Es war ein Maulwurf, dem einer der wichtigsten archäologischen Funde der letzten Jahre gelang. Das Tier förderte in einer Kirschbaumplantage im Fricktaler Ueken einige römischen Münzen zutage. Bauer Alfred Loosli entdeckte die grün schimmernden Geldstücke und informierte die Aargauer Kantonsarchäologen, die zu graben begannen.
4166 römische Münzen kamen bis Anfang November zum Vorschein. Die Geldstücke zeigen die Abbilder mehrerer römischer Kaiser der Jahre nach 270 nach Christus. Die jüngsten Münzen wurden 294 geprägt. Der Schatz muss dann kurz danach vergraben worden sein.
«Ein Münzfund in derartiger Grösse ist äusserst selten. In der ganzen Schweiz sind vielleicht vier oder fünf derartige Münzschätze gefunden worden», erklärt der Aargauer Kantonsarchäologe Georg Matter. Allerdings sind in den letzen 150 Jahren entlang des Rheins zwischen Frick und Pratteln immer wieder vergrabene Horte römischer Münzen aus dem 3. und dem 4. Jahrhundert entdeckt worden.
Aus Augusta Raurica sind elf dokumentiert. Der Baselbieter Kantonsarchäologe Reto Marti verweist darauf, dass allein in der Umgebung der römischen Villa Muttenz-Feldreben vier römische Münzschätze gefunden worden sind mit insgesamt 10’000 Münzen.
Der erste Schatz, «Hard 1», mit 2285 Münzen in einem Topf wurde 1854 beim Bau der Eisenbahn entdeckt. 1855 wurde ebenfalls beim Eisenbahnbau der zweite Schatz, «Hard 2», entdeckt mit über 5000 Münzen in einer Blechkiste. Erst 65 Jahre später folgte mit «Feldreben I» der dritte grosse Fund: Es waren 1500 Münzen, die beim Kiesabbau zum Vorschein kamen. 1966 wurde am selben Ort wieder ein Schatz mit 2285 Münzen entdeckt der unter dem Namen «Feldreben II» bekannt ist.
All diese Münzfunde gehörten in die Zeit des sogenannten «germanischen Sonderreiches». Wegen einer militärischen Niederlage gegen die Perser im heutigen Irak und wirtschaftlichen Problemen schlitterte das Römische Reich in eine Existenzkrise. Gallien und Gebiete entlang des Rheins spalteten sich ab und bildeten einen eigenen Staat.
In den darauf folgenden Bürgerkriegen wurde unsere Region zum Kriegsschauplatz. Die Alemannen nutzten das Chaos und führten Beutezüge in unsere Gegend durch. Es sein eine extrem schwierige Zeit gewesen, so Marti. Das offene Land wurde entvölkert. Dörfer, Gutshöfe wurden gebrandschatzt und zerstört. In Augusta Raurica wird die Oberstadt verwüstet und dann aufgegeben.
«Aus dieser Zeit haben wir dort einen verstopften Brunnen gefunden mit Skeletten drin», so Marti. Viele brachten in dieser Krise ihr Vermögen in Sicherheit, in dem sie es vergruben, in der Hoffnung, es in ruhigeren Zeiten wieder auszugraben. Das geschah offenbar nicht. Das Gallische Sonderreich endete 276. Doch erst zwanzig Jahre später stabilisierte sich die Lage wieder.
Doch genau in diese ruhigere Zeit des späteren 3. Jahrhunderts gehört der Münzfund von Ueken, betont Georg Matter. Warum sollte also jemand im Jahr 294 oder 295 seine beträchtlichen Ersparnisse vergraben? Matter sieht wirtschaftliche Gründe: die Inflation. Die damalige heftige Geldentwertung hätte den Besitzer der Münzen dazu bewogen sie frisch ab Münzpresse zu sammeln und dann zu vergraben: Dabei hätte der relativ hohe Silbergehalt der Münzen eine Rolle gespielt.
Marti hingegen vermutet aufgrund der Qualität der in Säcke abgepackten Münzen, dass es sich um eine staatliche Sendung gehandelt haben könnte, etwa um eine Soldzahlung an Soldaten. Diese ging dann vielleicht bei einem Überfall verloren. Auch sei die Zeit um 295 nicht ruhig gewesen. Damals kollabierte der Obergermanisch-rätische Limes und die Reichsgrenze wurde an den Rhein zurückverlegt. Unsere Region war damit strategisch exponiert und Überfällen ausgesetzt.