Schweiz
Wirtschaft

Coronavirus: Pflegefachpersonal fordert mehr Lohn und Ausbildung

Mit Geduld am Ende: Pflegefachpersonal fordert mehr Lohn und Ausbildungsoffensive

Die Wertschätzung der Bevölkerung in der Coronakrise freut zwar den Pflegefachverband. Statt Worten brauche es nun aber Taten. Die Arbeitsbedingungen müssten sofort verbessert werden.
21.04.2020, 10:37
Mehr «Schweiz»
Der Nationalrat diskutiert am Montag und am Dienstag darüber, wie die Pflegeberufe aufgewertet werden können. (Themenbild)
In der Pflege sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Das fordert der Berufsverband in einem offenen Brief an das Parlament.Bild: KEYSTONE

«Wir sind mit unserer Geduld am Ende», schreibt der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) in einem am Dienstag veröffentlichten Offenen Brief an das Bundesparlament in Bern. Und die Wortwahl ist deutlich: «Wir fordern Taten. Leere Worte haben wir genug gehört.» Eine finanzielle Anerkennung in dieser ausserordentlichen Situation wäre laut SBK mehr als angezeigt.

Der Verband habe die Massnahmen des Bundes bislang mit «allen Kräften» unterstützt. «Die Coronakrise hat aber auch gravierende Schwächen im Gesundheitswesen offenlegt.» Nach Ansicht des SBK sind dies Folge von «politischen und behördlichen Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen».

Der Verband kritisiert vor allem drei Punkte: Schlicht einen Skandal nennt er den Mangel an Schutzmasken. Inakzeptabel sei aber auch, dass der Bundesrat die Arbeitsvorschriften ausser Kraft setzen musste, um die Versorgung sicherzustellen. Und schliesslich habe die Pandemie auch die «gefährliche Abhängigkeit» der Schweiz von ausländischem Gesundheitsfachpersonal vor Augen geführt.

Politik ist nun am Zug

Für den Pflegeverband ist darum klar: Die Politik muss jetzt handeln. In der Pflege sei die Belastung zu hoch, der Lohn und die Anerkennung zu tief. An das Parlament richtet der Verband vier Forderungen, die auch wesentlicher Bestandteil der Volksinitiative für eine starke Pflege sind, die das Parlament derzeit behandelt.

Die Schweiz benötige erstens eine Ausbildungsoffensive. Es sei ein Armutszeugnis, dass das Land nicht einmal die Hälfte des benötigten Pflegefachpersonals selber ausbilde, schreibt der Verband. Weiter fordert er die Anerkennung der Autonomie in der Pflege. Heute sei diese gesetzlich immer noch als medizinischer Hilfsberuf eingestuft. Drittens brauche es mehr Zeit für Pflege. Einer «Pflege à la minute» müsse ein Ende bereitet werden. Zuletzt verlangt das Pflegefachpersonal bessere Arbeitsbedingungen. (rwa/chmedia)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Corona-Illustrationen von Schweizer Pressezeichnern
1 / 14
Corona-Illustrationen von Schweizer Pressezeichnern
quelle: instagram: @von_corona_gezeichnet / instagram: @von_corona_gezeichnet
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wenn unser Leben mit Corona eine TV-Serie wäre...
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Alpenstrich
21.04.2020 11:22registriert Februar 2020
Wird langsam Zeit dass etwas passiert!

Ewiges Geklatsche und Gratulieren ohne den Berufsstand wirklich da zu unterstützen wo es nötig ist .....
13711
Melden
Zum Kommentar
avatar
7immi
21.04.2020 11:34registriert April 2014
Dank der PFZ musste man den Lohn halt nie erhöhen, man suchte sich das Personal im Ausland. Die teure Ausbildung entfiel (respektive Zahlte das Nachbarland). Der Haken dabei war aber, dass dies nun einen Rattenschwanz mit sich zog. So fehlen die Fachleute in Deutschland, diese holen sie in Polen usw. Und ein Land geht dann leer aus, und dieses Land hat vermutlich nicht das Geld, genügend Leute auszubilden. Ein reiches Land wie die Schweiz sollte nicht Personal aus ärmeren Ländern abzügeln oder dies begünstigen. Im Baugewerbe passiert ähnliches...
9514
Melden
Zum Kommentar
avatar
Atavar
21.04.2020 11:58registriert März 2020
Begrüssenswert, wenn in der Schweiz wieder vermehrt ausgebildet wird.

Schön, wenn wichtige Jobs, die den "Laden am Laufen halten" besser entlohnt werden (Lohn ist immer auch eine Form der Anerkennung).
775
Melden
Zum Kommentar
18
Thundorfs (TG) Kampf gegen Windmühlen – ein Drama in 4 Akten (weil der 5. noch fehlt)
Zuerst sollten es acht Windräder sein. Nun stimmt die Gemeinde Thundorf im Herbst nur noch über drei ab. Der erbitterte Widerstand des 1600-Seelen-Dorfs gegen einen Windpark steht sinnbildlich für die weit verbreitete Mentalität: «Erneuerbare Energien, ja, aber nicht bei mir.» Eine Chronologie.

Es ist der 15. März 2022, als die Elektrizitätswerke des Kantons Zürichs (EKZ) den Plan für den «Windpark Thundorf» vorstellen. 18'000 Thurgauer Haushalte. So viele sollen ab 2026 durch acht Windräder mit Strom versorgt werden. Die EKZ wollen sie im Wald und auf Feldern des Wellenbergs in der Gemeinde Thundorf erbauen. Nur wenige Kilometer von der Kantonshauptstadt Frauenfeld entfernt.

Zur Story