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Durch den Genfersee in 22 Stunden

Alain Charmey nach der Ankunft in Genf.
Alain Charmey nach der Ankunft in Genf.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum / ASL

Durch den Genfersee in 22 Stunden – die verrückte Geschichte von Alain Charmey

Am 6. August 1986 durchquerte der Waadtländer Alain Charmey als Erster den Genfersee in seiner ganzen Länge. Ein Pressefotograf war hautnah dabei.
14.08.2021, 18:16
Alexander Rechsteiner / Schweizerisches Nationalmuseum
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«Nach einem Abbruch letzte Woche und nach Rücksprache mit dem Meteorologen hat sich Alain Charmey entschieden, heute bei Villeneuve ins Wasser zu steigen. Er versucht, den Genfersee in seiner Gesamtlänge von 72 Kilometern zu durchqueren.» So lautete die Meldung der Pressebildagentur Actualités Suisses Lausanne (ASL) vom 5. August 1986.

Am nächsten Tag dann die Erfolgsmeldung: «Dank seiner bemerkenswerten Vorbereitungsarbeit […] hat er es nicht nur unter den gesetzten 26 Stunden geschafft, sondern in der rekordverdächtigen Zeit von 22 Stunden, 42 Minuten und 30 Sekunden».

Alain Charmey kurz vor dem Start in Villeneuve.
Alain Charmey kurz vor ...Bild: Schweizerisches Nationalmuseum / ASL
Alain Charmey kurz vor dem Start in Villeneuve.
... dem Start in Villeneuve.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum / ASL
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Die ASL schickte einen Sonderkorrespondenten nach Lausanne und Genf, um den Start und die Ankunft von Alain Charmey nach diesem sportlichen Exploit festzuhalten. Die Bilder am Start zeigen Charmey lachend mit eingefettetem Körper (der See ist an diesem Tag 18 Grad kalt), dicker Schwimmbrille, Badekappe auf dem Kopf und einer Digitaluhr am Handgelenk.

Der Waadtländer ist entschlossen, die Herausforderung anzugehen. Er kann dabei auf prominente Unterstützung zählen: Der Meteorologe und Silbermedaillengewinner von 1968 im Segeln, Bernard Dunand, berät den Schwimmer in Sachen Wetter und Ernährung im Wasser.

Reportage von RTS vom 6.8.1986. Im Video ist zu sehen, wie sich Charmey unterwegs verpflegt.Video: YouTube/Timothy Davies

Bei der Ankunft in Genf empfingen eine jubelnde Menge und unzählige Journalisten den Schwimmer. Ein Bild des ASL-Fotografen zeigt Charmey sitzend, zwischen Schaulustigen, belagert von Mikrofon und Kamera, erschöpft mit tiefem Abdruck der Schwimmbrille im Gesicht. Auf die Frage des Reporters, ob er bereits die nächste Herausforderung plane, meint Charmey lachend: «Nein, ich werde erst ein Bad nehmen und mich ausruhen.»

Alain Charmey: Nach der Ankunft in Genf.
Nach der Ankunft in Genf.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum / ASL

Nach Charmey gelang die Längs-Durchquerung des Genfersees unter 26 Stunden offiziell nur zwei weiteren Schwimmern: 2016 unterbot der Spanier Jamie Caballero Charmeys Zeit um drei Minuten. Und erst kürzlich, am 17. Juli 2021, stellte der Waadtländer Noam Yaron einen neuen Rekord von 19 Stunden und 53 Minuten auf.

Die Presse­bild­agen­tur Actualités Suisses Lausanne (ASL)
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum / ASL
Die Presse­bild­agen­tur ASL
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watson übernimmt in loser Folge ausgesuchte Perlen aus dem Blog des Nationalmuseums. Der Beitrag «Durch den Genfersee in 22 Stunden» erschien am 6. August.
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