Der «Financial Times» war es eine Titelstory wert: Softbank verkauft 25 Prozent von ARM, einer englischen Chip-Entwicklerfirma, an einen von Saudis unterstützten Fond. Tatsächlich ist der Vorgang politisch brisant. Zur Vorgeschichte:
Softbank ist ein Unternehmen des japanischen Milliardärs Masayoshi Son. Der Selfmademan und Technofreak gehörte zu den frühen Investoren bei Yahoo und Alibaba. Vor sechs Monaten hat Son den englischen Chip-Entwickler ARM gekauft. Dieses Unternehmen gilt als Perle in der britischen IT-Szene und ist führend in der Herstellung von Mikrochips, die für das Internet der Dinge gebraucht werden.
Nun hat Son 25 Prozent von ARM zu einem Preis von acht Milliarden Dollar an einen von den Saudis unterstützten Investmentfonds verkauft. Auch hier muss man wissen: Zusammen mit den Saudis hat Son einen 100-Milliarden-Dollar-Fonds gegründet, der gezielt aufstrebende IT-Unternehmen aufkaufen soll.
Nebst Son hat in diesem Fonds Prinz Mohammed bin Salman das Sagen. Er gilt als starker Mann in Saudi-Arabien. Auch Abu Dhabi ist mit 15 Milliarden Dollar an diesem Fonds beteiligt. Die Amerikaner sind mit Apple, Qualcomm und Larry Ellison vertreten, aber nur in der Höhe von einer Milliarde Dollar.
Son und Prinz Mohammed haben mit dem Fonds Grosses vor, vor allem in den USA. Letzten Monat kaufte Son die auf IT-Unternehmen spezialisierte Fortress Investment Group für drei Milliarden Dollar. Zu Beginn des Jahres liess er sich mit Donald Trump im Trump Tower ablichten und versprach vor laufenden Kameras, 50'000 neue Jobs in den USA zu schaffen. «Er ist einer der grössten Männer in der Industrie. Ich will ihm nur meinen Dank aussprechen», säuselte derweil Trump.
Zu den Saudis hat der 45. Präsident der Vereinigten Staaten ein zwiespältiges Verhältnis. Einerseits befindet er sich bekanntlich in einer Art Kreuzzug gegen den Islam. Andererseits sind sie ihm als Geschäftspartner hoch willkommen. «Ich komme bestens mit ihnen aus. Sie kaufen meine Appartements», sagt er im Wahlkampf. Die Tatsache, dass 15 der 19 Terroristen von 9/11 aus Saudi-Arabien stammen, blieb unerwähnt.
Der von Trump abgesegnete Deal mit Son und Prinz Mohammed wirft Fragen auf. Andrew Ross Sorkin schreibt in der «New York Times»: «Mr. Trump unterstützt Mr. Son und damit auch Saudi-Arabien im Bemühen, einige der vielversprechendsten Unternehmen und geistiges Eigentum zu erwerben. Das passt schlecht zu seinem nationalistischen Gerede.»
Es passt auch schlecht zu seinen Aussagen im Wahlkampf. Auf die Frage von Sean Hannity bei Fox News, ob er Geld von den Saudis annehmen würde, hatte Trump mit einem glasklaren «Nein» geantwortet. Gleichzeitig hat er Hillary Clinton dafür kritisiert, dass sie 25 Millionen Dollar Spenden aus Saudi-Arabien für die Clinton-Stiftung angenommen hatte.
Das seltsame Gespann Son/Mohammed/Trump passt ins Bild der neuen US-Regierung. Trump hat versprochen, der Wall Street die Zähne zu ziehen – und sein Kabinett mit Goldman Sachs-Bankern vollgestopft. Er will «America great again» machen – und verhökert das Tafelsilber in den Nahen Osten.