Schon vor dem Start der Viertelfinal-Serie war klar: Wenn die Lakers gegen Lugano irgendetwas reissen wollen, brauchen sie einen starken Rückhalt in der Person von Melvin Nyffeler. Doch was der Lakers-Goalie im Moment zeigt, ist mit den Worten «starker Rückhalt» nicht zusammenzufassen. Nyffeler spielt nicht nur stark, er spielt überragend.
Der 26-Jährige ist der meistgebrauchte und beste Torhüter in den Playoff-Viertelfinals. Es ist nämlich nicht so, dass Lugano keine Chancen hat. Gemäss den Daten von nlicedata.com hätten die Tessiner in den bisherigen vier Spielen 22,48 Tore erzielen müssen (Expected Goals), kommen in Realität aber auf nur 12 Tore. Nyffeler hat also 10,48 mehr Tore verhindert, als man aufgrund der Chancen Luganos hätte erwarten können.
Aber wie kommt es, dass Melvin Nyffeler nach einer guten, aber nicht überragenden Regular Season plötzlich derart brilliert? Es ist der Modus, der dem Lakers-Goalie entgegenkommt.
Nyffeler hatte in der Qualifikation Mühe in Back-to-Back-Spielen, also wenn er nach einem Start am Freitagabend am Samstag gleich nochmals antreten musste. Sobald er aber mindestens einen Tag Pause zwischen den Partien hatte, spielte er viel besser. Nun ist es in den Playoffs so, dass nach jedem Spiel ein spielfreier Tag folgt – das erlaubt es Nyffeler, sein ganzes Potenzial auszuspielen. Zudem ist der Zürcher aufgrund einer mehrwöchigen Verletzungspause ausgeruhter als sonst am Ende einer Saison.
Ein weiterer Erfolgsfaktor bei den Lakers ist Dominik Egli. Der 22-jährige Verteidiger spielt extrem gute Playoffs und muss den Vergleich mit den besten Defensiv-Männern der Liga nicht scheuen. Bereits in den Pre-Playoffs gegen den EHC Biel überzeugte er und zieht das nun gegen Lugano weiter.
Bei numerischem Gleichbestand ist Egli der produktivste Verteidiger, mit 2,6 Punkten pro 60 Minuten Eiszeit. Nur im Powerplay hat der Thurgauer bislang noch keine Punkte zu Buche stehen. Trotzdem ist er insgesamt äusserst produktiv. Auch bei GameScore – einer generellen Produktivitäts-Statistik – spielt Egli ganz oben mit.
Gleichzeitig überzeugt der 22-Jährige, der im kommenden Jahr beim HCD spielen wird, auch defensiv. Von den produktivsten Verteidigern der Playoffs ist er der, der die meisten Schüsse blockt. Mit Egli auf dem Eis kassieren die Lakers bei numerischem Gleichstand 1,95 Tore in 60 Minuten, erzielen dabei selbst aber 3,9 Tore.
Die Rapperswil-Jona Lakers haben bewiesen, dass sie gegen Lugano auch ohne ihren Topskorer Roman Cervenka gewinnen können, der im ersten Spiel nach kurzer Zeit ausfiel. Doch das vierte Spiel in Rapperswil bewies wieder einmal, wie wichtig der Tscheche für die Mannschaft ist.
Mit seinem Spielmacherqualitäten sorgte der 35-Jährige regelmässig für Gefahr vor dem gegnerischen Tor. So kam es, dass die Lakers zum ersten Mal in dieser Serie phasenweise in der Lage waren, Lugano zu dominieren. Cervenka macht seine Mitspieler besser und sorgt zudem dafür, dass Captain Andrew Rowe in der Mitte nicht die ganze Last alleine tragen muss.
Obwohl wir bislang drei Einzelspieler herausgehoben haben, gilt es auch die Mannschafts- und Coaching-Leistung der Rapperswil-Jona Lakers zu betonen. Die St.Galler wissen, dass sie ihren Gegner nie an die Wand spielen können. Stattdessen konzentrieren sie sich auf ihre Stärken: Aufopferungsvoll spielen und den Gegnern das Leben so schwer wie möglich machen. Keine Mannschaft blockiert in den Playoffs mehr Schüsse als die Lakers.
Zudem schaut Trainer Jeff Tomlinson, dass die Last gleichmässig verteilt ist. Jeder Spieler jeder Linie erhält Chancen, sich zu beweisen. Und das Vertrauen zahlt sich aus. Team-Topskorer ist nicht etwa Captain Rowe, Kevin Clark oder Dominik Egli, sondern der in Genf ausgemusterte Jeremy Wick. Auch Youngsters wie Marco Lehmann, Nando Eggenberger und Gian-Marco Wetter tragen regelmässig zum Erfolg bei.
Gepaart mit der Motivation, dem scheidenden Trainer Tomlinson in seinem letzten Hurra ein grossartiges Abschiedsgeschenk zu machen, macht das die Lakers zu einem gefährlichen Gegner.
Aber natürlich liegt nicht alles nur an den Lakers. Lugano – immerhin die Nummer 2 der Regular Season – kommt seinerseits überhaupt nicht auf Touren. Goalie Niklas Schlegel kann nicht ganz an die Leistungen vom Herbst und Winter anknüpfen. Und noch viel enttäuschender sind die Auftritte der Tessiner Import-Spieler. Vom Quartett überzeugt einzig Mark Arcobello mit einem Tor und zwei Assists in den vier Spielen. Jani Lajunen hat nur einen Punkt auf dem Konto und leistete sich in Spiel 3 einen fatalen Ausrutscher, Mikkel Boedker und Tim Heed stehen gar noch ohne Punkte da.
Das resultiert in einer äusserst tiefen Team-Schusseffizienz von 6,17 Prozent. Bereits in der Regular Season war Lugano diesbezüglich mit 8,88 Prozent schwach, doch nun ist sicherlich auch noch etwas Pech dazugekommen. Wenn nun also der Torhüter plötzlich nachlässt und die Feldspieler keine Tore mehr schiessen, dann wird es extrem schwer, Spiele zu gewinnen.
Punkt 5: Lugano enttäuschte sehr
Super Rappi!
Dabei hätten sie einen TJ Brennan auf der Ersatzbank. Just saying.