Der «Take a Knee»-Protest der NFL-Profis gegen Rassendiskriminierung und gegen US-Präsident Donald Trump fand auch bei «Monday Night Football» seine Fortsetzung. Aber etwas anders als noch am Wochenende. Die Dallas Cowboys knieten beim Gastspiel bei den Arizona Cardinals nicht während, sondern vor der Hymne geschlossen nieder und reagierten so auf die Kritik, dass die Protestierenden Flagge und Hymne nicht respektieren würden.
«American Idol»-Gewinnerin Jordin Sparks sang danach «The Star Spangled Banner», auf der Hand der Afro-Amerikanerin war ein Bibelvers geschrieben: «Sprich für alle, die sich selbst nicht helfen können.» Für die Hymne erhoben sich die Cowboys wieder und stellten sich wie die Cardinals mit eingehakten Armen hin.
Dennoch wurden die Cowboys für ihre Aktion von den Zuschauern lautstark ausgebuht. Nicht nur von den Cardinals-Fans, sondern auch von den eigenen Anhängern, die für US-Verhältnisse auswärts ziemlich zahlreich vertreten waren.
Bemerkenswert war auch, dass sich Cowboys-Besitzer Jerry Jones dem Protest anschloss und zusammen mit seinen Spielern auf die Knie ging. Auf Facebook hielt sich seit einem Jahr hartnäckig das Gerücht, dass der 74-jährige Milliardär seinen Spielern drohte, sie zu entlassen, falls sie sich bei der Hymne nicht mit der Hand auf dem Herzen hinstellen würden.
Auch bei den Cardinals liess es sich Präsident Michael Bidwill nicht nehmen, sich vor dem Anpfiff neben seinen Spielern einzureihen. Sportlich sorgte Dak Prescott im Monday-Night-Game für die Schlagzeilen. Der Quarterback der Cowboys warf beim 28:17-Sieg gegen Arizona zwei Touchdown-Pässe und lief einmal selbst in die Endzone. Die Cowboys konnten sich damit für die 17:42-Klatsche aus der Vorwoche gegen die Denver Broncos rehabilitieren.
Für viel Beachtung sorgte am Wochenende der Alleingang von Alejandro Villanueva, der in konservativen Kreisen fast schon zum neuen Nationalhelden hochstilisiert wurde. Der Left Tackle der Pittsburgh Steelers, der als Army Ranger dreimal in Afghanistan gedient hatte, betrat vor dem Spiel gegen die Chicago Bears als einziger Spieler seines Teams den Stadion-Innenraum, um der Hymne beizuwohnen. Obwohl sein Team eigentlich beschlossen hatte, geschlossen in der Kabine zu bleiben.
Ein Alleingang sollte es aber eigentlich gar nicht werden, wie der 29-jährige 2,06-Meter-Mann mittlerweile gegenüber ESPN erklärt hat. Vor der Hymne habe er Quarterback Ben Roethlisberger gefragt, ob er etwas weiter nach vorne stehen könne, um während der Hymne die Flagge zu sehen. Als «Big Ben» seine Zustimmung gegeben hatte, ging Villanueva ein paar Schritte nach vorne, da begann bereits die Hymne.
Villanueva habe noch versucht, seine Teamkollegen nach vorne zu winken, doch es sei schon zu spät gewesen. «Dann noch zurück zu gehen, hätte ziemlich schlecht ausgesehen», so der Armee-Veteran. Und seine Teamkollegen hätten nicht mehr aufschliessen können. Ihm tue es leide, dass es aussehe, als habe er diesen Alleingang geplant: «Es war allein mein Fehler.»
Villanueva will aber auch in Zukunft während der Hymne stehen bleiben. Denn für ihn sind Hymne und Flagge Symbole für die Freiheit seines Landes. «Es gibt Leute, die sterben für unsere Flagge. Ich wünschte auch, wir alle könnten zu Hause bleiben und nicht in den Krieg ziehen müssen. Aber jemand muss sich dieser Herausforderung stellen und man muss es für unsere Flagge tun.»