerikanischen Land verantwortlich zu sein. Spanische Medien vermuten, dass die USA auch deshalb Carvajal verhören wollen, weil er wie kaum ein Zweiter über «die wichtigsten Geheimnisse» der Chávez-Zeit Bescheid wisse. (aeg/sda/dpa)