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China hat erstmals mehr CO2-Emissionen als alle Industrieländer zusammen

China hat erstmals mehr CO2-Emissionen als alle Industrieländer zusammen

07.05.2021, 06:5107.05.2021, 13:07
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Als grösster Kohleverbraucher und bevölkerungsreichstes Land ist China entscheidend für den Kampf gegen die Erderwärmung. Doch seine Emissionen steigen stetig. Pro Kopf führen hingegen weiter die USA.

Chinas jährlicher Ausstoss von Treibhausgasen übersteigt nach einer neuen Studie erstmals die Emissionen aller entwickelten Länder zusammen. In ihrem Vergleich mit den EU-Ländern, den USA und den anderen Mitglieder der Industrieländerorganisation OECD schätzt die US-Denkfabrik Rhodium Group zudem, dass das bevölkerungsreichste Land 2019 allein zu 27 Prozent der weltweiten Emissionen an CO2-Äquivalenten (CO2e) beigetragen habe – weit mehr als die USA auf dem zweiten Platz mit elf Prozent. Erstmals kletterte Indien nach den Berechnungen mit 6,6 Prozent auf den dritten Platz.

SHANXI, CHINA -NOVEMBER 26: (CHINA, HONG KONG, MACAU, TAIWAN OUT) Smoke billows from stacks as a Chinese woman wears as mask while walking in a neighborhood next to a coal fired power plant on Novembe ...
Ein Kohlekraftwerk in Shanxi, China.Bild: Getty Images AsiaPac

CO2-Äquivalente sind eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase, die nicht in gleichem Masse zum Treibhauseffekt beitragen und über unterschiedlich lange Zeiträume in der Atmosphäre bleiben. Nach der Freitag vorliegenden Studie haben Chinas Emissionen 2019 erstmals 14 Gigatonnen CO2e überschritten. Seit 1990 hätten sie sich verdreifacht. Über das vergangene Jahrzehnt seien sie noch um 25 Prozent gestiegen.

... aber die USA stösst mehr aus pro Kopf

Weltweit kletterte der Ausstoss 2019 auf 52 Tonnen CO2-Äquivalente – ein Zuwachs um 11,4 Prozent über das vergangene Jahrzehnt, wie die Berechnungen ergaben. Mit seinen rund 1,4 Milliarden Menschen erreichen Chinas Emissionen pro Kopf gerechnet 10,1 Tonnen und liegen damit aber etwas unter dem OECD-Niveau mit 10,5 Tonnen – deutlich niedriger als in den USA, die mit 17,6 Tonnen pro Kopf gerechnet viel stärker zur Erderwärmung beitragen.

Der Anteil pro Kopf dürfte in China 2020 aber gestiegen sein, weil sein Ausstoss an Treibhausgasen um rund 1,7 Prozent zugelegt habe, während er in den meisten anderen Ländern durch die Corona-Pandemie zurückgegangen sei, heisst es in der Studie. Kumulativ sei China allerdings «noch weit davon entfernt», die historischen Beiträge der Industrieländer zum Treibhauseffekt seit 1750 zu überholen. Kohlendioxid hält sich über Hunderte von Jahren in der Atmosphäre. Die Erderwärmung ist Ergebnis der lange angesammelten und heutigen Treibhausgase zusammen.

Klimakiller Kohle

Das starke Wachstum und der hohe Anteil der Kohle an Chinas Energiemix gelten als wesentliche Ursachen für den Anstieg seines Kohlendioxid-Ausstosses. Als grösster Kohleverbraucher der Welt hat China aber neue Anstrengungen im Klimaschutz versprochen. Auf dem virtuellen Klimagipfel auf Einladung von US-Präsident Joe Biden sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping vor zwei Wochen zu, bis 2025 den Anstieg des Kohleverbrauchs zunächst «streng begrenzen» und dann bis 2030 «stufenweise verringern» zu wollen.

Chinas Präsident wiederholte seine Zusage, dass China den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen vor 2030 anstrebe und Kohlendioxid-Neutralität vor 2060 erreichen wolle. Das bedeutet, dass kein Kohlendioxid ausgestossen wird oder die CO2-Emissionen vollständig kompensiert werden.

Während die Regierung in Peking wiederholt ihr Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen bekräftigt, bemängeln Kritiker aber einen weiteren Ausbau der Kohleenergie auf lokaler Ebene und einen Zuwachs der Kohleförderung. China stützt seine Energieversorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle.

Ende des Jahres sollen bei einer Weltklimakonferenz in Glasgow alle Vertragspartner ihre Klimaziele nachschärfen. Experten sind sich einig, dass bis 2030 weltweit viel mehr getan werden muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erwärmt – im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. (sda/dpa)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Special K
07.05.2021 07:42registriert August 2016
Wir sollten nicht vergessen, dass China für die ganze Welt produziert. Ihr CO2-Ausstoss wird durch unseren Konsum angetrieben.
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SBRUN
07.05.2021 08:52registriert September 2019
Umweltschutz funktioniert erst, wenn die Globalisierung zurückgefahren wird, vor Ort produziert wird (nicht nur das Gemüse!), Gegenstände wieder länger gebraucht und auch ein vernünftiges Reparaturwesen sich wieder rentiert. Bsp. wir hatten 25J lang eine Tiefkühltruhe, 2014 leider! ersetzt durch ein A+++ Gerät. Ersatz hielt 2 Monate, Garantie Ersatz, Nachfolger hielt 3J, 2017 neuer Gefrierschrank, heute morgen ausgestiegen.
Alter behalten wäre ökologischer gewesen. Geräte, die weniger Energie verbrauchen, aber in immer kürzeren Abständen aussteigen, so geht kein Umweltschutz. China freuts.
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paddyh
07.05.2021 07:34registriert Januar 2016
Ich weiss, es ist gewollt, dass dieser Artikel suggeriert, dass wir alle viel grüner sind als China. Bevor wir uns aber auf die eigene Schulter klopfen müsste man aber auch miteinbeziehen, wie viel von den Gütern importiert und exportiert werden, die dieses CO2 verursacht haben. Und dann sieht es eben bei uns pro Kopf auch eher schlecht aus.
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