Kann Kevin Schläpfer mit Kloten die Playoffs noch erreichen? Ja. Er ist sogar der einzige Trainer, der dieses Kunststück schaffen und den Abstieg verhindern kann.
Kloten hat mehr spielerische Substanz als Langnau, Ambri und Servette und mindestens gleich viel Talent wie Biel und Lausanne. Die sportlichen Aktien der Klotener sind ganz klar unterbewertet.
Kevin Schläpfer ist der Trainer, der das Potenzial wieder freilegen kann. Mit Pekka Tirkkonen wäre der Abstieg nicht mehr zu verhindern gewesen. Und bereits vor seinem offiziellen Amtsantritt hat der neue Trainer eine wichtige Veränderung erreicht: Präsident Hans-Ueli Lehmann hat Kevin Schläpfer zugesichert, künftig mit vier Ausländern zu spielen. Der emotionale Hexenmeister Kevin Schläpfer wird mit ein bisschen Glück Hans-Ueli Lehmann dazu bringen, die Tresortüre offen zulassen.
Der Baselbieter ist ein charismatischer Motivator, der mit seiner Präsenz eine Kabine füllt wie Arno Del Curto, Ralph Krueger oder Chris McSorley. Wenn sein Vorgänger Pekka Tirkkonen im Kabinengang stand, so wusste ein zufälliger Besucher nicht, ob er nun den Materialwart oder den Chef vor sich hatte: der freundliche Finne war ohne jedes Charisma. Nun kommt mit Kevin Schläpfer einer, der sofort als Chef wahrgenommen wird und mit seiner Präsenz den ganzen Kabinengang füllt.
Weil Pekka Tirkkonen ein guter Taktiklehrer war, der das Spiel der Klotener gut strukturiert hat – ein Chaos hat es in Kloten auf dem Eis trotz allem nie gegeben – kann nun Kevin Schläpfer auf den taktischen Geleisen fahren, die sein Vorgänger gelegt hat. Die perfekte Ausgangslage für eine Verbesserung.
Die Situation von Kloten ist ziemlich exakt die gleiche wie damals im Frühjahr 2009 in Biel. Der Aufsteiger war in der Liga-Qualifikation unter dem taktischen Hexenmeister Heinz Ehlers gegen Lausanne 0:2 in Rückstand geraten. Heinz Ehlers wurde gefeuert und Sportchef Kevin Schläpfer stellte sich an die Bande. Mit ihm kehrten Leidenschaft und Zuversicht zurück, die Bieler retteten sich. Und Kevin Schläpfer profitierte davon, dass er in Heinz Ehlers taktischen Wagenspuren fahren konnte.
Wo lauern die Gefahren? Das Problem ist Präsident Hans-Ueli Lehmann. Wenn er sich weiterhin wie ein Populist von den Stimmungen des Tages leiten lässt, dann kommt es in Kloten zu einer «emotionalen Kernschmelze». Will heissen: dann ist der Konflikt zwischen den zwei charismatischen Alphatieren programmiert, die Medienpräsenz dazu gibt’s gratis obendrein, und diesen Konflikt könnte Kevin Schläpfer nicht gewinnen.
Hans-Ueli Lehmann ist und bleibt der Chef mit der Allmacht des letzten Wortes. Es wäre so oder so von unbezahlbarem Unterhaltungswert, wenn Hans-Ueli Lehmann und Kevin Schläpfer dazu gebracht werden könnten, ihre Stimmungen und ihre Ansichten zu jedem und allem gleich zu twittern wie US-Präsident DonaldTrump.
Fix: Kevin kommt an Bord! https://t.co/RQCyuCRd0M #ehckloten #saison1718 pic.twitter.com/iBkZeSh0m4
— EHC Kloten (@EHC_Kloten_1934) 24. Oktober 2017
Der Schlüssel zum Erfolg hält also der Präsident in Händen. Wenn Hans-Ueli Lehmann seinen Trainer durch allen Bösen hindurch stützt und ihm vertraut und ihm das Ohr so oft leiht wie seinem bisherigen Einflüsterer Felix Hollenstein – dann kann Kloten die Playoffs doch noch schaffen.
Aber eines sollten sich alle Beteiligten im grossen Klotener Hockeytheater bewusst sein: Kevin Schläpfer ist die allerletzte Chance. Scheitert Kevin Schläpfer, dann steigt Kloten ab und hat nur noch eine Zukunft als Farmteam der Lakers.
Ich bin nicht ganz sicher, ob sich das Hans-Ueli Lehmann bewusst ist.